Velmede. Der Velmeder Wolfgang Rinschen hat circa 1200 Arbeitsstunden in sein neues Buch investiert. Sein Beweggrund ist ein ganz besonderer.
Vier Jahre hat es gedauert, jetzt ist Wolfgang Rinschen am Ziel: Der Velmeder hat eine Biographie über Papst Johannes Paul II. geschrieben. Drei Jahre hat er dafür recherchiert - in annähernd 100 Büchern, in Filmdokumenten, in Zeitungen und im Internet. Rund 1200 Stunden, so schätzt Wolfgang Rinschen, hat er in das 200 Seiten starke Werk investiert.
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Aber warum ausgerechnet eine Biographie über den Heiligen Johannes Paul II. - einen Menschen, über den es bereits rund 2000 Biografien und mindestens noch einmal genauso viele Bildbände gibt? Eine berechtigte Frage, wie Wolfgang Rinschen findet, aber eine Frage, auf die er eine Antwort hat. Eine sehr persönliche Antwort.
„Als ich im Dezember 2010 erstmals das Wohnzimmer meiner heutigen Frau Therese betrat, fiel mir dort sofort ein Foto des Heiligen Vaters auf“, sagt Rinschen. Auf Nachfrage habe sie ihm - nicht ohne Stolz - von ihrer persönlichen Begegnung als junge Studentin an der Krakauer Uniwersytet Jagielloński mit Kardinal Karol Wojtyła im dortigen erzbischöflichen Palais berichtet.
Große Diskrepanz
„Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es nicht immer gut gemeint mit dem konservativen Kirchenoberhaupt aus Polen“, sagt Rinschen. Ohne Zweifel habe Johannes Paul II. vieles getan, das hohe Achtung verdiene.
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„Doch lag in meinem Papstbild eine große Diskrepanz zwischen seinem Einsatz für Reformen und für den Dialog in der Welt und dem unter seiner Verantwortung vollzogenen innerkirchlichen Rückfall in zentralistische und autoritative Strukturen“, sagt der Velmeder und ergänzt: „Dieser wollte so gar nicht zu dem passen, was wenige Jahre zuvor die Würzburger Synode für die katholische Kirche in Deutschland an zukunftsorientierten Ideen hatte reifen lassen.“
Handeln verstehen lernen
Nach den ersten Gesprächen habe er den Mann, den seine Therese so schätzte, nun dort begreifen wollen, wo er gelebt und als Priester, Bischof und als Papst gewirkt hat. „Gleichsam vor Ort wollte ich sein Handeln verstehen lernen“, sagt Rinschen.
Während gemeinsamer Besuche in der polnischen Heimat seiner Frau seien die beiden in den kommenden Jahren immer wieder Spuren des Heiligen Johannes Paul II. begegnet - ob in Góra Świętej Anny, auf dem schlesischen Annaberg, ob in Kraków, Wadowice und Kalwaria Zebrzydowska, in Częstochowa bei der Ikone der Schwarzen Madonna im Kloster Jasna Góra, in Wrocław und Gdańsk, in Ostpreußen oder in Zakopane.
„Diese Spuren führten mich zu einem Heiligen, der mit seinem Leben und Sterben, mit seiner Liebe zu Gott und zu den Menschen bis heute eine Inspiration nicht nur für die Christen in Polen, sondern für Gläubige in aller Welt ist“, sagt Rinschen zu seiner Motivation für die Biographie.
Vor Ort habe er erfahren, wie Johannes Paul II. mit Charme, Güte und Menschennähe, mit seiner ungeheuren Dynamik und Einfachheit den Menschen aller Generationen die Freude am Christsein vermittelte.
Und es gibt noch einen zweiten Grund, über Johannes Paul II. zu schreiben - der entspringt allerdings einem Zufall: Am Rande des Europaschützenfestes in Peine, das Wolfgang Rinschen und seine Frau Therese als Königspaar der St.-Andreas-Schützenbruderschaf Velmede-Bestwig 2015 besuchten, lernten sie die Schützenbrüder der Krakauer „Bractwo Kurkowe w Krakowie“ kennen. „Aus dieser ersten, flüchtigen Begegnung ist eine Schützenfreundschaft über Grenzen hinweg gewachsen, die damals in Peine für uns ungeahnt ihren Anfang bereits während des 2. Vatikanischen Konzils genommen hat“, sagt Rinschen.
Besonderes Geschenk
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Gemeint sei die Freundschaft zwischen den Bischöfen Karol Wojtyła und Franz Hengsbach. Beide sind Ehrenschützenbrüder ihrer Bruderschaften in Krakau und Velmede-Bestwig. „Diese Freundschaft war für Stanisław Kardinal Dziwisz, den ehemaligen Privatsekretär des Papstes, der Beweggrund, den Schützenbrüdern auf Thereses und meine Bitte hin ein Geschenk besonderer Art zu machen“, so Rinschen.
Als einziger Bruderschaft im deutschsprachigen Raum überreichte der ehemalige Privatsekretär des Papstes den Andreas-Schützen eine Blutreliquie des Heiligen Johannes Paul II. Auch diese Schenkung habe in ihm den Wunsch geweckt, dem Heiligen an den Orten seines Wirkens noch einmal zu „begegnen“ und die Geschichte des Hirten, der die Menschen suchte, aufzuschreiben.