Meschede. Das Coronavirus hat das Leben in Deutschland verändert - das betrifft auch uns Journalisten. Wir erzählen, wie die WP jetzt entsteht - und wo.

Nein, damit hätten wir nicht gerechnet. Ein Virus verändert das Leben in Deutschland plötzlich radikal, es verändert sogar die Abläufe in den Redaktionen radikal. Innerhalb eines Tages fiel die Entscheidung: Wir arbeiten nicht mehr wie bislang in gemeinsamen Räumen - wir verteilen uns auf unterschiedliche Standorte. Hier wollen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zeigen, wie unsere Online- und Zeitungsausgaben momentan entstehen, wie es den Kolleginnen und Kollegen dabei geht und was sie dabei erleben.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Im Pressehaus in Meschede hält seitdem nur noch einer die Stellung, alle anderen sind unterwegs oder arbeiten von daheim. Hinzu kommen die Kollegin in Schmallenberg, unsere Kolleginnen und Kollegen, die sonst in der Zentrale Hagen sitzen und unsere Sportler in Neheim - alle sind jetzt quer durch Westfalen verteilt.

Wir koordinieren uns seitdem über Videokonferenzen. Wir telefonieren. Wir schreiben Nachrichten über das Handy oder nutzen eigene Chat-Programme. Der logistische Aufwand ist deutlicher höher als sonst - doch es funktioniert: Unsere Reporter sind dort, wo sie hin müssen, sie recherchieren ihre Geschichten vielfach von daheim. Und unsere Layouter, Mediengestalter und Redakteure arbeiten Hand in Hand virtuell an unseren Ausgaben.

Von Meschede bis Mülheim

Dieser Text ist hier beispielsweise in Meschede geschrieben worden und diese Seite wurde im Homeoffice in Mülheim zusammengestellt. So machen wir weiter: Tag für Tag - bis Corona besiegt ist. Und dann? Dann werden wir die positiven Erkenntnisse, die wir hier durch gewonnen haben, mit in die Zukunft nehmen.

Wie genau geht es unseren Kolleginnen und Kollegen?

Hier sind ihre Berichte:

Oliver Eickhoff.
Oliver Eickhoff.

Oliver Eickhoff: Ich sage es Ihnen offen: Der Blick aus dem Fenster deprimiert mich ab und zu: Diese geschlossenen Läden, diese geschlossenen Restaurants, diese Leere - ich sorge mich um die Gesundheit der Menschen, aber auch um die wirtschaftliche Lage durch die Corona-Krise. Ich sitze seit mehr als einer Woche allein in der Redaktion. Das ist oft unwirklich.

Wir koordinieren unsere Arbeit, indem wir telefonieren, viele Nachrichten per Handy austauschen und elektronische Pinnwände nutzen. Die ersten Tage waren nicht einfach, weil sehr viel von allen Seiten immer wieder auf mich einprasselte: Die Kollegen draußen wissen ja schließlich nicht mehr, womit ich gerade beschäftigt bin. Abends gehe ich inzwischen zufrieden und auch ein bisschen Stolz nach Hause: Wir im Team liefern online und gedruckt in gewohnter Qualität das, was jetzt wichtig ist. So machen wir weiter!

Ilka Trudwind.
Ilka Trudwind.

Redakteurin Ilka Trudewind: Mein Job ist es, das Ungewöhnliche im Alltäglichen zu suchen. In diesen Tagen ist jedoch nichts mehr alltäglich. Das Außergewöhnliche muss ich nicht mehr suchen, es drängt sich auf. Jeder Mensch hat momentan eine Corona-Geschichte zu erzählen.

Sei es die Oma, die ihre Enkel vermisst, die Friseurin, die sich Sorgen um ihren Job macht oder die Gastronomin, die mit Tränen in den Augen ihr Restaurant abschließt. Jeder leistet momentan seinen kleinen oder riesigen Beitrag, um die Ausbreitung des Virus’ zu verlangsamen.

Wir Redakteure arbeiten deshalb nicht zusammen in der Redaktion wie sonst. Auch ich sitze in meinem Kämmerlein und finde dort Worte für die Krise. Ich telefoniere fast ausschließlich mit meinen Interviewpartnern und schaue dabei auf grüne Hügel. Ein Bussard jagt Mäuse, die Amseln zwitschern. Frühling, als wenn nichts wär. Und doch ist alles anders.

Laura Handke.
Laura Handke.

Redakteurin Laura Handke: Morgen komme ich mit einem festen Plan ins Büro in Schmallenberg, ohne zu wissen, ob der Tag nicht ganz anders läuft. Auch für mich gibt es in der Redaktion nur ein Thema: Corona.

