Bestwig. Die Mitarbeiterinnen der Sozialstation Bestwig haben auch in der Corona-Krise ihr Lächeln nicht verloren. Dabei ist ihr Job gerade nicht einfach.

Die Mitarbeiterinnen der Caritas-Sozialstation Bestwig haben auch in der Corona-Krise ihr Lächeln nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Wenn Karin Hartmann über ihre Kolleginnen spricht, gerät sie regelrecht ins Schwärmen. Sie sei wirklich stolz auf „die Mädels“, sagt sie. Als verantwortliche Pflegekraft und Leiterin der Sozialstation weiß sie sehr genau, dass der Job gerade alles andere als einfach ist.

Verunsicherung hat sich gelegt

114 Klienten betreut die Caritas-Sozialstation Bestwig aktuell. Vor der Corona-Krise waren es 150. „Momentan sind viele der Angehörigen im Home-Office und können sich dadurch verstärkt selbst um die Senioren kümmern“, erklärt Hartmann die gesunkene Zahl und ergänzt: „Wir umsorgen jetzt an erster Stelle die Menschen, die wirklich ganz allein daheim sind“.

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Und dabei ist mehr Einfühlungsvermögen denn je gefragt. „Viele der Senioren haben sich erschrocken, als die Mädels mit Mundschutz in der Wohnung vor ihnen standen“, sagt sie. Man müsse bedenken, dass viele der älteren Menschen den Krieg miterlebt haben. Anfangs habe es eine große Verunsicherung gegeben. Die habe sich inzwischen aber weitgehend wieder gelegt.

Klient auf rundem Geburtstag

Und auch die Notwendigkeit, zu Hause zu bleiben, hätte die meisten der 114 Klienten glücklicherweise inzwischen erkannt. Das sei ganz am Anfang der Krise noch anders gewesen. „Da haben wir zum Beispiel einen unserer Klienten daheim nicht angetroffen, weil er noch auf einem runden Geburtstag war“, sagt Hartmann. Entsprechend verärgert sei ihre Kollegin in diesem Moment gewesen.

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Denn die Fachkräfte der Sozialstation setzen alles in ihrer Macht stehende daran, um das Infektionsrisiko auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Dazu gehört nicht nur die Hygiene, die auch ohne Corona ohnehin selbstverständlich ist. Dazu gehört im Moment auch das Arbeiten mit Mundschutz. Und das ist bei der körperlichen Tätigkeit nicht immer ganz einfach. Deshalb hat Hartmann „ihren Mädels“ geraten, sich die Pausen zu nehmen, die sie brauchen. „Unsere Mitarbeiterinnen sind unser höchstes Gut“, das müssen wir schützen, sagt Karin Hartmann und lächelt.

Eine echte Herausforderung

Predrag Antunovic unterstreicht diese Aussage mit einem zustimmenden Nicken. Er ist beim Caritasverband Meschede Leiter des Fachbereichs Personal. Und auch er setzt in seiner Funktion alles daran, die Mitarbeiterinnen der Sozialstationen bestmöglich zu schützen – nicht nur die in Bestwig, sondern auch in Meschede, Eslohe und Schmallenberg.

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„Das ist gerade eine echte Herausforderung“, sagt Antunovic mit Blick auf die Probleme bei der Bestellung von Schutzkleidung. Aktuell, so stellt er heraus, sei alles vorhanden, was benötigt werde. Er hoffe nun, dass sich daran auch nichts ändern werde, wenn die Krise länger andauert. Zuletzt seien zum Beispiel 3000 bestellte Overalls verschwunden - irgendwo in Singapur. In Singapur? „Ja, in Singapur“, bestätigt Antunovic. Er kann den detaillierten Versandweg inzwischen auswendig: Shanghai, Neu Delhi, Singapur, Bonn, Neuss, Paderborn, Bestwig.

Was erschwerend hinzu kommt: der Preis für Schutzkittel etwa ist seit Beginn der Krise ums Zehnfache gestiegen: von 35 Cent auf 3,50 Euro. Und auch das Angebot eines Apothekers, der Desinfektionsmittel zum Preis von 12,60 Euro pro 500 Milliliter anmischen könne, sei alles andere als ein Schnäppchen, helfe aber im Notfall sehr.

Grund zur Freude

Aber weder Antunovic noch Hartmann wollen klagen. Denn es gibt neben den überaus motivierten Mitarbeiterinnen auch viele andere Dinge, an denen sich die beiden derzeit erfreuen können. Da sind zum Beispiel die Damen der Caritas-Konferenzen, die ehrenamtlich Schutzmasken nähen. Und nicht nur die. Sogar die Mitarbeiterinnen der Sozialstation selbst fertigen in ihrer Freizeit Masken. Da ist die gute Zusammenarbeit mit Gesundheitsamt und Heimaufsicht des Hochsauerlandkreises - so gut, dass der Rettungsdienst kürzlich Handschuhe, Mundschutze und Schutzbrillen abgegeben hat.

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Und da ist die Unterstützung aus den Dörfern. „Es sind viele Schützenvereine an uns herangetreten und haben ihre Hilfe angeboten, weil wir näher an den älteren Menschen dran seien“, freut sich Karin Hartmann. Da gebe es Angebote zum Einkaufen, zum Rasenmähen, zum Herausstellen der Mülltonnen oder zum Hecke schneiden.

Bislang habe man zwar noch nicht darauf zurückgreifen müssen, aber je länger die Situation andauere, desto wahrscheinlicher werde es, dass diese Hilfe tatsächlich benötigt werde. Insofern sei sie für derlei Gesten äußerst dankbar. „Genau dieser Zusammenhalt ist es, was wir jetzt brauchen“, sagt sie.

  • Knapp 1200 Klienten betreuen die Mitarbeiterinnen der Caritas-Sozialstationen Bestwig, Meschede, Eslohe und Schmallenberg insgesamt.
  • Durch die Corona-Krise sind es derzeit rund 200 Klienten weniger, weil viele der Angehörigen durch Home-Office mehr Zeit für die Senioren haben.
  • Die Leiterin der Sozialstation Bestwig hält ihre Mitarbeiterinnen allmorgendlich mit aufmunternden Nachrichten im gemeinsamen internen Chat auf den Diensthandys bei Laune. Und weil der Caritas-Verband weiß, was er in dieser schweren Zeit an den Mitarbeiterinnen der Sozialstation hat, haben sich Führungskreis und Vorstand bereits mit Präsenttüten erkenntlich gezeigt.