Eslohe. Die Zehnerklassen der Esloher Realschule dürfen trotz der Corona-Krise wieder in die Schule. Echter Schulalltag sieht aber anders aus.

Nein, richtiger Schulalltag ist das Treiben in der Esloher Realschule beim besten Willen noch nicht. Aber immerhin herrscht wieder Leben im Gebäude. Darüber freut sich vor allem Schulleiterin Katrin Schulte-Bärbig, die in den vergangenen Wochen regelmäßig für organisatorische Dinge im Büro gesessen und dabei das Lachen auf den Fluren vermisst hat. Zeitweise sei sogar die Schulglocke ausgeschaltet gewesen. „Da war wirklich nicht schön“, sagt sie. Eine Schule ohne Schüler sei eine Schule ohne Leben.

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Aktuell hauchen 85 Schüler der Jahrgangsstufen 10 der Esloher Realschule zumindest wieder ein bisschen Leben ein. Zum Vergleich: In normalen Zeiten strömen Tag für Tag 520 Schülerinnen und Schüler durch die Eingangstür. Wann das wieder so sein wird, ist auch für Katrin Schulte Bärbig ungewiss.

Fakt aber ist: Kollegium und Schulleitung rüsten sich bereits dafür, dass in den kommenden Tagen und Wochen weitere Schüler in die Schule zurückkehren können. Welche das sein werden und wann das sein könnte? Auch auf diese Fragen gibt es noch keine Antworten. Ebenso wie alle Eltern, müssen auch die Schulen die Mitteilungen des Ministeriums für Schule und Bildung abwarten.

Vorteile und Nachteile

Derweil wird in den Zehnerklassen bereits fleißig gebüffelt und sich auf den bevorstehenden Abschluss vorbereitet. Dazu sind die drei Klassen in jeweils zwei Lerngruppen aufgeteilt worden. So ist etwa aus der 10a nun die 10a1 und die 10a2 geworden. Unterrichtet werden die Lerngruppen im täglichen Wechsel von der ersten bis zur sechsten Stunde mit dem nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Tischen.

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Auf dem Stundenplan stehen nur die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch. Unter diesen Umständen sei ein sehr ruhiges und konzentriertes Arbeiten möglich, sagt die Schulleiterin. So viel zu den Vorteilen, die die Situation mit sich bringt. Die Nachteile: Die erforderlichen Einschränkungen machen Gruppenarbeiten unmöglich. Und an den „schulfreien“ Tagen muss der Unterricht für die Lerngruppen zu Hause weitergeführt werden.

Freude und Unsicherheit

Freude und Unsicherheit, so beschreibt Katrin Schulte-Bärbig die Stimmung unter den Schülern, als sie sie in der vergangenen Woche auf dem Schulhof in Empfang genommen hat. Die Unsicherheit aber habe sich inzwischen gelegt, sagt sie und lobt als Schulleiterin die außerordentliche Disziplin, die ihre Schülerinnen und Schüler in dieser besonderen Zeit an den Tag legen.

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Sei es beim Tragen des Mundschutzes auf den Fluren, beim Einhalten des Sicherheitsabstandes oder bei der Umsetzung der Hygiene-Vorschriften. Es herrsche durchaus eine positive Atmosphäre, sagt Schulte-Bärbig, die ausdrücklich nicht nur die Schüler, sondern das gesamte Kollegium lobt, dem aktuell viel abverlangt werde. „Die letzten Wochen waren für alle herausfordernd und zeitlich umfangreich“, sagt sie. So sei etwa das Grundkonzept für den Schulstart in der Corona-Krise zwar zwischen Schulleitung und Gemeinde erarbeitet, aber erst gemeinsam mit dem Kollegium weiter konkretisiert worden.

