Eversberg. Mit seiner Tiefbaufirma sorgt Sebastian Tillmann (42) aus Eversberg bei Meschede dafür, dass marode Brücken der Bahn ersetzt werden.
Mit einem Bagger und jugendlichem Tatendrang fasste Sebastian Tillmann 1997 den Plan, sich selbstständig zu machen. Er war damals 19 Jahre alt. Sein Vater Vinzenz Tillmann, selbst Bauunternehmer, hätte den Sohn lieber erst auf der Uni gesehen. Die Konkurrenz begrüßte den Neuling nicht sonderlich herzlich, aber im Laufe der Zeit arrangierte man sich mit dem neuen Mitbewerber, sagt Sebastian Tillmann (42) und grinst. Nie hätte er damals gedacht, dass sein Ein-Mann-mit-Bagger-Betrieb einmal so eine Geschichte zu erzählen hat.
Bahn als großer Auftraggeber
Weil die Bäume noch keine Blätter tragen, ist der orangefarbene Fuhrpark des Tiefbau-Unternehmens am Lingscheiderweg 10 in Eversberg derzeit gut von der Autobahn aus zu sehen. Bald sind die Kettenbagger und Tieflader jedoch wieder in der Republik unterwegs. Die Auftraggeber kommen aus der Landwirtschaft, dem Straßenbau, der umliegenden Industrie und vor allem wie schon zu den Anfangszeiten von Privatleuten aus der näheren Umgebung. Was jedoch kaum einer weiß: ein Großteil der Aufträge hat mittlerweile mit bundesweiten Baustellen der Deutschen Bahn zu tun. Meistens sind es aufsehenerregende Brückenbauprojekte.
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So wie kürzlich in Essen, als dort eine 1400 Tonnen schwere Stahlbetonbrücke der Bahn ausgetauscht wurde, oder bald in Darmstadt – dort sollen im Frühsommer gleich acht marode Brücken ersetzt werden. Das Team-Tillmann ist für sämtliche Tief- und Abbrucharbeiten zuständig. Dazu gehört zunächst der Abbruch der maroden Brücke. Dann wird die neue Brücke ans Gleis geschoben. Später verfüllen die „Tillmänner“ die neue Brücke und schottern das Gleisbett. Als wir das erste Mal gesehen haben, wie eine so schwere Brücke präzise an den neuen Ort geschoben wird, war das sehr beeindruckend. Heute sind viele Dinge zur Routine geworden und man nutzt die Zeit des „Verschubes“ zum Durchatmen bevor es wieder weitergeht.
Denn jede Minute zählt bei diesen Großprojekten. Die Bahn sperrt die Strecke währenddessen voll, teilweise oft nur für bis zu 72 Stunden; Sperrpause heißt es offiziell. Gearbeitet wird Tag und Nacht, im Schichtdienst. „Du musst fertig werden, weil der Zug wieder fahren muss. Das Team muss in dieser Zeit funktionieren. Und das tut es“, sagt Tillmann. Er ist stolz auf seine Leute und weiß, dass er ihnen einiges abverlangt. Häufig unterwegs zu sein, weit weg von den Familien, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Großteil der zehn Angestellten arbeitet schon seit vielen Jahren bei ihm. Wenn Tillmann über seine Leute redet, klingt er ein bisschen wie ein Bergmann, der über seine Kumpel spricht. „Es ist ja auch ein bisschen so. Du musst dich bei solchen Maßnahmen aufeinander verlassen können.“
Zur Person
- Am 18. Februar 1997 beginnt Sebastian Tillmann die Selbstständigkeit als Ein-Mann-Betrieb. 2002 legt er die Meisterprüfung zum Straßenbauer an der Meisterschule in Dortmund ab. Seine Lehre zum Straßenbauer absolviert er bei Lahrmann im Schwarzen Bruch. Er lebt mit seiner Frau Sabine und den beiden Kindern Luise und Klemens in Eversberg.
- Zum Betrieb gehören zehn Festangestellte. Aktuell bildet das Unternehmen einen Auszubildenden aus.
- Derzeit entstehen am Lingscheiderweg 10 in Eversberg zentrale Büros für das Unternehmen. Dort geschehen die Arbeiten bevor die Bagger rollen: Von der Auftragsakquise über Kalkulation und Genehmigungen für die Schwerlasttransporte bis hin zur Rechnungsstellung.
- Wie viele Eversberger ist auch Sebastian Tillmann dem Ort sehr verbunden. So engagiert sich der Unternehmer unter anderem als Vorsitzender des Bergstadtvereins.
- Am Sonntag, 22. März, ist ein Beitrag über die Firma Tillmann in der Sendung mit der Maus zu sehen.