Meschede. Die aktuellen Corona-Zahlen machen Dr. Peter Kleeschulte, dem Leiter des HSK-Gesundheitsamtes, Hoffnung für die nächste Herausforderung.
Die aktuellen Zahlen geben Anlass zur Hoffnung, sagt Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Kreisgesundheitsamtes im Interview. Ein Polster, das der Kreis auch braucht, wenn am Montag die nächsten Lockerungen umgesetzt werden.
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Wie zufrieden sind Sie bisher mit den Sauerländern und der Corona-Entwicklungen im Hochsauerlandkreis?
Dr. Peter Kleeschulte: Als Mitglied des Krisenstabs, in dem ja auch die Polizei sitzt, weiß ich, dass es zuletzt keine größeren Verstöße gegen die Kontakt-Sperren gab. Zudem liegt seit etwa drei Tagen unsere Zahl der Neu-Infizierten unter der der Genesenen. Ob sich diese Tendenz weiter durchsetzt oder ob es einen Rückfall gibt, wage ich nicht vorherzusagen. Aber wenn es so bleibt, können wir sehr zufrieden sein.
Dann sind auch die neuen Lockerungen für Sie kein Problem?
Diese Lockerungen müssen ja irgendwann kommen. Aber es ist wichtig, dass sie kleinschrittig geschehen, so dass wir, falls die Zahlen wieder steigen, auch Gegenmaßnahmen ergreifen können.
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Die Zahl der benötigten und der vorgehaltenen Intensivbetten war immer eine wichtige Größe. Wie steht da der Hochsauerlandkreis da?
Normalerweise haben wir laut Krankenhausplan im Kreis 93 Intensivbetten, diese wurden im Zuge der Corona-Maßnahmen auf 126 erhöht. Stand Donnerstag wurden dort vier Corona-Patienten versorgt, drei davon mussten beatmet werden. Wir brauchen aber natürlich auch weiterhin Platz für Patienten mit einer Lungenembolie, einem Herzinfarkt oder einer Niereninsuffizienz. Bisher gab es da aber laut Information der Ärztlichen Direktoren und der Krankenhaus-Geschäftsführer auch noch keine Engpässe im stationären oder intensivmedizinischen Bereich. Und angesichts der Zahlen scheinen wir damit derzeit auch nicht rechnen zu müssen. Was auch daran liegt, dass die Krankenhäuser Operationen, die nicht akut waren, verschoben haben.
Der Hochsauerlandkreis steht hinter dem Kreis Heinsberg, dem Kreis Olpe, der Städteregion Aachen, den Kreisen Steinfurt und Borken in NRW an sechster Stelle, wenn man die Erkrankten pro 100.000 Einwohner zugrunde legt. Bei Heinsberg sind es rund 600, im Kreis Olpe rund 300 und bei uns 200 Erkrankte. Was sagt diese relativ hohe Zahl und gibt es dafür Gründe?
Während man diese Zahl für Heinsberg als primären Ausbruchsort im Karneval gut erklären kann, ist es bei allen anderen schwierig. Warum steht der Kreis Olpe so weit vorn? Ich kann nur sagen, die erste Ausbruchswelle im HSK hatte ausschließlich mit zurückkehrenden Skifahrern zu tun, die selbst, nachdem schon klar war, dass es in einigen Gebieten Probleme gibt, noch für ein Wochenende in die Alpen gefahren sind. Die zweite Welle ergab sich dann durch Sekundär-Infektionen der Zurückgekehrten
Die Kritik lautet: Es wird immer noch zu wenig getestet. Wie viele Tests könnten im HSK täglich veranlasst werden.
Wir haben sehr viele Testmöglichkeiten an unterschiedlichen Orten: bei niedergelassenen Ärzten, in Krankenhäusern und natürlich in den Covid- Behandlungszentren im Marienhospital in Arnsberg und in Bad Fredeburg. Aber wie viele das sind, das kann ich nicht sagen. Es müssen nur relativ viele sein, sonst hätten wir nicht diese vielen positiven Nachweise. Mir ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es auch angesichts der begrenzten Kapazitäten immer noch einer ärztlichen Indikation bedarf, bevor ein Test veranlasst wird.
Angeblich lassen sich Sauerländer schon in privaten Instituten testen und zahlen dafür?
Davon weiß ich nichts, aber das kann ich mir vorstellen, dass es Institute gibt, die das gegen eine entsprechende Bezahlung anbieten.
Und was halten Sie von Antikörper-Tests, um herauszufinden, ob Menschen schon immun sind?
Da streitet man sich momentan wissenschaftlich noch über die Zuverlässigkeit und an diesem Streit möchte ich mich nicht beteiligen.
Testen und Abstand halten? Bleiben das unsere wichtigsten Regeln für die nächsten Wochen und Monate?
Es sieht zumindest bis Mai so aus, dann soll weiter geguckt werden. Sie kennen die aktuellen Regeln aus Land und Bund. Darauf haben wir im HSK keinen Einfluss.
Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben im Moment?
Meine Mitarbeiter kümmern sich weiter ums Fallmanagement. Dabei arbeiten sie seit Wochen durchgehend auch am Wochenende. Sie machen einen hervorragenden Job. Werden uns positive Befunde gemeldet, sprechen wir die Quarantäne aus. Es werden dann danach die Kontaktpersonen ermittelt, die ebenfalls in Quarantäne gehen. Wir vermitteln außerdem Testmöglichkeiten. Und wir kümmern uns intensiv um Alten- und Pflegeheime im gesamten HSK.
>>>HINTERGRUND
Immer wieder wird die jetzige Corona-Erkrankung mit der Grippewelle 2017/18 verglichen. Im HSK starb damals niemand, jetzt haben wir bereits elf Corona-Tote.
Laut Dr. Peter Kleeschulte, dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes, lassen sich diese Zahlen in keiner Weise vergleichen. Im Moment würden alle Toten, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, auch als Corona-Tote gezählt. Dabei hatten sie bisher in der Regel schwere Vorerkrankungen.
Das Durchschnittsalter der Verstorbenen beträgt im HSK 81 Jahre. NRW-weit beträgt es sogar 82 Jahre. Auch angesichts des Alters sind diese Menschen laut Kleeschulte wahrscheinlich nicht letztlich an der Viruserkrankung, sondern an ihren Vorerkrankungen gestorben. Sie hatten aber auch Corona.
Kleeschulte: „Das ist bei der Grippe anders. Da bescheinigt der Arzt, dass der Verstorbene ursächlich an der Influenza verstorben ist.“