Bad Fredeburg. Die Fachklinik Hochsauerland hat eine neue Aufnahmestation mit strengen Schutzmaßnahmen und Corona-Tests. Hotline bleibt weiter bestehen.

Mit Beginn des Corona-Lockdowns hatte die Fachklinik Hochsauerland eine zusätzliche Hotline eingerichtet. Die Befürchtung: Durch die starken Einschränkungen im Alltag könnten psychische Probleme oder Suizidgedanken entstehen, aber auch die Fallzahlen häuslicher Gewalt steigen. Ein weiteres Problem war, dass die Rehabilitationskliniken keine neuen Patienten mehr aufnehmen durfte.

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„Die Hotline bleibt auch weiterhin bestehen“, sagt Chefarzt Dr. Jens-Uwe Schneider von der Fachklinik. „Die Rückmeldungen waren aber anders, als erwartet.“ Die Klinik hat nun zusätzlich eine isolierte Aufnahmestation eingerichtet, um neue Patienten wieder - abgeschottet und mit strengen Hygienemaßnahmen - aufnehmen zu können.

Die Hotline

Die Hotline ist weiterhin täglich mit Experten besetzt, betont der Chefarzt. Bisher hätten sich Rückmeldungen aus der Bevölkerung in zwei Gruppen einteilen lassen. „Die spontane Inanspruchnahme, von Menschen, wo aufgrund der speziellen Lebenssituation und Einschränkungen die Ängste größer werden und die Gruppe mit realen wirtschaftlichen und existenziellen Sorgen“, so Dr. Schneider. Spontane Anrufe kämen eher selten, aber wenn, beraten die Experten und geben Tipps, wie man mit der veränderten Alltagssituation umgehen kann.

Ein Foto aus der neuen Aufnahmestation.  
Ein Foto aus der neuen Aufnahmestation.   © Klinik

„Dass hier weniger Rückmeldungen kommen liegt auch daran, dass wir hier andere Strukturen haben als in der Großstadt: Mehr Platz, eine schöne Natur, größere Wohnräume und sowieso eine enge Verbundenheit in den Dörfern.“

Problematisch seien eher ehemalige Patienten oder Menschen mit psychischen Vorerkrankungen. Für diese wurde nun auch die zusätzliche Aufnahmestation eingerichtet.

Die Aufnahmestation

Verstärkt hatten die Experten der Fachklinik auch ehemalige Patienten angerufen, die erst vor wenigen Wochen die Klinik nach ihrer Therapie verlassen hatten. „Da ist die Situation ganz anders - viel drastischer“, so Jens Uwe Schneider. Bei mehr als 90 Prozent der ehemaligen Patienten werde das Beratungsangebot nun angenommen, einmal die Woche erfolgt per Telefon eine Therapiestunde.

„Bei einigen reichte das aber nicht. Es gibt Menschen die dazu neigen, sich selbst zu verletzen, zu isolieren und Suizidgedanken zu entwickeln oder eben in einer solchen Stresssituation zu Sucht-Rückfällen neigen.“ Die Telefontherapie reiche dort nicht. „Für sie gibt es nun eine extra isolierte Aufnahmestation - mit gesonderten Eingängen.“ Alles dort erfolge unter strengen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, mit extra Personal, das nur für diese Station zuständig ist.

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„Die Patienten werden auf dem Parkplatz von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin in Schutzausrüstung abgeholt und in ein isoliertes Patientenzimmer gebracht. Bei ihrer Aufnahme werden sie direkt auch auf Corona getestet“, so Dr. Schneider. Bislang seien alle Tests negativ ausgefallen. Zunächst erfolge dann auch die Beratung - die Testergebnisse liegen in 24-48 Stunden vor - in Einzelgesprächen mit Schutzkleidung.

„Später können sie dann auf die normale Station übernommen werden.“ Pro Woche werden aktuell fünf bis zehn weitere Patienten über diesen Weg aufgenommen, den die Fachklinik für sich entwickelt hat. „Andere Kliniken in NRW wenden diese Methode nun auch als Best-Practice-Modell an“, sagt Dr. Schneider.

Der Ausblick

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Die Hotline soll trotzdem weiter freigeschaltet bleiben, bis Normalität eingekehrt ist. „Und das wird noch dauern“, gibt sich der Chefarzt nicht optimistisch, dass die einschränkenden Maßnahmen in den nächsten Wochen aufgehoben werden. „Vor allem muss man jetzt die Infektionszahlen beobachten. Wenn sie wieder ansteigen, könnten die Maßnahmen rückwirkend wieder verschärft werden. Das wäre für viele Menschen eine enorme psychische Belastung.“

Er will auch Menschen ermutigen, sich zu melden, wenn sie Hilfe brauchen: „Das hat nichts mit Schwäche zeigen zu tun. Es ist menschlich und niemand wird dadurch stigmatisiert! Hier muss man jetzt seine Hemmschwelle überwinden.“

Hotline-Erreichbarkeit

Die Hotline der Johannesbad FK Hochsauerland ist erreichbar von Montag bis Freitag (10 bis 12 und 13 bis 15 Uhr). Betroffene können sich unter 02974/730 im Sekretariat melden. Sie werden mit psychologischen Psychotherapeuten verbunden.

Auch am Wochenende ist die Hotline erreichbar - Samstag von 15 bis 16 Uhr und Sonntag von 11 bis 12 Uhr. „Wenn der Anrufbeantworter angeht, oder besetzt ist, melden wir uns in jedem Fall zurück- eine Reaktion wird es immer geben.“