Meschede. Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenzentrums Blickpunkt in Meschede kämpfen gegen das Coronavirus - mit Erfolg. Es gibt berechtigte Hoffnung.

Wenn Seniorenheime mit dem Coronavirus kämpfen, sind alle Beteiligten besonders alarmiert: Die Bewohner gehören zu den Risikogruppen, die Sterblichkeit gilt als hoch. Auch im Seniorenzentrum Blickpunkt Meschede tauchte die Infektion plötzlich auf. Noch ist die Gefahr dort nicht vorbei. Doch Geschäftsführerin Silvia Koch sagt: „Wir sind auf einem guten Weg!“

Anfang April festgestellt

Anfang April wurde das Coronavirus in der Einrichtung festgestellt - eine Mitarbeiterin und eine Bewohnerin wurden positiv getestet. Vermutlich hatte sich die Infektion zu dem Zeitpunkt schon ausgebreitet. Inzwischen gelten 23 Bewohner und 13 Mitarbeiter (Stand: Sonntag) als infiziert. Die schlechte Nachricht: Es starben zwei hochbetagte Frauen - mit Corona oder an Corona, das ist nicht festgestellt worden. Beide hatten Vorerkrankungen.

Auch interessant

Die gute Nachricht: Nur zwei weitere Bewohner mussten für kurze Zeit ins Krankenhaus. Alle anderen überstanden das Virus innerhalb der Einrichtung. Die Schwere der Symptome war unterschiedlich, auch bei den Mitarbeitern: Einige spürten nichts oder nahezu nichts, andere klagten über Husten und Fieber, viele über Müdigkeit und Abgeschlagenheit, einige hatten Durchfälle, wenige Atemnot. Beatmet werden musste keiner der Infizierten.

FFP2-Schutzmasken beschafft

Was einigen noch auffiel: der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns - dieses Symptom hatte der Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck bei seinen Forschungen im Kreis Heinsberg entdeckt, wo sich Corona besonders ausgebreitet hatte. Geschäftsführerin Silvia Koch glaubt, es sei entscheidend gewesen, dass die Einrichtung mit vielen Anstrengungen rechtzeitig FFP2-Schutzmasken beschaffen konnte - deshalb habe eine weitere Ausbreitung des Virus in der Einrichtung bei der Pflege und engem Kontakt gestoppt werden können.

Auch interessant

e48ce3ac-6acf-11ea-82f0-c7e98b4735c3
Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Inzwischen ist ein Großteil der Bewohner und Mitarbeiter getestet. Einer der drei Wohnbereiche ist überhaupt nicht betroffen. Jeweils sitzen die Senioren unter Beachtung der Hygieneanforderungen zum Teil schon wieder zum Essen beieinander. „Die Isolation war für manche schlimmer als das Virus selbst“, berichtet Silvia Koch. Weil Besuche in Seniorenheimen auch weiterhin von den Behörden untersagt sind, ist das Seniorenzentrum weiter kreativ geworden: Neben Anrufen per Skype gibt es jetzt Fensterbesuche - Bewohner und Angehörige können sich auf diese Weise zu einem vereinbarten Termin sehen. „Das ist schon etwas anderes als nur digital“, weiß Silvia Koch.

Stressige Zeit

Für Mitarbeiter, aber auch Bewohner des Seniorenzentrum ist die Corona-Phase eine stressige Zeit. „Es entstehen neue Situationen, man kennt nichts Vergleichbares“, sagt Silvia Koch: Da sind auf einmal ein Mitarbeiter in Schutzausrüstung und Menschen müssen in Quarantäne auf ihre Zimmer. Doch die Beteiligten blicken optimistisch nach vorn: Bei anhaltender Entwicklung könnten ab Mitte Mai alle Corona-negativ sein und neue Bewohner aufgenommen werden. Es würde ein weiteres Stück Normalität einziehen - wenn auch mit Abstandsregeln und Besuchsbeschränkungen.