Es hagelt eine Absage nach der anderen, die Straßen in der Stadt sind leer, viel steht auf der Kippe. Ich spreche mit Bürgern, Unternehmern, Einzelhändlern, Ärzten, Apothekern und Patienten über ihre Sorgen und Herausforderungen, denen sie begegnen müssen. Das Thema bewegt ganz Schmallenberg – und somit auch mich.

Denn ich muss es aufschreiben. Den „klassischen Arbeitstag“ gibt es in unserem Beruf sowieso nicht. Dass man Pläne spontan umwirft oder Texte austauscht? Berufsrisiko. Aber in diesem Ausmaß – das kannte ich auch noch nicht. Viel findet telefonisch statt. Dabei fehlt der Klatsch und Tratsch bei einem Treffen auf der Straße, oder die schlechten Witze der Kollegen.

Ute Tolksdorf.
Ute Tolksdorf.

Redakteurin Ute Tolksdorf: Im Kinderzimmer wollte ich immer schon mal wohnen. Ich hatte sogar die Auswahl. Ich habe mich für den besseren Schreibtisch mit dem Rücken zum Fenster entschieden. In diesen Tagen zu sehen, wie schön es im Garten blüht und wie die Sonne scheint, macht mir die Arbeit nicht gerade leichter.

Dabei dürfen wir als Journalisten ja sogar raus, um zu berichten, was dort passiert. Das macht die Zeit trotz allem spannend. Man weiß morgens nicht, was der Tag bis zum Abend bringen wird. Aber trotzdem: Es ist schon ein wenig einsam im Homeoffice. Menschen brauchen Gewohnheiten und Rituale, Kontakte - die fehlen jetzt.

Wie lange müssen wir das durchhalten? Keiner weiß es. Ich halte mich fest an den kleinen Hoffnungszeichen: an Menschen, die ihre Hilfe im Netz anbieten, an Musikern, die „Ode an die Freude“ aus dem Fenster spielen, an Kindern, die Bilder für Senioren malen und an positiven Nachrichten. „Trotz allem!“.

Laura Nowicki.
Laura Nowicki.

Redakteurin Laura Nowicki: Die Dynamik der Krise ist erschreckend. Dennoch ist es wichtig einen klaren Kopf zu behalten. Das gilt auch für die Arbeit der Redaktion. Wir wollen unsere Leser informieren, aber keine Panik verbreiten. Eine schwierige Gratwanderung. Als Mutter von zwei kleinen Kindern änderte sich alles schlagartig, als die Kita geschlossen wurde.

Kurz darauf hieß es: Home-Office für die Reporter. Die technischen Voraussetzungen sind vorhanden – insofern kein Problem. Aber nebenbei einen Dreijährigen und eine Fünfjährige zu betreuen (die Großeltern sollen das ja nicht übernehmen) ist eine echte Herausforderung. Dass sich die Geschwister selbst beschäftigen klappt eine Zeit lang gut, auch dass sie zusammen spielen.

Aber irgendwann entflammt garantiert ein Streit – und dann liegen beide am Boden. Der eine im Schwitzkasten des anderen. Und genau in diesem Moment muss ich garantiert ein wichtiges Telefonat für die Arbeit führen.

Frank Selter.
Frank Selter.

Redakteur Frank Selter: Der Blick in den Garten während der Arbeitszeit hat seinen Charme. Daran gewöhnen möchte ich mich trotzdem nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass man ständig sieht, dass eigentlich der Rasen gemäht und die Hütte gestrichen werden müsste.

Nach ein paar Tagen Home-Office reift die Erkenntnis, dass selbst das entzückendste Vögelchen, das sich am Meisenknödel labt, nicht die Nähe zu den Kollegen ersetzen kann. Mir fehlt das Gefrotzel. Es wäre eine gelungene Abwechslung in Zeiten, in denen der Reporter-Alltag von Corona-Nachrichten geprägt ist. Aber es ist nun mal wie es ist. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Solange müssen wir das Beste daraus machen.

Das gilt übrigens auch für die beiden Damen im Zimmer nebenan. Dort wird gerade für die Schule gebüffelt. Und wenn ich das durch die geschlossene Türe richtig mitbekomme, ist das auch kein Vergnügen. Da weiß man sein Home-Office auch wieder zu schätzen.

Philipp Bülter.
Philipp Bülter.

Redakteur Philipp Bülter: Kein Fußball, kein Handball, kein Volleyball, keine Leichtathletik. Die Coronagefahr stellt auch uns Lokalsportredakteure vor besondere Herausforderungen.

In einer komplett wettbewerbsfreien Zeit möchten wir gleichwohl Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nach wie vor fundierte Berichte, emotionale Porträts, Interviews mit Tiefgang und exklusive Einblicke in das Sportgeschehen im HSK liefern. Dabei hilft uns, dass wir ohnehin einen weit gefassten Sportbegriff zur Grundlage der Berichterstattung gemacht haben. In Zeiten der Krise arbeiten wir im Homeoffice, sind aber auch in der Redaktion vor Ort.

