Meschede. Zwar dürfen Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden und Podologen ihre Praxen weiter öffnen, aber auch sie machen sich Sorgen.
Große Sorgen machen sich in diesen Tagen auch viele Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden oder Podologen im HSK. Denn auch, wenn die so genannten Heilmittelerbringer weiter öffnen dürfen, sagen dort infolge der Corona-Krise viele ihre Termine ab. Gleichzeitig gibt es Patienten, die auf die Behandlung angewiesen sind.
„Eine Patientin mit Schulter- oder Knie-OP oder einen Patient, der eine Lymphdrainage braucht, den kann ich doch nicht nach Hause schicken“, sagt Norbert Hamich, Inhaber der gleichnamigen Krankengymnastik-Mescheder Praxis. „Schulter und Knie bleiben dann steif, das Ödem wächst.“ Deshalb ist es für ihn auch keine Frage: „Solange wir öffnen dürfen, öffnen wir auch.“ Gearbeitet wird unter verstärkten Hygienemaßnahmen, mit Mundschutz und Handschuhen.
Auch interessant
Kurzarbeit ab April
Aber auch er macht sich Sorgen, wie es weitergehen soll, spätestens für April, wenn die frischen OP-Behandlungen auslaufen, muss auch er Kurzarbeit beantragen.
Ähnlich sieht es auch Gina Gerke von der gleichnamigen Ergotherapie-Praxis. Sie fürchtet, dass es im Anschluss an die Corona-Krise viele der kleinen Praxen nicht mehr geben wird. „Und damit aber massive Versorgungsprobleme, die am Ende allen Patienten schaden, weil sie Heilungsprozesse verzögern oder unmöglich macht.“
Sie selbst ist bei ihrer Mutter angestellt und bereits in Kurzarbeit, wie zwei weitere Angestellte. „Meine Mutter kann für sich als Chefin keine Kurzarbeit beantragen. Sie übernimmt die letzten verbliebenen Patienten.“ Gemeinsam mit ihrem Berufsverband fordert Gina Gerke jetzt, dass die Politik die Heilmittelberufe auch unter den Rettungsschirm nimmt. „Das scheint bisher nicht beabsichtigt“, sagt sie. „Wenn es einen weiteren gibt, kann das schon zu spät sein.“
Soforthilfe für Freiberufler
Hamich rechnet bisher damit, dass seine Praxis unter die Soforthilfe für Freiberufler und Kleinunternehmer fällt. Er sieht ein anderes Problem: „Viele gehen davon aus, dass wir bereits geschlossen haben.“ Das ist jedoch nicht korrekt. Heilmittelerbringer sind systemrelevant. Sie dürfen – und müssen – weiterhin Patienten behandeln.
„Es gibt Patienten, die Vorerkrankungen haben, die schicken wir von uns aus nach Hause“, berichtet Hamich. Andere sagen aus Vorsicht ab. „Das ist alles verständlich und ok“, sagt er. Aber all das sind wichtige Einnahmen, auf die die Praxen verzichten müssen, während die Kosten fürs Personal und für die Miete weiterlaufen.
Physiotherapie Hennepark
Die Physiotherapeuten Markus Imöhl und Ralf Meier vom Physiotherapiezentrum am Hennepark wollen nicht klagen. „Alle Berufe sitzen im Moment in einem Rettungsboot. Es ist eine unruhige Zeit mit vielen Unannehmlichkeiten, aus der wir aber aus eigener Kraft und mit positiven Denken herauskommen müssen.“ Und gerade als im therapeutischen Bereich Tätige wollen die beiden sich nicht klagend herausnehmen. „Denn wenn wir an all die denken, die im medizinischen Bereich tätig sind, und die für uns tagtäglich ihren Job tun, möchten auch gerade wir unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten. In diesem Sinne machen wir weiter. Bleibt gesund und vor allem positiv.“
Auch interessant
Unterstützung durch die Krankenkassen
Gina Gerke ist nicht so optimistisch. Sie zitiert ihren Dachverband: „Er fordert finanzielle Soforthilfen von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Form von Ausgleichszahlungen.“ Auch sonst sei die Budgetierung für die Heilmittelerbringer ja nicht gerade üppig. Und den Kassen entstünden ja davon keine Kosten, die Leistungen seien bereits eingeplant. „Ein Nullsummenspiel für die Kassen, uns aber rettet das die Existenz“, so Gerke, „und den Menschen die Versorgung in der Zukunft.“