Heringhausen. Schon 2018 war die L776 zwischen Bestwig und Heringhausen abgerutscht. Die Bauarbeiten sind eine Herausforderung für Planer und Straßenbauer.
Die Baustelle auf der Landstraße 776 zwischen Bestwig und Heringhausen ist bei Weitem nicht die größte des Landesbetriebs Straßenbau in Meschede. Nach dem Bau der A46 ist man dort inzwischen ganz andere Hausnummern gewohnt. Dennoch ist die 170 Meter lange Baustelle keine alltägliche.
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Strecke zwei Jahre abgesichert
2018 war an der Landstraße nach starken Regenfällen die Böschung abgerutscht. Zwei Jahre lang war der Bereich daraufhin abgesichert, damit Auto- und Lkw-Fahrer nicht zu nah am Straßenrand fahren. Genau dieser Schaden wird aktuell behoben. Dabei ist es keineswegs so, dass der Landesbetrieb seit dem Abrutschen des Hangs untätig war. Das weiß niemand besser als Carsten Hoffmann vom Landesbetrieb, der für die Ausschreibungen zuständig war und nun für die Vertragsbegleitung verantwortlich ist. Den nun für jedermann sichtbaren Arbeiten war unter anderem die Entnahme von Bodenproben und die Erstellung eines Gutachtens vorangegangen, auf dessen Grundlage nun die Arbeiten erfolgen. Und die sind durchaus aufwändig.
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Aufbau mit Geogittern
Abgegangen war die Böschung damals an zwei Stellen. Doch der Landesbetrieb lässt die Rohde-Gruppe aus Korbach nicht nur dort Hand anlegen, sondern auch in dem Bereich dazwischen. Auf einer Länge von rund 170 Metern trägt das Unternehmen derzeit den Hang bis zu einer Tiefe von 3,50 Metern ab, um ihn dann deutlich stabiler wieder aufzubauen. Der Aufbau erfolgt laut Hoffmann mit so genannten Geogittern, die künftig verhindern werden, dass der Hang erneut seitlich abrutscht. Man müsse sich das wie ein Sandwich vorstellen, sagt er. Das Geogitter werde vor der ersten Frostschutzschicht auf das Erdplanum gelegt und dann umgeschlagen, bevor darauf die weitere Verfüllung mit bewehrter Erde erfolge. „Das sorgt für deutlich mehr Stabilität und Sicherheit“, sagt Hoffmann. Vorher habe es sich um eine reine Naturböschung gehandelt, in die solche Absicherungen nicht eingebaut waren.
Vier Tage dauern die Baumfällarbeiten
Allein vier Tage hat es gedauert, bis am Hang die notwendigen Baumfällarbeiten erledigt waren. 45 Bäume mussten vor den eigentlichen Erdarbeiten weichen. Weil sich auf der bewehrten Erde, die nun eingebaut wird, keine Bäume, sondern höchstens Büsche pflanzen lassen, werde es an einer anderen Stelle Ersatzmaßnahmen geben.
Abgetragen wird der Hang übrigens nicht nach Augenmaß des Maschinenführers, sondern mit Hilfe modernster Technik. Vermesser hatten im Vorfeld Geländeaufnahmen gemacht und mit den Daten die satelliten-unterstütze Maschinensteuerung gefüttert. Entsprechend erkennt der Mann im Bagger anhand eines digitalen Geländemodells auf seinem Display nun genau, wo er den Baggerlöffel ansetzen muss.
Arbeiten dauern bis Ende April
Bis Ende April werden die Arbeiten zwischen Bestwig und Heringhausen laut Landesbetrieb noch dauern. Danach soll die Strecke wieder freigegeben werden - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Frost mache ihm inzwischen zwar keine Sorgen mehr, sagt Hoffmann, dafür aber der Regen, der das Gelände aufweicht.
Aktuell geht Hoffmann allerdings ebenso wie sein Kollege Andreas Gottdang, der für die Bauüberwachung zuständig ist, davon aus, dass die Strecke Ende April wieder befahrbar sein wird. So lange gilt noch die Vollsperrung, die von vielen Autofahrern trotz eindeutiger Schilder in beiden Richtungen ignoriert wird.
Man glaube gar nicht, wie viele Autofahrer, die Hinweisschilder umfahren und am Ende vor der Baustelle wieder umdrehen müssen, sagt Hoffmann. „Auf Schilder achtet heute kein Mensch mehr“, ergänzt Gottdang. „Die Leute verlassen sich nur noch auf ihre Navis.
>>>HINTERGRUND
Die Umleitung erfolgt über Wehrstapel und Berlar im Verlauf der L743, der L915 und der K44 sowie über Ostwig und Andreasberg im Zuge der K15, der K16 und der K44.
Ursprünglich war ein Baubeginn bereits Ende des vergangenen Jahres vorgesehen. Geplant war eine Sanierung der Böschung in einem sechswöchigen Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Ende November.
Weil aber in diesem Zeitraum die Weihnachtsbaumhändler der Region Hochsaison haben, hatte sich der Landesbetrieb für eine Verschiebung entschieden. Die Umleitungsstrecke hätte Ende des Jahres eine enorme Belastung für einzelne Dörfer bedeutet.