Gleidorf. Es wäre das Schützenfest zum 100-jährigen Jubiläum gewesen. Das fällt Corona zum Opfer, doch der Schützenverein Gleidorf hat einen Alternativplan.
Vom heutigen Freitagabend bis zum kommenden Sonntag wäre ganz Gleidorf im Ausnahmezustand gewesen, der Schützenverein hätte 100-jähriges Bestehen gefeiert. Aufgrund der Corona-Pandemie wird daraus nichts. Genauso wenig aus dem regulären Schützenfest Anfang Juli. Thomas Mellmann, erster Vorsitzender des Schützenvereins, lässt den Kopf aber nicht hängen. Er hat sich mit seinen Schützenkollegen eine besondere Aktion überlegt.
Herr Mellmann, heute Abend wäre es losgegangen: 100 Jahre Schützenverein Gleidorf. Ein Unterhaltungskonzert und der Zapfenstreich um Mitternacht, Kaiserschießen, große Umzüge. Alles fällt aus, wie fühlt sich das an?
Thomas Mellmann: Man denkt schon die ganze Zeit, was man aktuell machen würde, gäbe es Corona nicht. Wir wären an der Halle fleißig, würden alles vorbereiten und uns einfach auf Schützenfest freuen. Am Samstagabend haben wir jetzt eine Vorstandssitzung hier in der Halle. Ich vermute, dass die dann als kleine Alternative etwas länger ausfallen wird (lacht).
Haben sie denn ein Lieblingslied, was sie an diesen Tagen hören werden?
Der Böhmische Traum ist schon ein Klassiker. Aber auch Schützenliesl kommt hier auf dem Fest immer super an.
Und dann wäre es auch noch das Jubiläumsschützenfest, der 100. Geburtstag gewesen. Ist das besonders ärgerlich?
Natürlich ist es ärgerlich. Wenn man sich das Wetter anguckt, das wäre perfekt gewesen. Aber die Sicherheit geht vor. Wir haben vollstes Verständnis, dass das Schützenfest nicht stattfinden kann. Wir haben uns ein Jahr vorbereitet, ein dickes Jubiläumsheft vorbereitet, das wir jetzt per Post an die Schützen verteilen. Aber dann feiern wir eben im kommenden Jahr 101-jähriges Jubiläumsschützenfest.
Ein ausfallendes Schützenfest ist natürlich auch mit finanziellen Einbußen verbunden. Wie ist die wirtschaftliche Lage beim Schützenverein Gleidorf?
Natürlich, wir können die laufenden Kosten der Halle zwar senken, aber es fehlen natürlich Vermietungen und die Feste selber. Aber wir sind, was Rücklagen angeht, gut aufgestellt, um unsere Existenz fürchten wir nicht. Mit den Schaustellern und Musiken haben wir auch direkt gesprochen, Verträge standen natürlich schon fest, aber die haben alle Verständnis gezeigt. Finanzielle Einbußen haben wir deshalb keine.
Sie sind seit 1992 im Schützenverein aktiv, seit 1997 im Vorstand, seit 2012 Vorsitzender. Was ist das besondere am Schützenfest in Gleidorf?
Gerade hier in Gleidorf versammeln sich beim Schützenfest alle Generationen, hier feiert Jung mit Alt, jeder kennt sich, das ganze Dorf ist auf den Beinen. Schon mein Schwiegervater war Vorsitzender des Schützenvereins, mein ältester Sohn ist Fähnerich. Schützenfest ist bis auf die Kriegsjahre noch nie ausgefallen. Das ist unvorstellbar gewesen, aber jetzt merkt man erstmal, was einem fehlt. Wir halten Kontakt über WhatsApp-Gruppen oder telefonieren, aber ein Schützenfest kann das nicht ersetzen.
Haben sie sich denn besondere Aktionen überlegt für das Jubiläumsjahr, um den Gleidorfern zumindest etwas Schützenfest-Feeling nach Hause zu bringen?
Zum einen wollen wir die ganze Bevölkerung auffordern, die Schützenfahnen aufzuhängen, den Garten ein bisschen Schützenfest-tauglich zu schmücken oder zu dekorieren. Auch die klassischen drei Kanonenschüsse zum offiziellen Auftakt unseres regulären Schützenfestes wird es geben.
Zum anderen gab es nach den Kriegsjahren, als Waffen verboten waren, den Brauch, dass die Schützen damals am Bahnübergang den Brotvogel ans Andreaskreuz gehängt haben und mit Steinen beworfen haben. Wir überlegen, an die Gleidorfer jetzt quasi ein Starterpaket mit Steinen und einem kleinen Vogel zu verteilen, um im Garten das Vogelwerfen nachzuspielen. Dann fahren wir vom Vorstand herum und prämieren den schönsten, lustigsten oder kreativsten Garten.