Velmede. Die Mitarbeiter der Firma Tital haben ein beunruhigendes Schreiben von ganz oben bekommen. Darin geht es um Stellenabbau wegen der Corona-Krise.
Erst Kurzarbeit und dann? Die Corona-Krise könnte die Mitarbeiter der Firma Tital in Bestwig noch viel härter treffen. Das geht aus einem beunruhigenden Schreiben hervor. Absender ist John C. Plant, Co-Geschäftsführer von Howmet Aerospace, zu dem das Bestwiger Unternehmen seit Anfang April gehört. In dem Brief ist von Stellenabbau die Rede.
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Was das Geschäft betreffe, würden aggressive Maßnahmen ergriffen, um ein lebensfähiges Unternehmen zu bleiben, heißt es in dem Schreiben. Man sei bestrebt, die indirekten Ausgaben zu reduzieren und die Investitionsausgaben zu senken. Ferner sei bereits die Dividende auf die Stammaktien ausgesetzt worden.
„Diese Maßnahmen werden jedoch nicht ausreichen und wir werden leider Mitarbeiter abbauen müssen“, findet Plant deutliche Worte. Es gebe künftig nicht genug Aufträge, um alle Fertigungsmitarbeiter weiter zu beschäftigen, und nicht genug Einnahmen, um das gegenwärtige Niveau an Angestellten zu halten, die das laufende Geschäft unterstützen, schreibt Plant.
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Und weiter: „Wir werden die Kurzarbeitsprogramme der Regierung und vorübergehende Freistellungen nutzen, wo wir können, aber das wird nicht ausreichen.“ Man werde dauerhafte Kürzungen vornehmen müssen, da das Auftragsvolumen erst in zwei bis drei Jahren wieder auf das derzeitige Niveau zurückkehren werde.
Folgen und Wucht noch unklar
Weil der Brief nicht direkt und nicht ausschließlich an die Mitarbeiter der Firma Tital gerichtet ist, sind die Folgen und die Wucht, mit der die Corona-Krise den Standort in Bestwig konkret treffen könnte, nicht klar. Fakt aber ist: Nach Informationen unserer Zeitung hinterlässt der Brief zumindest in Teilen der Belegschaft ein ungutes Gefühl. Das bestätigt auch die Betriebsratsvorsitzende Birgit Stach auf Nachfrage. Was sie aber auch betont: Bei dem Schreiben handele es sich um eine weltweite Info von Howmet Aerospace, die per Mail an rund 26.000 Mitarbeiter in aller Herren Länder gegangen sei.
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Das relativiere das Ganze ein stückweit - auch, wenn sicherlich unstrittig sei, dass Tital von der Krise betroffen ist. Allerdings gebe es erst seit dem 1. Mai Kurzarbeit. Andere Betriebe hätten damit deutlich früher beginnen müssen. Es sei aktuell schwierig, die weitere Entwicklung und die Auswirkungen der Krise für Tital abzuschätzen, sagt Stach.
Bitte um Stellungnahme bleibt unbeantwortet
Das sieht der Co-Geschäftsfüher von Howmet Aerospace ähnlich. Er formuliert es zu Beginn seines Schreibens so: „Wir sind in einem sehr unruhigen Umfeld tätig. Da es keine klare Einigkeit darüber gebe, wie die Wirtschaft wieder öffnen und gleichzeitig die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden könne, sehen wir uns mit beispiellosen Unsicherheiten konfrontiert, die es sehr schwierig machen, einen Weg in die Zukunft zu planen.“ Wegen der Corona-Krise habe es einen deutlichen Rückgang des Flugverkehrs und des kommerziellen Warenverkehrs gegeben. Das habe dazu geführt, dass Kunden ihre Bestellungen reduziert hätten, nennt Plant Hintergründe zur wirtschaftlichen Situation.
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Als Titan- und Aluminium- Feingussspezialist ist Tital seit Jahrzehnten Partner unter anderem von namhaften Unternehmen aus Luft- und Raumfahrt. Weltweit führende Firmen wie die Flugzeugbauer Airbus und Boeing setzen auf Guss-Bauteile von Tital. Laut Plant haben die Fluggesellschaften wegen der Krise ihre Kapazitäten um bis zu 80 Prozent heruntergefahren. Er gehe zwar davon aus, dass sich die Nachfrage der meisten Kunden aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Nutzfahrzeuge bis 2021 und 2022 langsam wieder steigern werde.
Und auch im Militärbereich sei das Volumen weiterhin auf dem geplanten Niveau. Aber: „Wenn man sich alle von Howmet Aerospace belieferten Branchen und die Nachfrage der Kunden ansieht, werden die Auslastung und die Einnahmen im Jahr 2020 deutlich zurückgehen“, so Plant.
Die Bitte unserer Zeitung um eine Stellungnahme der Unternehmensspitze in Bestwig blieb leider unbeantwortet.
- Tital ist ein Hersteller von Feingussprodukten aus Titan- und Aluminiumlegierungen und gehörte bis 2006 mehrheitlich zur Honsel AG.
- Ende 2014 wurde das Unternehmen vom US-amerikanischen Aluminiumhersteller Alcoa übernommen. Dieser spaltete sich 2016 auf und Tital gehörte von da an zu Arconic.
- Kürzlich hat sich Arconic seinerseits aufgespalten, sodass Tital seit dem 1. April 2020 zu Howmet Aerospace gehört.