Meschede. Im Mescheder Baugebiet Ziegelei II geht es weiter voran. Transparent wollen Investor und Stadt auch über die Altlasten informieren.

Die „Ziegelei II“ ist aktuell das größte Mescheder Baugebiet. Und es ist nicht unproblematisch. Auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerks sollen 38 Baugrundstücke, eine Kita und ein Mehrfamilienhaus-Komplex entstehen. „Machen wir uns nichts vor, da liegt und lag einiges im Boden“, sagt Klaus Wahle, Leiter des Fachbereichs Planung und Bauordnung. Bei Bodenproben fanden sich Bauschutt, feste Siedlungsabfälle in unbekanntem Ausmaß und eben auch Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die an Aschen gebunden sind. Mit größtmöglicher Transparenz und Sicherheit wollen Politik, Verwaltung und Investor das Thema angehen.

Umfangreiches Prüfverfahren

Wer auf ehemaligen Gewerbeflächen Wohnbebauung schaffen will, muss ein umfangreiches Prüfverfahren durchlaufen. Peter Menge, der mit seiner Firma MS-Aktiv-Bau GmbH die Fläche in Meschede entwickelt, kann davon ein Lied singen. Bisher hat auf dem Gelände nur der Abbruch des alten Betonwerks, aller Gebäude inklusive der Keller stattgefunden und die Verfüllung der ehemaligen Baugrube. Schon das sorgte in der jüngsten Ratssitzung bei Maria-Gödde Rötzmeiser (UWG) für Irritationen, weil dort währenddessen ein Schild stand, nach dem das Betreten nur in Schutzkleidung erlaubt war. Ein Hinweis auf giftige Stoffe?

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Dem widerspricht der Investor. „Das ist ein übliches Schild, das bei solchen Abbrucharbeiten auf jeder Baustelle stehen muss“, betont Peter Menge. Es sei mittlerweile entfernt. Denn jetzt folgt der zweite Schritt: Bodenproben - die doppelte Menge, die nötig gewesen wäre - so Menge, hatten ergeben, dass es drei unterschiedliche Flächen gibt.

Investor Peter Menge (links) und Dirk Schröter von der Volksbank auf dem Gelände des alten Betonwerks vor dem Abbruch.
Investor Peter Menge (links) und Dirk Schröter von der Volksbank auf dem Gelände des alten Betonwerks vor dem Abbruch. © Jürgen Kortmann

Eine ist komplett sauber und unbedenklich, in einer wurden bei Proben Abfallstoffe gefunden - die Fläche wird komplett saniert. In der letzten, deutlich kleineren Fläche wurden auch Altlasten gefunden. Für sie lohnt sich aber die komplette Sanierung wirtschaftlich nicht, weil der Investor dafür zu viel Boden austauschen müsste. Betroffen sind vier Baugrundstücke - und die auch nur teilweise. Dort, so haben Menge und die Stadt in Absprache mit dem Hochsauerlandkreis entschieden, wird der Boden nun 60 Zentimeter tief abgetragen und erneuert. Für Pflanzen und für den Menschen sind dann keine Gefahren mehr zu erwarten, so betonen Investor, Stadt und Kreis. Bis auf eine: Wenn sich Bauherren entscheiden zu unterkellern, kann es teuer werden, weil sie unterhalb der 60 Zentimeter auf Stoffe stoßen könnten, die auf Deponien entsorgt werden müssen. Deshalb hatte der Kreis ein Unterkellerungsverbot angeregt.

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Investor und Stadt lehnen ab

Eine Idee, die Investor und Stadt ablehnen. Aus zwei Gründen: Man wolle niemandem grundsätzlich vorschreiben, ob und wie er das Grundstück nutzt. „Und es gibt bisher keinen Interessenten, der überhaupt unterkellern will“, sagt Peter Menge. „Warum also etwas verbieten, was gar nicht nachgefragt wird?“ Alle zukünftigen Bauherren erhielten alle Unterlagen zu den Bodenuntersuchungen, könnten fachkundig beraten werden und dann selbst entscheiden.

Auch wenn Bürgermeister Christoph Weber und Klaus Wahle mehrmals betonten, die Flächen seien nach der Behandlung „gesundheitlich völlig ungefährlich“, war im Stadtrat bei der Abstimmung über den Bebauungsplan noch Unsicherheit zu spüren: „Wir wollen, dass in das attraktive Gebiet mit Kita und Schule in unmittelbarer Nähe junge Familien ziehen“, sagte Maria Gödde-Rötzmeier. „Ich möchte mit gutem Gewissen sagen können, dass ich dort auch selbst bauen würde. Es gibt Fragen der Familien und die müssen wir beantworten.“ Das sieht auch Klaus Wahle so, deshalb hat er zugesagt, das Thema im nächsten Fachausschuss erneut anzugehen. Da will er noch einmal genau berichten, welche Abfälle sich im Boden befinden. „Wir verschweigen da nichts.“ Peter Menge jedenfalls ist überzeugt, dass er für die Sicherheit der Bauherren alles getan hat. „Mir ist es persönlich wichtig, dass die Grundstücke bei der Übergabe sauber sind.“

Der Bebauungsplan liegt vom 25. Mai bis zum 26. Juni im Technischen Rathaus aus und ist auch online einsehbar. Die Erschließung ist schon in diesem Sommer geplant, so dass spätestens im nächsten Jahr die ersten Häuser gebaut werden können.

>>>HINTERGRUND

  • Problematisch sind die gefundenen Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).
  • Sie entstehen bei jedem Verbrennungsprozess von organischem Material, durch Holz,Kohle, Öl, Diesel oder Tabak.
  • Daneben gibt es auch PAK als wesentlichen Bestandteil von fossilen Rohstoffen (Steinkohle oder Erdöl), die ja ursprünglich aus organischem Material entstanden sind.
  • PAK können durch verschiedene Wege in den Körper aufgenommen werden, beispielsweise durch die Atemwege über Rauch oder belastete Stäube, über die Nahrung oder auch durch Hautkontakt.
  • Verbraucher kommen mit PAK hauptsächlich durch Tabakrauch, geräucherte oder verrußte Nahrungsmittel und den Kontakt mit belasteten Produkten in Berührung. Damit, so rät das Bundesumweltamt, ist Nichtrauchen der effektivste Weg, um die persönliche PAK-Belastung zu verringern. Auch der Verzehr entsprechender Nahrung sollte vermieden werden.