Holthausen. Der Gasthof Vollmer-König öffnet langsam wieder. Das Lokal musste aufgrund der Corona-Krise schließen. Die Inhaberin gibt sich hoffnungsvoll.
Nicole Vollmer-König ist 47 Jahre alt und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann einen Landgasthof in Holthausen. Für sie hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie viel verändert.
Was hat sich beruflich und privat geändert?
Nicole Vollmer-König: Beruflich hat sich von jetzt auf gleich alles verändert. Wir betreiben einen Landgasthof in Holthausen mit Pension, Ferienwohnungen, a la carte-Geschäft und Dorfkneipe. Plötzlich brach das alles ein, da von jetzt auf gleich geschlossen werden musste. In der ersten Woche war ich in einer Schockstarre. Wir mussten unsere Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmelden. Da kamen schon große Existenzängste bei uns allen auf. Auch privat hat sich einiges geändert. Ich bin Mutter von zwei Kindern, die aktuell das 4. Und 7. Schuljahr besuchen und die ich jetzt zuhause unterrichten muss. Jetzt habe ich auf Grund der beruflichen Situation mehr Zeit dafür. Aber was machen denn andere Mütter, die weiterhin arbeiten müssen? Das ist schon für alle Eltern eine große Herausforderung. Auch beim Einkaufen oder auf der Straße begleitet einen ein mulmiges Gefühl und die Angst, etwas falsch zu machen. Aber die Angst, sich anzustecken ist nicht so groß, wie die finanziellen Sorgen.
Haben Sie staatliche Unterstützung für Ihren Landgasthof bekommen?
Ja. Die Soforthilfe kam sehr schnell in Form einer einmaligen Zahlung. Nur das ist leider ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Wir hoffen jetzt weiterhin auf umsetzbare Lösungen, auch in Verantwortung gegenüberunseren Mitarbeitern.
Glauben Sie das wir auch etwas Positives aus dieser Situation ziehen?
Für uns kann ich sagen: Ja. Wir werden nach dieser Zeit nicht bei „Null“ anfangen, sondern mit sehr vielen neuen Erfahrungen. Ostern haben mein Mann und ich mit den Kindern im Garten und mit Fahrradfahren verbracht. Und mein Mann sagte: Das ist seit 30 Jahren das erste Osterfest, an dem ich nicht arbeiten durfte. Wir erfahren gerade auch, wie zu uns gehalten wird. Holthauser, Leute aus den umliegenden Ortschaften, Freunde, Bekannte und die Familie unterstützen uns. Auch Stammgäste verlegen ihren Urlaub, um ihn bei uns verbringen zu können. Das Gefühl, nicht allein zu sein und vor allem weiterhin etwas tun zu können, ist ein schönes Gefühl. Wir sind allen sehr dankbar dafür. So schlimm diese Zeit auch ist, wir werden mit viel Erfahrung hier raus gehen und positive Energie mitnehmen.
Was wünschen Sie sich?
Zuerst natürlich, dass Familie und Freunde, wir alle, die Zeit gesund überstehen. Und das wir (vielleicht in einem Jahr) zurückblicken und sagen können: „Ja! Wir haben die Krise gemeistert und uns gibt es noch.“