Meschede. Ein 35 Jahre alter Mann aus Meschede hat sich in Ischgl mit Corona infiziert. Er schildert seine Erfahrungen im Skiort und mit seiner Erkrankung.

Er ist einer von den vielen Menschen, die sich beim Skiurlaub in Ischgl mit dem Coronavirus positiv infiziert haben: Ein 35 Jahre alter Mann aus Meschede ist deswegen seit vergangener Woche in Quarantäne. Er schildert seine Geschichte. Er möchte anonym bleiben, weil er Anfeindungen fürchtet.

Riesige Stimmung beim Skiurlaub in Ischgl

Der 35-Jährige ist mit neun Freunden (alle von außerhalb, nicht aus Meschede) für eine Woche in den Skiurlaub aufgebrochen – als es noch keine Reisewarnung für Tirol gab, sondern nur von Corona-Einzelfällen gesprochen wurde: „Rückblickend betrachtet hätten wir vielleicht den Urlaub dort abblasen müssen.“

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In Ischgl sei die Stimmung wie immer gewesen: „Riesig eben. Da sind so viele Après-Ski-Discos und Bars, wo es hoch hergeht. Man ist viel unterwegs in Bars und viel unter Menschen. Wir haben abends natürlich mitgefeiert.“ Bei irgendeiner Gelegenheit dabei muss die Infizierung stattgefunden haben: Beim Barkeeper? Bei der Bedienung? Am Lift? Im Hotel?

„Da wurden alle ganz schnell. Wir auch“

Zum Ende ihrer Woche hörte die Gruppe dann immer mehr schlechte Nachrichten über offenbar immer mehr Betroffene.

Auch dieses Erinnerungsfoto des Mescheders zeigt die drangvolle Enge in Ischgl, hier in einer Bar.
Auch dieses Erinnerungsfoto des Mescheders zeigt die drangvolle Enge in Ischgl, hier in einer Bar. © Privat

In den letzten zwei Tagen ging der Mescheder deswegen schon nur noch zum Essen aus, nicht mehr zum Feiern. Am letzten Tag des Aufenthaltes kam dann die Meldung auf, Ischgl würde abgeriegelt: „Da wurden alle ganz schnell. Wir auch.“ Die Gruppe fuhr noch an zwei Stellen vorbei, an denen gerade Polizeiabsperrungen aufgebaut werden sollten: „Eine halbe Stunde nach uns war alles dicht.“

„Wir haben dann schon auf der Rückfahrt beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen: Wir würden so nicht nach Hause fahren“, erzählt er. Von Ischgl aus fuhren sie direkt nach Soest, wo der Mescheder sein Auto stehen hatte. In Soest ließ er sich nach der Ankunft samstagsmorgens um 1 Uhr direkt im Krankenhaus testen.

Direkt in die Wohnung - und in Quarantäne

Weil er aus Ischgl kam, wurde ihm in Soest angeraten, sich vorsichtshalber in Quarantäne zu begeben, bis das Ergebnis feststehen würde. Er kontaktierte daraufhin seine Freundin in Meschede, damit die Wohnung für ihn leer sein würde.

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Bei der Ankunft in Meschede ging er direkt in die Wohnung, nur mit dem Koffer – das ganze Ski-Zubehör liegt gerade immer noch in seinem Auto, wie bei der Ankunft. Sonntags kam dann die Bestätigung vom Gesundheitsamt: Positiver Befund, das bedeutet 14 Tage Quarantäne. Er musste zum Beispiel noch mitteilen, in welchem Hotel in Ischgl er gewesen war. Von den neun in der Reisegruppe sind acht positiv auf Corona getestet worden, einer blieb negativ.

„Die waren richtig krank“

Der 35-Jährige hat Glück, er kann seine Arbeit in der Quarantäne erledigen. Verwandte stellen ihm Essen vor die Tür. „Der Tag geht fix herum“, sagt er. Auch viele Bekannte rufen an und erkundigen sich. Und gesundheitlich geht es ihm verhältnismäßig gut: Es begann mit einem leichten Kratzen im Hals, er hatte Halsschmerzen, einen trockenen Husten, Kratzen im Rachen. Hinzu kommt eine Geschmacklosigkeit: „Ich rieche nichts und ich schmecke nichts“ – das war ihm erst gar nicht aufgefallen, bis ihm ein anderer aus seiner Gruppe sagte, dass er das eben habe.

Medikamente nahm er nicht, er hat viel Tee und Wasser getrunken. Anderen aus seiner Gruppe ging es deutlich schlechter: „Die waren richtig krank“ – sie hatten hohes Fieber, mussten im Bett liegen, hatten Schüttelfrost und sehr starke Gliederschmerzen.

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Mehr Testmöglichkeiten

Der Mescheder würde sich mehr Testmöglichkeiten wünschen: „Das Gefährliche ist doch, dass möglicherweise so viele Infizierte herumlaufen, die vielleicht keine Symptome haben, aber trotzdem ansteckend sind.“ Er würde sich Stationen mit Schnelltests wünschen, wo man mal eben mit dem Auto durchfahren könnte. Der 35-Jährige hofft nun, mit diesem eher milden Verlauf davonzukommen – und danach möglicherweise immun zu sein. Bei seinen Telefonaten hört er viel Verunsicherung: „Viele fragen sich, habe ich das auch?“ Er rät, wie die Fachleute, dazu: Soziale Kontakte gerade zu vermeiden.

>>>HINTERGRUND<<<

Ischgl ist der Hotspot für die Ausbreitung von Corona in Europa gewesen. Touristen infizierten sich hier und kehrten nichtsahnend mit dem Virus in ihre Heimat zurück. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte erklärt, dass die steigenden Fallzahlen in Deutschland auch auf die Skiurlaub-Rückkehrer aus Österreich zurückzuführen seien.

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Ende Februar soll ein erster positiver Corona-Fall in einer Après-Ski-Bar vertuscht worden sein. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat deshalb gegen den Barbetreiber Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten eingeleitet.