Meschede. Was wird aus dem Sommerurlaub? Was aus Veranstaltungen? Wie geht es mit der Wirtschaft im HSK weiter? Dazu der Abgeordnete Matthias Kerkhoff.
Was wird aus dem Tourismus im Sauerland? Wird es auch Hilfen für Vereine geben? Und welche Auswirkungen hat die Corona-Krise für den Hochsauerlandkreis? Darüber haben wir mit dem heimischen Landtagsabgeordneten Matthias Kerkhoff (CDU) gesprochen.
Waren diese harten Maßnahmen in der Form wirklich notwendig?
Entscheidend war und ist, dass für jeden der ein Intensivbett braucht, eines vorhanden ist. Deshalb waren die Maßnahmen notwendig, um den Infektionsverlauf zu verlangsamen, Kapazitäten im Gesundheitswesen aufzubauen und Infektionsketten nachvollziehen zu können. Die Menschen haben sich sehr verantwortungsvoll verhalten und ich finde die gesellschaftliche Debatte darüber, wann es zu Lockerungen kommen kann richtig und einer offenen Gesellschaft angemessen.
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Wie wird mit unserer heimischen Wirtschaft im HSK in den kommenden Monaten weitergehen?
Es ist eine tief gehende Krise, deren Folgen uns alle noch sehr lange beschäftigen werden. Ich kann keine Prognose für einzelne Unternehmen wagen. Hotellerie und Gastronomie sind besonders schwer betroffen: Dort kann auch kaum etwas aufgeholt werden. Man geht nach der Krise nicht täglich Essen, nur weil man es während der Krise gar nicht konnte. Der Erfolg unserer produzierenden Unternehmen hängt jetzt davon ab, wie schnell der europäische Markt bzw. der Weltmarkt sich wieder erholt und wann die globalen Wertschöpfungsketten wieder funktionieren. Eine Lehre aus dieser Zeit muss sein, dass wir mehr europäische Souveränität benötigen, was manche Produkte und Lieferketten angeht.
Was muss die Landespolitik als nächstes dringend beschließen?
Wir haben einen Nachtragshaushalt in der Größenordnung von 25 Milliarden Euro beschlossen, um die Krise zu bekämpfen, etwa für die Soforthilfen für kleine und mittlere Unternehmen. Am 30. April werden die 16 Bundesländer gemeinsam mit der Bundesregierung über die Lage und hoffentlich die nächste Stufe von Lockerungen beraten.
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Viele machen sich auch Gedanken um Ihren Sommerurlaub: Werden Sie beispielsweise an die Nord- und Ostsee oder ins benachbarte Holland fahren können?
Bei Fern- und Flugreisen bin ich skeptisch, auch touristisch sehr überlaufene Orte, etwa an Nord- und Ostseeküste müssen sich etwas einfallen lassen, damit Menschen Abstand zueinander halten können. Möglicherweise funktioniert Urlaub im gemieteten Ferienhaus oder im Wohnmobil schneller wieder als im 1000-Betten Hotel mit Frühstücksbuffet und Animation.
...und werden Urlauber zu uns ins Sauerland kommen können?
Der Tourismus in unserer Region braucht eine Perspektive, deshalb hoffe ich gemeinsam mit allen Beteiligten, dass es möglichst bald wieder losgehen kann. In den Sauerländer Wäldern ist viel Platz, die Situation kann eine Chance für naturnahen Tourismus sein. Die Menschen wollen raus und das Sauerland liegt für viele vor der Haustür und ist nicht überlaufen. Eigentlich perfekt, in der jetzigen Lage. Die entscheidende Frage bleibt aber, was ist verantwortbar mit Blick auf das Infektionsgeschehen.
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Auch Gastronomen warten dringend auf eine Perspektive: Wann etwa sollen sie in NRW wieder öffnen dürfen?
Ich kenne keinen Plan, aber ich kenne den Wunsch vieler Menschen und vieler Gastronomen. Es ist im Moment zu früh, um zu sagen, wann hier gestartet werden kann. Essen gehen mit ausreichend Abstand als Familie – das ist etwas, was in absehbarer Zeit wieder möglich werden sollte. Wir müssen genau hinschauen, wo die Gefährdung ist und wie wir sie möglichst ausschließen können.
Für viele hat sich das Arbeiten in diesen Zeiten verändert: Wie ist es als Landtagsabgeordneter?
Die Tätigkeit hat sich stark in Richtung Telefon- und Videokonferenzen verlagert. Alle öffentlichen Termine wurden abgesagt. Ich telefoniere mehrere Stunden am Tag und stehe so in Kontakt mit Unternehmen, Verbänden, Vereinen, Gewerkschaften und der Kommunalpolitik. Es geht dabei um die Hilfspakete und wie wir es schaffen, dass möglichst alle gesunden Unternehmen die Krise überstehen. Der Parlamentsbetrieb in Düsseldorf läuft weiter. Wir haben Vereinbarungen zwischen den Fraktionen getroffen, um Abstandsregelungen einhalten zu können und gefährdete Personen zu schützen.
Werden Feste im Sauerland stattfinden, was sind Großveranstaltungen?
Schützenfeste und Konzerte wie „Meschede live“ werden, fürchte ich, bis Ende August nicht stattfinden können. Bund und Länder wollen noch einheitlich definieren, was Großveranstaltungen sind, dabei wird es nicht nur auf die Anzahl von Menschen, sondern auch auf die Fläche und die Art der Veranstaltung ankommen. Aber eine unbekannte Anzahl von Menschen, namentlich nicht bekannt, auf einem engem Raum – das wäre wie beim Karneval in Gangelt, wo es zu einem Ausbruch kam. Das ist nicht vorstellbar.
Die Vereine werden darunter leiden, gibt es auch Hilfen für sie?
Das Vereinsleben prägt das Sauerland und ich setze mich, wo ich kann für das Ehrenamt ein. Deshalb will ich mich gern dafür einsetzen, dass Vereine, die in existenzielle Schwierigkeiten kommen, Hilfe erhalten. Im Moment hat allerdings die Sicherung von Arbeitsplätzen, Existenzen und Betrieben in Not Priorität.