Freienohl. Lehrerin Lisa Hegel aus Freienohl erzählt von ihrem Corona-Alltag im digitalen Klassenraum. Die erste Zeit, sagt sie, sei nicht leicht gewesen.

Normalerweise unterrichtet die Freienohlerin Lisa Hegel Englisch, Gestalten und Kunst an einer Sekundarschule in Neheim. Nun sitzt sie in ihrem Wohnzimmer am Laptop und arbeitet in einem virtuellen Klassenzimmer. Auf der Fensterbank stehen die Pflänzchen, die ihre Fünfer nach der spontanen Schulschließung im Klassenzimmer vergessen hatten. Erbsen, Kartoffeln, Radieschen. Alles gedeiht prächtig. Aber wie läuft’s für eine Lehrerin ohne Klasse?

Lehrerin Lisa Hegel (28) in ihrem Home-Office in Freienohl. Für ihre Schüler bietet sie Online-Sprechstunden an.
Lehrerin Lisa Hegel (28) in ihrem Home-Office in Freienohl. Für ihre Schüler bietet sie Online-Sprechstunden an. © Privat

„Die erste Woche war nicht leicht“, gesteht die 28-Jährige. Sie habe etwas gebraucht, um sich an die Situation zu gewöhnen. Die Lehrerin vermisste besonders ihre Klasse 5. In dieser ersten Zeit schrieb sie, auch um den eigenen Geist zu beruhigen, eine Mutmach-Geschichte für ihre Schüler und verteilte sie anschließend mit einer persönlichen Botschaft in deren Briefkästen (s. Textende).

Rhythmus gefunden

Nun habe sie einen guten Rhythmus gefunden. Sie steht morgens um 7 Uhr auf und sitzt früh vorm Rechner. Dann arbeitet sie die Englisch-Aufgaben für ihre Schüler aus den Klassen 5 und 6 aus, die dann wochenweise auf der Schulhomepage hochgeladen werden. An ihrer Schule werden auf diese Weise die Hauptfächer abgedeckt. Bald geschieht dies dann über das Portal „Padlet“. Die Lehrerin fuchste sich in das neue Programm hinein, erstellte Seiten für ihre Klassen und coacht nun auch andere Kollegen.

Arbeit im virtuellen Klassenzimmer und mit Online-Sprechstunden

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„In diesen virtuellen Klassenzimmern können wir Material hochladen, Kommentare schreiben und direkt mit Schülern und Eltern kommunizieren“, erklärt die Freienohlerin. Als kleine Aufheiterung postet sie dort auch regelmäßig Fotos von den kleinen Gemüsepflanzen.

Von 11 bis 13 Uhr bietet die Lehrerin Online-Sprechstunden für die Fünft- und Sechstklässler an. „Das wird aber noch kaum genutzt“, erzählt Lisa Hegel. „Die Aufgaben werden bei den Kleineren nicht kontrolliert.“ Erst wenn die Schulschließung doch länger dauern sollte, müssten die Kinder ihre Aufgaben einreichen. „Gerade für die Fünftklässler ist das derzeit nicht so leicht, sich selbstständig mit den Aufgaben zu befassen“, sagt Lisa Hegel. Die Eltern müssten die Kinder unterstützen, aber das sei in der momentanen Lage nicht bei allen Schülern möglich. Die Situation zu Hause sei überall unterschiedlich – zwischen weiteren Kindern, eigener Arbeit, Stress und Sorgen.

Unterschiedliches Feedback der Eltern

In den ersten Tagen der Neu-Orientierung schreibt und illustriert Lehrerin Lisa Hegel eine Geschichte für ihre Schüler.
In den ersten Tagen der Neu-Orientierung schreibt und illustriert Lehrerin Lisa Hegel eine Geschichte für ihre Schüler. © Privat

„Das Feedback der Eltern ist unterschiedlich“, sagt Lisa Hegel. Manche Eltern klagten, dass den Kindern zu viel aufgeben werde, andere hielten das Maß für angemessen. „Es ist das Pensum, was wir uns auch in einer normalen Woche in der Schule vornehmen“, erklärt Lisa Hegel. Positiv sieht die 28-Jährige den derzeitigen Schub fürs „Digitale Lernen“. „Natürlich mussten wir erst einmal intern klären, was datenschutzrechtlich erlaubt ist und was nicht. Aber nun haben wir gute Lösungen gefunden.“ Sie ist überzeugt, vieles auch nach Corona nutzen zu können. „Obwohl ich mich schon sehr darauf freue, meine Schüler bald wiederzusehen.“ Als Frau Hegel mit einem echten Pult.

Über einen kleinen Prinzen

  • In der Geschichte „Am Rand der Welt fällt Gold von den Sternen“ geht es um einen kleinen Prinzen, der auszieht, um zu lernen, dass man allein auf dieser Welt nur wenig erreichen kann. Dass man sich immer helfen und füreinander da sein muss. Es war eher zufällig, aber dann doch „sehr passend zur derzeitigen Stimmung“, findet Lisa Hegel.
  • Die illustrierte Geschichte eignet sich für Kinder ab 6 Jahren. Die Idee basiert auf dem Lied „Gold von den Sternen“ aus dem Musical Mozart!.