Meschede. Die Mescheder Arbeitsagentur hat auf Grund der vielen Anträge auf Kurzarbeit das Personal umstrukturiert. Eine Branche ist besonders betroffen.
Kurzarbeit und betriebsbedingte Kündigungen dominieren den Arbeitsmarkt seit Wochen. Existenz- und Zukunftsängste plagen Chefs und Angestellte in fast jeder Branche im HSK. Welche Folgen die Corona-Pandemie letztlich für die Wirtschaft in Meschede hat, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand absehen. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir mit Tanja Schubert, Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit Meschede-Soest, gesprochen.
Seit Corona-Start kommt ein enormes Arbeitspensum auf ihre Mitarbeiter zu. Müssen die Mescheder nun besonders lange warten?
Tanja Schubert: Um die massiv gestiegenen Anzeigen und Anträge auf Kurzarbeitergeld schnell zu bearbeiten, haben wir einen großen Teil unseres Personals umstrukturiert. Mittlerweile arbeiten über 70 Beschäftigte unserer Agentur an dem Thema Kurzarbeitergeld. Die schnelle Beratung der Unternehmen und die Auszahlung der Leistungen hat höchste Priorität. Im Regelfall sichert die Bundesagentur für Arbeit (BA) zu, die Abrechnungen binnen 15 Arbeitstagen zu bearbeiten und anzuweisen. Derzeit geht es, wenn alle Unterlagen vorliegen, bei uns schneller. Die BA unternimmt alles dafür, die vielen und noch erwarteten Abrechnungen weiterhin zeitnah abzuarbeiten.
Können Sie schon sagen, wo am häufigsten Kurzarbeit beantragt wird?
Uns sind im März und April Anzeigen zu Kurzarbeit aus nahezu jeder Branche zugegangen. Besonders stark betroffen sind die Beschäftigten des Gastgewerbes.
Und wie viele Arbeitgeber haben diese tatsächlich in Anspruch genommen?
Das können wir nur sehr schwer einschätzen, und das ist auch in den verschiedenen Branchen unterschiedlich. Tatsächlich wird nicht jede angezeigte, verkürzte Arbeit auch realisiert. Details können wir erst nach der Abrechnung abbilden. Kurzarbeit bietet Unternehmen die Möglichkeit, Beschäftigte in Zeiten konjunktureller Engpässe im Unternehmen zu halten und Krisenzeiten zu überbrücken. Es ist eine gute Botschaft, dass viele Unternehmen in unserer Region dieses Angebot nutzen und damit verhindern, dass viele Menschen arbeitslos werden.
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Wo hat man in Meschede aktuell vergleichsweise gute Chancen eine Anstellung zu finden? Wo scheint es aussichtslos?
Insgesamt können wir von einem deutlichen Stellenrückgang im Hochsauerlandkreis sprechen. Die Unternehmen haben fast 60 Prozent weniger Stellen gemeldet, als im Vormonat. Wir spüren eine deutliche Unsicherheit bei den Arbeitgebern. Die meisten zugegangenen Stellen finden sich derzeit im Gesundheitswesen, dem Handel und bei Steuerberatern.
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Zwar dürfen Hotel- und Gastgewerbe nun wieder schrittweise den Betrieb aufnehmen, doch nicht alle Mitarbeiter werden von jetzt auf gleich ihren Job zurückbekommen können. Was raten Sie den Betroffenen?
Wir können die Entwicklungen der nächsten Monate aktuell auch noch nicht einschätzen. Für die Gastronomie hängt vieles von politischen Entscheidungen der nächsten Wochen ab. Wie in der Vergangenheit auch, werden wir weiterhin sowohl einen Fokus auf die Förderung der Qualifizierung von arbeitslosen Menschen als auch auf die Beschäftigungsförderung legen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Zuschüssen unterstützen. Des Weiteren kann Arbeitgebern die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge erstattet werden, wenn sie Beschäftigte während des Bezugs von Kurzarbeitergeld qualifizieren.
Im Bereich der Personen zwischen 15 und 25 Jahren erscheint der Anstieg der Arbeitslosigkeit im aktuellem Arbeitsmarktbericht besonders hoch. Wie ist das zu erklären?
Die Herausforderung, dass viele Unternehmen strukturell gut ausgebildeten Nachwuchs benötigen, bleibt für die Wirtschaft weiter bestehen – auch nach Covid-19. Aufgrund der derzeitigen Unsicherheit warten viele Unternehmen noch mit einer Entscheidung, ob sie in diesem Jahr weiter auf Ausbildung setzen wollen. Die Berufsberatung gibt derzeit ihr Bestes, die Schülerinnen und Schüler unserer Region auch ohne persönliche Kontaktmöglichkeiten zu erreichen und zu beraten. Im besten Fall holt der Ausbildungsmarkt das, was er jetzt verpasst hat, in kurzer Zeit wieder auf. Hoffnungsvoll stimmt mich, dass die Zahl der Ausbildungsstellen weiterhin hoch ist. Ich möchte sowohl Arbeitgeber, als auch Jugendliche ermutigen, weiter am Thema Ausbildung festzuhalten. Dazu kommt derzeit, dass gerade die Auszubildenden die eine dreieinhalbjährige Ausbildung gemacht haben, in dieser aktuellen Situation teilweise nicht übernommen werden konnten.
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Arbeitslosenquote liegt bei 4,4, Prozent
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