Der Oberstufenverein des Schmallenberger Gymnasiums schildert stellvertretend für die Gymnasien der Region seine Sorgen so kurz vor dem Abitur.

Sie scheinen klein im Vergleich zu den existenziellen Sorgen vieler Unternehmen - doch auch den Oberstufenverein des Gymnasiums der Stadt Schmallenberg (OSV) bewegen - beispielhaft für alle Abiturjahrgänge in der Region - wirtschaftliche Sorgen angesichts der Corona-Krise: Und dabei sind sich die Schüler und Schülerinnen bewusst, in welch großer finanziellen Not manche Betriebe stecken, „sodass wir Scheu haben, Sponsoren um Unterstützung zu bitten. Wir möchten nicht respektlos wirken, denn die Betriebe haben momentan genug eigene Probleme“, sagt Lea Engelbrecht, Leiterin des Zeitungsausschusses.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Der erste Schock

„Nach dem ersten Schock mussten wir viel hin und her überlegen: woher bekommen wir das Geld, um den finanziellen Verlust wegen der abgesagten Abiparty auszugleichen? Wer bleibt auf den Stornierungsgebühren sitzen? Wie sieht die rechtliche Lage aus? Von welchen Verträgen können wir überhaupt noch zurücktreten? Können wir die Abiparty nachholen? Und wie sollen wir unseren Abiball finanzieren?“, berichtet Katharina Rickert, die Erste Vorsitzende des Vereins.

Um all diese Fragen zu beantworten, mussten viele E-Mails geschrieben und Dutzende Telefonate geführt werden. „Bislang bleiben wir auf den Kosten sitzen und bekommen keine Unterstützung, weil sich natürlich alle Unternehmen aufgrund der Corona-Krise erst einmal um sich selbst kümmern.“ Auch mit staatlicher Unterstützung sei nicht zu rechnen. „Wir haben versucht über Crowdfunding unsere finanzielle Lage zu stabilisieren, jedoch wurde dies nicht zugelassen, da das Finanzamt unseren Oberstufenverein nicht als gemeinnützig anerkennt. Die uns genannte Begründung ist, dass, ,Mitglieder des Vereins Zuwendung aus Mitteln des Vereins erhalten’“. Solche Aussagen frustrieren die Schüler.

Abiparty

Die finanzielle Lage des Vereins ist besonders durch die Absage der Abiparty, die als Haupteinnahmequelle dient, geschwächt. Mit diesen Feten machen die Abiturienten einen Umsatz von mehreren tausend Euro. Der Schaden kann auch kaum minimiert werden, da alle weiteren Aktionen, mit denen der Verein Geld einholen könnte, wie zum Beispiel kleinere Verkäufe in der Schule, nicht mehr möglich sind.

Neben den finanziellen Problemen, die sich damit auftun fehlt den Abiturienten aber auch ein ideeller Wert: das gemeinsame Feiern, das die Gemeinschaft untereinander immer gestärkt hat.

SPaß bei der Mottowoche am Gymnasium Schmallenberg im Jahr 2019. Das fällt aus.  
SPaß bei der Mottowoche am Gymnasium Schmallenberg im Jahr 2019. Das fällt aus.  

Abizeitung

Die finanziellen Folgen bekommt auch die Abizeitungsredaktion zu spüren. In vielen Schulen ist es Tradition, eine Zeitung über die Abschlussjahrgangsstufe zu erstellen, als bleibende Erinnerung an die Schulzeit. „Da die Sponsorensuche schon vor der Corona-Krise schleppend lief und als uns bewusst wurde, wie viel Geld uns fehlt, haben wir schweren Herzens beschlossen, dass jeder Schüler, der eine Zeitung haben möchte, diese vorbestellt und dafür Geld zahlen muss“, erklärt Lea Engelbrecht, die Leiterin des Zeitungsausschusses. Doch auch diese Möglichkeit birgt Probleme. „Aufgrund der Schulschließung können die Schüler momentan keine Zeitung vorbestellen. Doch uns läuft die Zeit davon, denn wir müssen bis zum 23. April angeben, wie viele Exemplare wir bestellen wollen.“ Deshalb fürchtet sie momentan, dass sie auf den Exemplaren sitzen bleibt.

Stufenfahrt

Seine letzte gemeinsame Zeit hätte der Abiturgang Anfang Juni in Bulgarien verbracht. Diese Stufenfahrt hätte der krönende Abschluss der acht gemeinsamen Schuljahre sein sollen. Ob diese Fahrt jedoch stattfindet, wird zurzeit noch stark diskutiert. „Im Grunde wissen wir noch gar nichts, auch unser Reiseveranstalter hat uns keine Informationen gegeben. Ich weiß noch nicht, ob wir die Kosten für die Reise, 450 Euro pro Person, zurückerstattet bekommen, im Fall, dass wir die Reise nicht antreten werden“, erklärt Jana Böckling, ein weiteres Mitglied des OSV. „Aber so geht es ja allen Urlaubern momentan. Für uns ist traurig, dass eine weitere gemeinsame Veranstaltung ausfällt.. So würden wir wirklich alles, was für die Abiturienten unserer Schule Tradition hatte, nicht erleben können. Das ist wahnsinnig enttäuschend und frustrierend.“

Die Abiturienten 2019 vom Städtischen Gymnasium Schmallenberg.
Die Abiturienten 2019 vom Städtischen Gymnasium Schmallenberg. © Privat

Abitur

Auch bangen die Abiturienten um ihr Abitur, denn durch die Wochen des Schulausfalls fehlen den Schülern wichtige Wochen der Abiturvorbereitung, weswegen die Abiturienten dieses Jahrgangs Nachteile im Vergleich zu vorherigen Jahrgängen sehen. „Man merkt erst jetzt, welche Schulen mit der Digitalisierung mitgegangen sind und wo Verbesserungsbedarf besteht. Dass wir an unserer Schule eine digitalen Vertretungsplan-App haben, in der uns die Lehrer Aufgaben und Dateien zur Verfügung stellen können, macht vieles viel leichter. Unsere Lehrer sind auch immer per E-Mail bei Problemen und Fragen zu erreichen. Es ist natürlich schwerer so etwas schriftlich zu erklären als persönlich, aber wir alle geben unser Bestes“, erzählt Katharina Rickert.

Abiball

Noch hoffen alle Schüler des 12. Jahrgangs, dass ihr Abiball im Sommer wie geplant stattfinden kann, und sich auch die finanzielle Lage wieder stabilisiert.

>>>HINTERGRUND

Wenn Sie den Oberstufenverein des Gymnasiums in Schmallenberg beispielsweise mit Ideen unterstützen wollen, können Sie sich unter der E-Mail-Adresse
OSV-abi2020@web.de
bei den Mitgliedern melden.