Meschede. Das Coronavirus bringt rund um Meschede einschneidende Veränderungen für die Kirchen mit sich - mit Folgen für das höchste Fest an Ostern.
Die ganzen Folgen des Coronavirus werden erst nach und nach klar. Jetzt steht fest: Auch Ostern erhält keine Sonderregel.
Keine Messen zum höchsten Fest des Kirchenjahres
Das Osterfest, das höchste Fest des Kirchenjahres, wird deshalb erstmals nicht stattfinden. Denn die Messen vom letzten Abendmahl an Gründonnerstag, über Karfreitag bis zur Feier der Osternacht dürfen nicht gefeiert werden. „Das hat es noch nie gegeben“, sagt Dechant Georg Schröder – so flächendeckend nicht einmal im Zweiten Weltkrieg. Denn die Nähe der Menschen in den Kirchen muss diesmal vermieden werden.
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„Das setzt dem Priester schon zu“, gesteht Pfarrer Michael Schmitt, Leiter des Pastoralen Raumes Meschede-Bestwig, ein: „Ich hatte immer noch gehofft, die Feiern dürften stattfinden.“ Inzwischen liegt aber eine klare Dienstanweisung aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn vor.
Erzbistum Paderborn sagt offiziell ab
Das österliche Triduum Sacrum (so heißt die Liturgie zu den Kar- und Ostertagen offiziell) ist abgesagt: Der Erzbischof wird es für das Erzbistum gemeinsam mit dem Domkapitel in Paderborn feiern – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es soll als Livestream zu sehen sein. Priester dürfen das Triduum auch nicht privat feiern.
Dechant Schröder sagt: „Unsere Gesellschaft erlebt das erste Mal eine Krise.“ Er betont: „Der Glaube und die Hoffnung sind positiv.“ Er rät dazu, besonnen zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen, Ansteckungen zu vermeiden.Die Absage gilt auch für die Evangelischen Gemeinden. „Das trifft mich wirklich. Für uns ist es das höchste Fest im Jahr“, sagt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer in Meschede: „Wir sind völlig unvorbereitet.“
Diese Regeln gelten jetzt für die katholischen und evangelischen Gemeinden:
Kirchen
Die katholischen Kirchen sind geöffnet: „Die Leute können zum privaten Gebet in die Kirche“, so Schmitt. Er weist aber auch auf die Möglichkeit hin, zum Beispiel in der Familie zuhause zu beten. In Meschede ist die evangelische Christuskirche ohnehin immer nur zu den Bürozeiten der Gemeinde geöffnet.
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Pfarrer Bäumer verweist darauf: „Beten kann man überall. Das ist nicht an ein Gebäude gebunden.“ Wenn man ein Gebet für sich suche, müsse man nur das Gesangbuch aufschlagen. Pfarrer Michael Schmitt sagt: „Man sollte Gottvertrauen haben. An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Er betet auch um Kraft für die Entscheidungsträger in diesen Tagen.
Gottesdienste
Alle Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen sind sowohl bei den katholischen als auch den evangelischen Gemeinden bis zum 19. April abgesagt.
Es gibt auch keine Versammlungen. Pfarrer Michael Schmitt verweist als Alternative auf Gottesdienste, die im Fernsehen übertragen werden, etwa aus dem Kölner Dom. Online-Gottesdienste sind deswegen bisher nicht geplant. Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer sagt: „Für mich persönlich ist es schwierig, Dinge zu streichen, die ich geplant habe. Das fällt richtig schwer.“
Krankensalbung
Die Krankensalbung soll zur Betreuung weiter stattfinden – dies ist eine Einzelseelsorge, wo ja nur zwei Menschen zusammenkommen.
Beichte
Neuland auch hier für die Seelsorger: Die Beichte darf, wegen der dabei entstehenden Nähe, nicht mehr im Beichtstuhl stattfinden – es muss ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Wer beichten möchte, wird um einen Anruf für die Terminabsprache gebeten.
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Taufen
Die Taufen von Neugeborenen werden grundsätzlich verschoben. Notfalls dürften sie nur mit den Eltern und den Taufpaten stattfinden. Pfarrer Michael Schmitt hätte am vergangenen Sonntag eigentlich gleich drei Taufen in der Messe gehabt, sie waren schon am Freitag verschoben worden: „Die Leute sind schon sehr vernünftig. Oma und Opa können schließlich nicht dazu kommen.“
Hochzeiten
Trauungen werden grundsätzlich verschoben. Notfalls dürften sie nur mit dem Brautpaar und den beiden Trauzeugen stattfinden.
Auch hier erwartet Pfarrer Schmitt erst einmal keine kirchlichen Trauungen mehr – „das sind ja nie rein private Feiern, da kommen immer viele Menschen“. Und diese Menschenansammlung muss eben vermieden werden.
Erstkommunion
Die Feiern der Erstkommunion sind in die zweite Jahreshälfte verschoben worden.
Firmung
Die Firmung im Dekanat ist ohnehin erst im November geplant. Die Firmvorbereitung ist erst einmal unterbrochen worden.
Konfirmation
Für die evangelischen Gemeinden ist unklar, ob die Konfirmation am 10. und 17. Mai stattfinden kann. „Die Familien sind sehr verunsichert“, weiß Pfarrer Bäumer: „Das ist ja immer ein Familienfest, bei dem ganz viele Menschen zusammenkommen.“
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Beerdigungen
Beerdigungen müssen stattfinden. Es gibt aber ein Requiem in der Kirche noch ein Gedenken in der Trauerhalle. Der Abschied findet nur in kleinstem Kreis am Grab statt: Dort kann mehr Abstand voneinander gewahrt werden. Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer hofft noch auf eine Lockerung dieser Vorschrift auf Landesebene, dass Trauergottesdienste noch in Kirchen stattfinden dürften: „Wir müssen in Würde von den Verstorbenen Abschied nehmen können.“
>>>HINTERGRUND<<<
Die Dienstanweisung des Erzbistums gesteht Ordensgemeinschaften das Recht auf ihr Chorgebet zu.
Sie dürfen auch die Eucharistie feiern – aber die Gottesdienste dürfen nicht öffentlich zugänglich sein. Daran halten sich auch die Mönche in der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede.
Die Abteikirche ist von 8 bis 17 Uhr, und Samstag, 21. März, von 13 bis 17 Uhr zum persönlichen Gebet für alle geöffnet.
Die Abtei-Gaststätte ist geschlossen, die Küche stellt nur die Versorgung des Konvents sicher. Alle Reservierungen und Veranstaltungen sind abgesagt. Die Gästehäuser sind geschlossen.
Tischlerei und Schmiede sind geöffnet, auf Kontakte nach außen wird verzichtet.