Meschede. Drei Wochen haben Schüler aus Schmallenberg, Eslohe und Meschede allein im Homeoffice gelernt. Sie berichten von ihren Erfahrungen.

Mit einem Schlag war alles anders. Kein Wecker, der mehr um sechs klingelte, kein leises Flüstern und Kichern mit dem Nachbarn, die anschließende Ermahnung des Lehrers und das heimliche Gekritzel auf dem Collegeblock.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Die Schulschließungen wegen des Corona-Virus nahmen den Schülern ein Stück ihres Alltags und die Normalität. Tagesstruktur, Selbstorganisation und Eigeninitiative standen für drei Wochen auf der Tagesordnung. Fünf Schüler berichten, wie sie die unterrichtsfreie Zeit alleine zwischen Büchern, Arbeitszetteln und Online-Plattformen erlebt haben. Alle sind sich einig: Sie wissen jetzt die alltäglichen Dinge zu schätzen und sehnen sich danach, dass es nach den Ferien wieder weitergeht.

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Jette Hochstein, 13 Jahre aus Wennemen, Städtisches Gymnasium Meschede, Klasse 7

Jette Hochstein.
Jette Hochstein. © Miriam Gec

„Ich bin mit dem Unterrichtsstoff, der zum Teil aus Wiederholungen, aber auch aus Neuem bestand, gut klar gekommen. Die meisten Aufgaben konnte ich alleine bearbeiten, bei einigen habe ich meine älteren Brüder, die in der Oberstufe und im Studium sind, gefragt. Ich habe mich in eigenem Interesse gewissenhaft damit auseinandergesetzt, auch wenn es nicht abgegeben werden musste. Immer nach einer Wochenaufgabe erhielten wir per Mail die Lösungen. Nach getaner Arbeit, konnte ich meine beste Freundin, Leni, die auch in meine Klasse geht, fast täglich zum Inlineskaten treffen. Unsere Lehrer konnten wir zu jeder Zeit per Mail kontaktieren und Fragen stellen. Am Freitag vor den Ferien hatte unsere Klasse eine Videokonferenz und jeder durfte erzählen, wie es einem geht und wie es geklappt hat. Sollte der Unterricht nach den Ferien wieder beginnen, freue ich mich am meisten auf meine Freundinnen. Sorgen vor dem Schulstart habe ich nicht, ich hoffe allerdings sehr, dass es wieder los geht. Wenn wir das Halbjahr wegen der Coronakrise wiederholen müssten, fände ich das schon blöd.“

Selina Balikcioglu, 13 Jahre, aus Meschede, Städtische Realschule Meschede, Klasse 6

Selina Balikcioglu
Selina Balikcioglu © Miriam Geck

„Am letzten Schultag bekamen wir einen großen Teil der Unterrichtsmaterialien mit nach Hause und den restlichen Stoff haben uns die Lehrer auf die Homepage gestellt. Über meinen Tagesablauf konnte ich selbst entscheiden und somit habe ich morgens ausgeschlafen und mir dann nachmittags Zeit für die Schule genommen. Die Aufgaben in Deutsch waren sehr viel, aber ich habe es mir gut eingeteilt. Größtenteils waren es Wiederholungen, kleinere Einheiten habe ich selbst erarbeitet. In Mathe bekam ich Hilfe durch meine Nachhilfelehrerin und unsere Lehrer wären sonst auch per Mail erreichbar gewesen. Die Aufgaben mussten wir noch nicht abgeben, ich denke, dass unsere Lehrer diese nach der Coronazeit kontrollieren. Über eine WhatsApp-Gruppe war der Austausch mit Freunden möglich, aber der persönliche Kontakt, mal eben in die Stadt gehen, das blieb leider aus. Ich hoffe sehr, dass die Schulen nach den Ferien wieder öffnen, denn ich freue mich auf mein altes Leben und auf meine Freunde. Ein bisschen Sorgen habe ich, dass wir dann sehr viele Klassenarbeiten hintereinander schreiben müssen.“

Johanna Engelbrecht, 15 Jahre, Erich Kästner-Realschule Bad Fredeburg, Klasse 10, aus Schmallenberg

Johanna Engelbrecht
Johanna Engelbrecht © Privat

„Für uns war das „Häusliche Lernen“ anfangs eine ziemliche Herausforderung. Unsere Aufgaben bekamen wir über die Schulwebsite und mussten sie am jeweiligen Freitag per E-Mail an unsere Lehrer zurücksenden. Wir konnten unseren Lehrern Fragen stellen, die sie auch sehr genau und gewissenhaft beantworteten, jedoch ist dies ein schwacher Ersatz im Vergleich zu persönlicher Hilfe. In der ersten Woche brachen die E-Mail Server zusammen, was an der mangelnden Digitalisierung unserer Schule lag, da die Server auf die hohen Datenmengen der Mails der vielen Schüler nicht ausgerichtet waren. Nach einigen Problemen verliefen die nächsten Wochen aber gut. Wir hoffen, nach den Osterferien die Schule wieder regulär besuchen zu können, denn es wäre schön, ein Stück Normalität zu zurück zu bekommen, und außerdem müssen wir noch einiges an Vorbereitung für unseren Abschluss nachholen. Der bereitet mir schon Sorgen.“

Annika Wiese, 16 Jahre, Klasse 10, Städtisches Gymnasium Meschede, aus Wenholthausen

Annika WIese.
Annika WIese. © Privat

„Bei uns mussten sich alle Schüler auf einer Plattform anmelden. Dort haben die Lehrer Gruppen mit allen Schülern des Kurses erstellt, um uns so Aufgaben zu senden. Bei Fragen konnte ich mich über die Plattform an meine Lehrer wenden, oder ich habe mich mit Freunden ausgetauscht. Viele Lehrer wollten, dass wir ihnen unsere Ergebnisse schicken, um uns so Rückmeldungen zu geben. Ich fand es bei den vielen Aufgaben schwer, den Überblick zu behalten und habe mir Checklisten erstellt, um nichts zu vergessen. Sorgen mache ich mir vor dem Schulstart nicht, aber es wird wahrscheinlich sehr anstrengend, da noch einige Klausuren ausstehen.“

Jannis Wiese, 10 Jahre, Klasse 5, Realschule Eslohe, aus Wenholthausen

Jannis Wiese
Jannis Wiese © Privat

„Ich habe Wochenpläne für alle Fächer bekommen. Meistens waren das kleinere Übungen zur Wiederholung. Ich fand es gut, dass wir alle Aufgaben in einem Wochenplan bekommen haben, da ich so genau wusste, welche Aufgaben ich an einem Tag erledigen musste. Natürlich waren alle Lehrer offen für Fragen, aber auch meine Eltern konnten mir helfen. Eine Lehrerin hat uns sogar Videos geschickt und so die Aufgaben erklärt, was super hilfreich war. Mit meinen Freunden habe ich in der letzten Zeit oft telefoniert. Ich freue mich, wenn die Schule wieder öffnen kann und ich mit meinen Freunden in der Pause spielen kann. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich in der Schule konzentrierter arbeiten kann. Ich bin zwar mit den Aufgaben gut klargekommen, aber mir fällt es in der Schule leichter zu lernen.