Meschede. Einbrecher? Fallen auf! Noch ist es ein Trend. Corona verändert die Kriminalität im Hochsauerlandkreis. Dafür lauern neue Gefahren.

Das Coronavirus verändert nicht nur das alltägliche Leben. Es verändert auch Kriminalität. Weil Menschen viel daheim bleiben, fallen Fremde schneller auf und auch die Gelegenheit für Straftaten im öffentlichen Raum sinken zwangsläufig. So schaut die Polizei auf die Situation im Hochsauerland: Wir haben mit Pressesprecher Holger Glaremin gesprochen.

Holger Glaremin, Pressesprecher der Polizei im HSK. 
Holger Glaremin, Pressesprecher der Polizei im HSK.  © Polizei HSK

Für Einbrecher sind es schwere Zeiten, oder?

Holger Glaremin: Für eine Aussage, ob der Virus Auswirkungen auf die Einbruchszahlen hat, ist es der bisherige Zeitraum noch zu kurz. Wir bekämpfen auch weiterhin die Einbruchskriminalität und momentan sinken die Wohnungseinbrüche. Hinzu kommt der Beginn der hellen Jahreszeit. Dieser führt in der Regel ebenfalls zu einem Rückgang der Fälle. Trotzdem bitten wir natürlich weiterhin wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen direkt an die 110 zu melden.

Gibt es stattdessen andere Entwicklungen?

Leider nutzen Betrüger die Ängste und Unsicherheiten der Menschen in der Corona-Krise aus. Ob der Anruf des vermeintlich erkrankten Enkels oder die angebliche Kontrolle des Gesundheitsamts. Die Täter sind erfinderisch! Zeigen Sie ein gesundes Misstrauen und fragen Sie bei Angehörigen, Freunden oder Nachbarn nach!

Auch interessant

Einsatz an der Ruhrbrücke in Meschede: Ein Corona-Verstoß mündet in der Bedrohung von Beamten.  
Von Oliver Eickhoff und Christina Schröeer

Randalierende Betrunkene auf Veranstaltungen gibt es momentan nicht, oder?

Trotz Corona gibt es noch Einsätze mit betrunkenen Randalierern. Schlägereien und andere Auseinandersetzungen finden aber häufig da statt, wo viele Menschen zusammen feiern. Die fehlenden Veranstaltungen sowie leeren Kneipen und Clubs bemerken wir deshalb auch in unserem Einsatzaufkommen.

Und fallen deutlich mehr Einsätze wegen häuslicher Gewalt auf?

Die Befürchtungen, dass es durch das Kontaktverbot mehr Fälle von häuslicher Gewalt geben könnte, haben sich im Hochsauerlandkreis bislang nicht bestätigt. Im März haben wir sogar einen Rückgang der häuslichen Gewalttaten zu verzeichnen. Uns ist aber wichtig zu sagen: Auch in Corona-Zeiten ist Gewalt in Familien ein absolutes No-Go! Sollte es zu Auseinandersetzungen in Familien kommen, rufen Sie den Polizeiruf 110.

Auch interessant

Wie sieht es beim Straßenverkehr aus: Weniger Fahrzeuge führen zu weniger Unfällen?

Auch hierzu kann die Polizei noch keine abschließende Aussage treffen. Aber die Gesamtzahl aller Verkehrsunfälle scheint tatsächlich zu sinken. Die leeren Straßen scheinen aber leider auch einige Unverbesserliche zu motivieren. So wurde bei einer Geschwindigkeitskontrolle zwischen Brilon-Wald und Willingen ein Sportwagen aus Düsseldorf mit 191 km/h gemessen. Erlaubt waren hier 100 km/h. Auch wenige Motorradfahrer nutzen unsere Straßen als Rennpisten. In der noch jungen Motorradsaison zählen wir schon elf schwer verletzte Kradfahrer. Ein 19-jähriger Fahrer ließ am Osterwochenende leider sein Leben auf unseren Straßen. Auch in Zeiten der Corona-Krise toleriert die Polizei daher keine Raser auf den Straßen des Sauerlandes.

Die Polizei ist bislang immer als Freund und Helfer wahrgenommen worden. Jetzt passt sie auch darauf auf, dass Bürgerinnen und Bürger die Corona-Regeln einhalten und verhängt Bußgelder bei Verstößen: Kann sich dadurch das Verhältnis zu Teilen der Bevölkerung verändern?

Grundsätzlich sind die jeweiligen Kommunen zur Überwachung der Corona-Regeln zuständig. Natürlich achten aber auch wir auf die Einhaltung der Regeln. Zudem bekommen wir regelmäßig Hinweise von Bürgern über Verstöße. Die Verhaltensregelungen sind durch Medien bekannt. Insoweit dürften die Bürgerinnen und Bürger wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie die Regeln nicht beachten. Auf der anderen Seite erwarten Menschen von uns, dass wir zu ihrem Schutz die Einhaltung der Regeln kontrollieren und tätig werden. Wir prüfen jeden Einzelfall und leiten die Anzeigen an die zuständigen Stellen weiter. Sobald Straftaten begangen werden, sind wir zur Einleitung von Strafverfahren verpflichtet. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die meisten Sauerländer sich vernünftig verhalten. Sie halten die Abstände ein und zeigen Verständnis für die getroffenen Schutzmaßnahmen. Dafür sagen wir Danke!

Auch interessant

e48ce3ac-6acf-11ea-82f0-c7e98b4735c3
Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Weniger Kriminalität und weniger Einsätze bedeuten bislang weniger Personal in der Zukunft: Besteht die Gefahr für die Polizei im HSK?

Corona betrifft nicht nur das Sauerland sondern das gesamte Land. Sofern die Gesamtentwicklung auf Landesebene ähnlich verläuft, bedeutet dies nicht zwangsläufig weniger Personal für die Polizei im HSK. Eine sichere Aussage, inwiefern sich die Pandemiephase auf die Kriminalitätsentwicklung auswirken wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht treffen. Laut unserer Kriminalstatistik ist die Anzahl der Straftaten im HSK in den ersten drei Monaten diesen Jahres gestiegen, wobei im März im Vergleich mit dem Vorjahr ein Rückgang festzustellen ist. Bei der Personalzuweisung an die Polizeibehörden ist auch die Verkehrsunfallentwicklung zu berücksichtigen. Hier ist in den ersten drei Monaten des Jahres ein Rückgang festzustellen. Für unser gesamtes Land ist diese Pandemie eine enorme Herausforderung,