Meschede. Martinrea Honsel in Meschede hat ein Zelt aufgebaut, um dort bei allen Mitarbeitern Fieber zu messen. Das lief zu Beginn nicht so wie geplant.

Der Honselaner ist enttäuscht. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Gesundheitsbrücke in Meschede eine echte Epidemie-Schranke wird.“ Tatsächlich aber sei sie am ersten Tag eine Lachnummer gewesen.

Am Donnerstagmorgen hatte Martinrea Honsel damit begonnen, alle Mitarbeiter auf ihre Gesundheit zu testen. An allen drei Eingängen, in zwei Zelten wurde Fieber gemessen. Menschen mit erhöhter Temperatur sollten nach Hause geschickt werden. So das Ziel, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Der Start jedenfalls lief holprig.

Eine reine Präventionsmaßnahme

„Wir haben noch keinen Corona-Fall“, hatte Betriebsratsvorsitzender Erdogan Acar im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Die Gesundheitsschranke sei eine reine Präventionsmaßnahme. Gemeinsam mit Arbeitgebern und Arbeitsmedizinern habe der Betriebsrat verschiedene Maßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen. Dazu gehöre eben auch die Untersuchung der Mitarbeiter, „ähnlich wie es sie schon an Flughäfen gibt.“

Warten im kalten Zelt am ersten Tag.
Warten im kalten Zelt am ersten Tag. © privat

Er sei - anders als vom Betriebsrat behauptet - nicht informiert gewesen, habe nur den Zeltaufbau am Schichtende gesehen, ärgert sich der Arbeiter. Am nächsten Tag hätte er das Zelt leicht umgehen können. „Da gab es noch gar keine klare Schranke.“ Kollegen mit Schutzmasken hätten dann bei ihm Fieber gemessen - „mit dem Handy“, berichtet der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

32 Grad Körpertemperatur

„Das zeigte dann 32 Grad. Und ich habe noch gesagt, ist ja gut, dass ich nicht schon tot bin.“ Bei einem anderen habe der Wert 29 Grad, bei einem Dritten dann aber 50 Grad angezeigt. „Da das dann ja eindeutig erhöhte Temperatur war, sollte er eigentlich zum Portier, um sich da nachmessen zu lassen“, erzählt der Mann. Doch der Kollege sei einfach weitergegangen. Er sei nicht krank, habe der gesagt und wolle auch nicht nach Hause geschickt werden. „Wenn das so lax gehandhabt wird, nutzt das doch nichts“, schimpft der Informant.

Auch interessant

e48ce3ac-6acf-11ea-82f0-c7e98b4735c3
Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Messen mit der Wärmebildkamera

Tatsächlich hat es sich laut Informationen unsere Zeitung bei dem Messgerät wohl um eine kleine mobile Wärmebildkamera gehandelt, mit der eine Vor-Testung gemacht werden sollte. Das Gerät habe aber Probleme gehabt, weil es draußen zu kalt war - um die null Grad. Deshalb seien auch die Körper der zu Messenden zu kalt gewesen. Beim Portier habe man dann genauer mit einem Infrarot-Messgerät nachgemessen. Aber auch da fehlten die Geräte. Der Andrang sei zu groß gewesen. Außerdem sei es in diesen Zeiten schwer, die entsprechenden Messgeräte zu erhalten.

Eigentlich hatte es geheißen, alle Mitarbeiter würden von den Sicherheitsbeauftragten getestet. Wer mehr als 37,5 Grad Körpertemperatur hat, werde nach Hause geschickt. Rund 1500 Männer und Frauen arbeiten bei Honsel in drei Schichten.

Am zweiten Tag lief die Messung schon wesentlich professioneller, schildert der Honselaner dann am Freitag: „Das Zelt war beheizt und warm und es kamen Infrarotfieberthermometer zum Einsatz.“