Berlar. Trotz Corona haben im Gesundheitszentrum in Berlar bis Sonntag 60 Mütter mit 40 Kindern ihre Kur verbracht. Jetzt ist das Haus geräumt.

Die Corona-Krise ist eine Zeit der großen Verunsicherung. Deutlich zu spüren bekommen hat das in der vergangenen Woche das Gesundheitszentrum Hochsauerland St. Altfrid in Berlar. Bis zum Wochenende waren dort noch 60 Mütter mit rund 40 Kindern aus verschiedensten Bundesländern zur Kur. Erst am Sonntag hat das Ordnungsamt der Gemeinde Bestwig verfügt, dass die Einrichtung geschlossen werden muss. Eine Entscheidung, die Stefan Stahlschmidt als Geschäftsführer des Gesundheitszentrums nach eigenen Angaben herbeigesehnt hat. Daraufhin sei das Haus direkt geräumt worden.

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Aber hätte man als verantwortungsvoller Geschäftsführer angesichts der Corona-Krise nicht viel früher selbst entscheiden können und müssen, die Einrichtung dicht zu machen? „Nein“, sagt Stahlschmidt energisch und macht keinen Hehl daraus, dass hier die Wirtschaftlichkeit eine Rolle gespielt habe. „Dann wären wir in Insolvenz gegangen und alle Mitarbeiter hätten ihren Arbeitsplatz verloren“. Auch ihnen gegenüber habe er schließlich eine Verantwortung. Nun, da das Ordnungsamt die Schließung verfügt habe, greife die Ausfallversicherung. Auch er selbst hätte sich gewünscht, dass diese Entscheidung früher getroffen worden wäre, sagt Stahlschmidt.

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Dass das Ordnungsamt der Gemeinde Bestwig die Schließung nicht früher verfügt habe, liege daran, dass es dafür eine rechtliche Grundlage geben müsse, sagt Gemeindesprecher Jörg Fröhling. Eine solche Entscheidung werde ja nicht aus dem Bauch heraus gefällt. Man sei in einem ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises - auch, was den Betrieb des Gesundheitszentrums St. Altfrid angegangen sei. Im Gesundheitsamt habe man jedoch zunächst keine fachliche Notwendigkeit gesehen, die Einrichtung zu schließen, solange sich an das Infektionsschutzgesetz gehalten werden.

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Das bestätigt auch Kreissprecher Martin Reuther und bezieht sich auf einen Erlass des Gesundheitsministeriums. Danach sei „keine zwingende und pflichtige Schließung“ derlei Einrichtungen vorgesehen gewesen. Gleichwohl so, sagt er, hätte die Gemeinde trotzdem im Rahmen einer Einzelfallentscheidung eine Schließung verfügen können - man müsse aber bedenken, wie unübersichtlich die aktuelle Situation für alle Behörden sei.

Es seien schwierige Zeiten mit großen Herausforderungen für alle. Erst als das Kreisgesundheitsamt am Wochenende dann doch die Empfehlung ausgesprochen hatte, die Einrichtung zu schließen, habe das Ordnungsamt der Gemeinde eine entsprechende Verfügung erlassen.

Mitarbeiter in Sorge

Die Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes, das betont Stahlschmidt als Geschäftsführer des Gesundheitszentrums ausdrücklich, sei zu jederzeit gewährleistet gewesen. Nach Informationen unserer Zeitung soll dennoch auch ein Teil der insgesamt 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Sorge gewesen, weil der Betrieb des Hauses trotz der Corona-Krise weiterlief. Für die Sorgen habe er durchaus Verständnis, sagt Stahlschmidt.

„Auf lange Sicht hätten strengere Hygienevorschriften und Abstandsregeln tatsächlich nicht gewährleistet werden können“. Das sei letztlich dann auch der Ausschlaggebende Punkt gewesen, warum die Einrichtung habe schließen müssen.