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„Die Vorbereitung auf diese besondere Situation ist wirklich reibungslos gelaufen, weil hier ein hervorragendes kollegiales Miteinander herrscht“, schwärmt Schulte-Bärbig von ihrem Kollegium. Im Vorfeld war es auch darum gegangen, wie vier Zehner-Schülern, die zur Risiko-Gruppe gehören, der Unterricht trotzdem ermöglich werden kann: Sie nehmen jetzt einfach per Videoschalte an den Stunden teil. Und auch für Kinder, die wegen fehlender technischer Möglichkeiten daheim nicht am neuen digitalen Home-Schooling hätten teilnehmen können, für das die Realschule inzwischen eine eigene Plattform eingerichtet hat, ist eine Lösung gefunden worden.

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Gemeinsam mit der Gemeinde sind Leih-Verträge für die schuleigenen Tablets ausgearbeitet worden, die die betroffenen Schüler nun zuhause nutzen dürfen. „Auch hier ist die Zusammenarbeit mit der Gemeinde als Schulträger wirklich toll und unkompliziert gewesen“, freut sich Katrin Schulte-Bärbig und spricht von einer hundertprozentigen Unterstützung.

Eindrucksvoller Beweis

Das Leben in Eslohe, es funktioniert also auch in Krisenzeiten. Das haben die vergangenen Tage und Wochen eindrucksvoll gezeigt – und trotzdem wäre ein ganz normaler Alltag allen deutlich lieber. Ein Alltag, an dem morgens die Schulglocke der Realschule ertönt und 520 Kinder dazu einlädt, auf den Fluren zu lachen. So macht Schule einfach mehr Spaß.

Alle Jubiläumsveranstaltungen abgesagt

Schweren Herzens hat die Schulleitung der Realschule in Absprache mit der Gemeindeverwaltung in dieser Woche alle Feierlichkeiten und Veranstaltungen abgesagt, die im Zusammenhang mit dem 150-jährigen Bestehen der Schule stehen. Dieses besondere Jahr hätte eigentliche gebührend gefeiert werden sollen. Es habe ein langes Gespräch mit Bürgermeister Stephan Kersting gegeben, sagt Schulleiterin Katrin Schulte-Bärbig.

Zum Zeitpunkt des Jubiläumsständchen im Atrium der Schule war die Welt noch in Ordnung.
Zum Zeitpunkt des Jubiläumsständchen im Atrium der Schule war die Welt noch in Ordnung. © Frank Selter

Wobei man sich in der Sache einig gewesen sei, dass es unter den gegebenen Umständen keine andere Lösung als eine Absage geben könne.

Dabei war so viel geplant: Angefangen bei einer Sternwanderung mit Ziel im Kurpark, einem Festakt, über eine ganz besonderen Projektwoche, ein Schulfest, ein Dinner in White, eine Vortragsreihe bis hin zum großen Ehemaligen-Ball in der Schützenhalle. Sämtliche Vorbereitungen waren bereits getroffen. Sämtliche Einladungen bereits verschickt.

Ständchen im Atrium

Gestartet war die Realschule in ihr Jubiläumsjahr mit einem Geburtstagsständchen im Atrium. Dazu hatten sich die Klassensprecher und Vertreter aller Klassen, die Schulleiterin und der stellvertretende Schulleiter sowie einige Lehrerinnen und Lehrer noch vor der Corona-Krise versammelt. Auch, wenn die die Feierlichkeiten nicht wie geplant stattfinden werden, will die Realschule dieses Ständchen der Öffentlichkeit nicht vorenthalten. „Zu dem Zeitpunkt der Aufnahme waren wir noch voller Vorfreude auf die bevorstehenden Ereignisse zum 150. Geburtstag unserer Schule“, sagt Katrin Schulte Bärbig.

Verlegt auf 2021

Wer sich davon überzeugen möchte, mit wieviel Elan das Lied „Happy Birthday coole Schule“ eingesungen wurde, muss im Internet nur die Internetseite der Realschule besuchen. Das Video ist direkt auf der Startseite verlinkt.

Nachgeholt werden sollen die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Schule allesamt im kommenden Jahr.