Schmallenberg/Sauerland. Die Corona-Krise trifft den Tourismus in Schmallenberg hart. Die Hoteliers halten zusammen und finden emotionale Worte an ihre Gäste.
Dass die Hotelkooperation „Sterne im Sauerland“ mehr ist als ein reiner Marketing-Zusammenschluss zeigt sich in der aktuellen Situation im Umgang mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie.
Mit dem nötigen und empfohlenen physischen Abstand trafen sich die Hoteliers jetzt, um die aktuelle Lage sowie den Umgang mit den weiteren einschneidenden Einschränkungen zu beraten, die im Hinblick auf die Corona-Pandemie seitens Bundes- und Landesregierung für den touristischen Bereich erlassen wurden. Denn es sind nur noch Geschäftsreisende in den Hotels zugelassen, touristische Übernachtungen sind bis zum 20. April nicht mehr gestattet. Eine außergewöhnliche und wirtschaftlich äußerst schwierige Situation für die Hotelbetriebe, für die der Tourismus den Löwenanteil am Geschäft ausmacht.
Zeiten mit wenig Schaden überstehen
In dieser Situation seien Wissensaustausch und Zusammenarbeit eine unerlässliche Vorgehensweise, damit die Hotel- und Gastronomiebetriebe diese Zeiten mit möglichst wenig Schaden überstehen können. „Im Kern geht es darum, nicht nur einzelne Hotels durch diese Zeiten zu bringen, sondern möglichst alle touristischen Betriebe, damit die Vielfalt und die Qualität in der gesamten Region erhalten bleiben“, erklärt Elke Stahlmecke, Kooperationsmanagerin der „Sterne im Sauerland“.
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Im Vordergrund stehen dabei vor allem auch die Bemühungen, alle Arbeitsplätze in den Betrieben auch in Zeiten nicht belegter Zimmer und leerer Restaurantplätze zu erhalten. „Vor wenigen Tagen beschäftigte uns noch der Fachkräftemangel und nun stehen wir innerhalb kürzester Zeit vor einer völlig neuen Situation“, so Stefan Wiese-Gerlach, Sprecher der Kooperation und Inhaber des Hotels Jagdhaus Wiese. „Unsere Beschäftigten möchten wir natürlich bestmöglich schützen und deren Arbeitsplätze erhalten, denn irgendwann gibt es ein Ende der Krise und dann werden wir direkt und zu 100 Prozent wieder für unsere Gäste da sein.“
Familie Deimann aus Winkhausen berichtet von aufbauenden Worten der Gäste
Die Familie Deimann zur aktuellen Corona-Situation: „Während sich draußen vor unseren Fenstern, der Frühling im Sauerland ankündigt und die Naturkulisse rund um unser Hotel jeden Tag bunter und schöner erblüht, müssen wir nun die Türen schließen, um die Gesundheit unserer Gäste, Mitarbeiter und auch unserer Familie zu bewahren und zu schützen.“
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Ein besonderer Dank der Familie gelte den vielen Gästen, die dem Haus in Winkhausen die Treue gehalten haben und den zahlreichen Menschen, „die uns telefonisch, per Mail oder persönlich Mut zugesprochen und Mitgefühl ausgedrückt haben.“
Waldhaus Ohlenbach froh über kollegialen Umgang
Auf der Seite vom Waldhaus Ohlenbach, ebenfalls Gründungsmitglied bei den „Sternen im Sauerland“ heißt es zur aktuellen Situation: „Wir halten die Maßnahmen für wichtig und richtig.“
Und gezielt an die Gäste gerichtet: „Bitte achten Sie auf sich und Ihre Liebsten und lassen Sie uns gemeinsam diese komplizierten Tage überstehen, damit wir so schnell wie möglich wieder einen gewohnten Alltag erleben können. Wir wünschen Ihnen und uns alles erdenklich Gute, beste Gesundheit und das wir alle gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.“
Die Politik sei in dieser Situation besonders gefragt, damit unbürokratische Hilfen mit wenig Hürden zur Verfügung stehen. Die beschlossene Vereinfachung zur Beantragung des Kurzarbeitergeldes sei aus Sicht der Kooperationsmitglieder schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Um die vielfältigen Einzelbetriebe vor einer Insolvenz zu schützen sind weitere geeignete Hilfen erforderlich, die den Inhabern nach dieser Krise finanziell Rückenwind geben und nicht über Jahre hin zusätzlich belasten, zum Beispiel mit zinslosen Krediten, heißt es von der Kooperation dazu weiter. „Solidarität wird schon lange gelebt in dieser Kooperation, in Zeiten wie diesen wird allen bewusst, wie wertvoll solch ein kollegialer Umgang wirklich ist.“
Drei Fragen an Tourismusdirektor Hubertus Schmidt
Was bedeutet die Coronakrise für Schmallenberg als touristisch geprägte Region?
Das ist ein ganz derber Einschlag. Der Touristik- und Freizeitbereich wurde auf Geschäftsreisende runtergefahren. Das ist eine Situation, mit der so niemand gerechnet hätte. Aber das ist sicherlich ein überregionales Problem. Wir können jetzt nur hoffen und alles daran setzen – und auch einfordern – dass die kleinen und mittelständischen Betriebe hier nicht wegbrechen. Individuelle Strukturen und kleinere Betriebe machen die Region aus. Um das zu überstehen braucht es natürlich auch Unterstützung von der Öffentlichen Hand und eine Vision für die Betriebe, wie es weitergehen kann. Dramatisch ist besonders, dass niemand richtig weiß, wann und wie es weitergehen wird. Jetzt gilt es, die Betriebe zu halten – aber auch die Mitarbeiter zu halten.
2Befürchten Sie langfristige Auswirkungen auf den Tourismus hier vor Ort?
Das ist sehr schwierig einzuschätzen und hängt auch davon ab, wie lange die restriktiven Maßnahmen gelten. Nicht das man das falsch versteht: Diese Maßnahmen müssen jetzt sein! Aber es wird für den ein oder anderen Betrieb schwierig werden. Ich habe große Sorge, dass Strukturen sich verändern werden und das Angebot nicht wie gewohnt bestehen bleibt. Das würde sich natürlich auch auf die Lebensqualität vor Ort auswirken.
3Wie können Betriebe dieser Krise begegnen?
Wie gesagt: Da sind Hilfen aus Öffentlicher Hand notwendig. Gerade aber im Einzelhandel kann auch jeder Bürger etwas tun, in dem er jetzt nicht online kauft. Wir müssen jetzt an die Solidarität der Sauerländer appellieren. Auch die Infrastruktur im Freizeitbereich (Rad- und Wanderwege) müssen wir im Auge behalten. Trotzdem: Es bleibt für alle eine riesige Herausforderung. Gerade jetzt gilt es, dass Menschen zusammenrücken und für Interessen kämpfen.