Meschede. Dr. Klaus Drathen, der Mescheder Kreisdirektor, hat das Coronavirus überstanden. Er berichtet, wie es ihm erging und welche Sorge ihn belastet.

Dr. Klaus Drathen klingt am Telefon noch erkältet, doch er hat es überstanden, das Coronavirus. Der Kreisdirektor aus Meschede gehört zu den ersten bekannten Corona-Infizierten im Kreis. Die Krankheit bedeutete für den 56-Jährigen gesundheitlich, aber vor allem auch mental eine schwierige Zeit.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Skifahren in Ischgl

Am Sonntagabend, 8. März, war der Mescheder aus dem Skiurlaub in Ischgl zurückgekehrt. „Damals redeten zwar alle schon von Corona-Fällen in Norditalien. Österreich war aber noch kein Thema“, erzählt er. Schnee, Wind und Nebel - das Wetter auf der Piste war so schlecht, dass die Lifte zum Teil ihren Betrieb einstellten. Daher verbrachte der begeisterte Skifahrer, der mit einem Freund unterwegs war, viel Zeit in den Hütten. „Und die waren auch meistens voll.“

Am Montag nach seiner Rückkehr fühlte er sich noch fit, ging zur Fuß zur Arbeit, hatte Besprechungen als Kreisdirektor unter anderem mit der CDU-Fraktion und als Geschäftsführer der Bobbahn Winterberg. „Am Dienstag bemerkte ich, wie ich mich zunehmend grippig fühlte.“ Er ging früher nach Hause.

Nebel und viel Wind auf den Pisten  -  das zog in Ischgl viele Besucher in die Hütten. 
Nebel und viel Wind auf den Pisten - das zog in Ischgl viele Besucher in die Hütten.  © Klaus Drathen

Mittlerweile machten auch die Informationen über die hohen Ansteckungszahlen aus den österreichischen Skigebieten die Runde. Auch der Sunderaner, der im HSK als erster Corona-Fall öffentlich bekannt wurde, war ja in Ischgl gewesen. Nach einer ungemütlichen Nacht, meldete sich Klaus Drathen beim Kreisgesundheitsamt. Im Arnsberger Marienhospital wurde ein Abstrich genommen. Zwei Tage später die Gewissheit: Er war COVID-19 positiv. Auch sein Ski-Kollege erkrankte.

Freiwillige Quarantäne

Schon bevor er das Ergebnis erhielt, hatte sich Drathen mit seiner Frau in Quarantäne begeben. Obwohl er kein Fieber hatte, fühlte er sich krank. „Ich hatte starke Gliederschmerzen, Schnupfen und Husten und meine Lunge fühlte sich an, als ob da ständig einer drauf drückt.“ Er verlor auch seinen Geruchs- und Geschmackssinn. „Das soll bei einem Drittel der Infizierten auftreten“, weiß er. Doch seit Montag, 16. März, arbeitet er schon wieder – zumindest stundenweise - im Homeoffice. Mittwoch, 25. März, endete seine Quarantäne.

Appell: Schutzmaßnahmen ernst nehmen

Er appelliert an die Sauerländer, die angeordneten Schutzmaßnahmen ernst zu nehmen. „Man merkt es nicht, dass man andere anstecken könnte“, sagt er. Im Rückblick habe ihm gerade das am meisten zu schaffen gemacht. „Ich habe hier zu Hause wahrscheinlich nur vier Menschen angesteckt: Landrat Dr. Karl Schneider, meine Frau und zwei Kollegen.“ Selbst der Mann, mit dem er zwei Stunden im Auto saß oder die Damen des Vorzimmers seien negativ getestet worden.

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„Aber allein die Vorstellung, dass ich jemanden infiziert haben könnte, der Vorerkrankungen hat und womöglich dann schwer erkrankt oder sogar stirbt, das ist für mich bedrückend.“ Das stecke er nicht so leicht weg. Schon die Quarantäne sei ja beispielsweise für alte Menschen sehr belastend. Das sehe er an seiner Schwiegermutter, die aber Gott sei Dank symptomfrei sei.

Viele Menschen mit Vorerkrankungen

Im Nachhinein höre er von vielen in der Nachbarschaft und im Freundeskreis, die sich Sorgen machen, weil sie Vorerkrankungen haben. Er selbst und seine Frau seien glimpflich davon gekommen. „Wir waren nie so krank, dass wir uns nicht hätten zu Hause selbst versorgen können. Freunde haben uns die Dinge vor die Tür gestellt, die wir dringend brauchten.“

Schlimm findet er, dass die Familie seines Kollegen über die sozialen Netzwerke beschimpft wurde. Namentlich habe man dazu aufgerufen, Abstand zu den Kindern zu halten. „Das ist doch traumatisierend so an den Pranger gestellt zu werden!“ Er selbst habe so etwas nicht erlebt. Im Gegenteil: „Viele haben gefragt, wie es uns geht und ihre Hilfe angeboten. Wir haben uns nie allein gefühlt.“

Wichtig ist ihm, vor allem den Mitarbeitern im Gesundheitsamt - an der Hotline und im Hintergrund - ein Lob auszusprechen: „Ihr macht einen tollen Job!“

>>>HINTERGRUND

Dr. Klaus Drathen ist seit 2012 Kreisdirektor des Hochsauerlandkreises.

Erst im Juli 2019 war er mit 42 von 50 Stimmen für die Dauer von weiteren acht Jahren zum Kreisdirektor wiedergewählt worden.