Ich persönlich bin jetzt seit einer Woche von zu Hause aus aktiv – da kommt es durchaus zu kuriosen Situationen. Denn unsere Zweijährige freut sich ziemlich, dass Papa mehr daheim ist, stürmt schon mal das Arbeitszimmer und fordert, dass wir unsere Füße mit Wasserfarben anmalen sollen – während ich ein wichtiges Telefonat führe.

 Patrick Schlos.
 Patrick Schlos.

Blattmacher Patrick Schlos: Eigentlich ist die Arbeit aus der Ferne gar keine unbekannte Erfahrung für mich, denn in „Nicht-Corona-Zeiten“ sorge ich von meinem Arbeitsplatz im Pressehaus Hagen aus dafür, dass die Kollegen in der Lokalredaktion Meschede ein ordentliches Layout für ihre Texte bekommen, arbeite Meldungen für die Außenbahnen dieser Zeitung um und halte den Kontakt zwischen den Kollegen im Lokalen und in der Mantelredaktion.

Trotzdem ist es diesmal speziell - nicht nur, weil ich nun täglich direkt aus dem Home-Office in meiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr arbeite, sondern auch, weil die Auswirkungen der Pandemie einen tiefen Eindruck auf mich machen. Selbst hier, mitten in der Großstadt, sind die Straßen fast ausgestorben, den morgendlichen Kaffee auf dem Balkon konnte ich noch nie so ruhig trinken. Dafür konnte ich meinem Sohn aber einen Wunsch erfüllen: Ohne weite Anreise kann er mir jetzt über die Schulter schauen.

Jürgen Kortmann.
Jürgen Kortmann.

Redakteur Jürgen Kortmann: Ich denke immer noch manchmal, gleich stupst mich jemand an – und sagt, „Wach auf, du hast schlecht geträumt!“ Aber diese Momente werden nach jetzt einer Woche im Homeoffice leider seltener.

Vor Corona gab es schon einzelne Tage mit der Heimarbeit. Da saß ich zuhause am Esstisch, und räumte nachher das Laptop weg. Jetzt bin ich in ein gerade leerstehendes Kinderzimmer gezogen. Links von mir hängt ein Kleid am Schrank, das eigentlich zum Abiturball angezogen werden soll: Findet das Abi statt? Wie? Wann? Jede Frage löst gerade sofort Gegenfragen aus. Rechts von mir sind Modellbausätze und Comics.

Dazwischen ich und mein Laptop. Sie sehen das hier ungeschminkt, ich habe nicht aufgeräumt. Ich will nicht klagen: Die Arbeit ist ja da. Sie ist nur anders geworden. Telefonisch erreicht man jeden nahezu ständig – es ist ja jeder zuhause. Trotzdem: Alles ist so unwirklich.

An der Lokalausgabe dieser Zeitung arbeiten auch noch weitere Köpfe mit, die aktuell ebenfalls aus dem Home-Office arbeiten:

Kollegin Manuela Nossuta aus Hagen ist Ansprechpartnerin in Sachen Grafik. Sie kümmert sich um alle grafischen Belange der Kollegen im Lokalen - und erstellt zum Beispiel Infografiken

Als Mediengestalter für die Ausgaben im Hochsauerlandkreis - und damit auch für Meschede - sind Theresa Dierkes und Aline Rinke zuständig. Neben der Bildbearbeitung kümmern sich die beiden im Wechsel etwa auch um das Anfertigen von Karten oder um Layout-Fragen.

Der Lokalsport wird von Rainer Göbel und Philipp Bülter aus der Sauerlandsport-Redaktion in Neheim betreut. Zudem sind in Hagen die Kollegen Falk Blesken, Phillip Zimmer und Elmar Redemann dabei.

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Jetzt bestellen: den Corona-Newsletter der WP. © WP | Sascha Kertzscher

Als Redaktion und Verlag sind wir in mehrfacher Hinsicht von der aktuellen Corona-Krise betroffen. Zum einen befinden wir uns in einer journalistisch spannenden Zeit, unsere Nachrichten - das sehen wir an den Zugriffen - werden intensiv genutzt. Deshalb haben wir unser inhaltliches Angebot auch noch ausgebaut. Zum anderen nehmen wir den Gesundheitsschutz unserer Kollegen sehr ernst. Aus diesem Grund arbeiten die Journalisten und Verlags-Mitarbeiter zum allergrößten Teil aus dem Homeoffice. Den Leserladen haben wir geschlossen. Trotzdem sind wir für Leser, Nutzer und Kunden selbstverständlich erreichbar. Hier ein Überblick über unser digitales Angebot sowie die telefonischen Kontaktmöglichkeiten:

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