Meschede. Der Aldi im Schwarzen Bruch beschränkt den Einkauf für bestimmte Waren. Die Mescheder wandern rüber zum Hit. Einkaufen in der Coronakrise.
Keine Brechbohnen, kein Mehl, kein Zucker, keine Fischstäbchen und auch kein Toilettenpapier. In den Regalen im Aldi im Schwarzen Bruch klaffen am Montagmorgen deutliche Löcher. Die Folge: Der Mescheder Discounter beschränkt den Wareneinkauf für manche Produkte.
Melanie Sotosek räumt den Inhalt ihres Einkaufswagens ins Auto. „Das ist ein normaler Wocheneinkauf für mich“, betont die Mutter von zwei kleinen Kindern. Auch wenn man angesichts der Coronoa-Krise schon dazu neige, ein Teil mehr mitzunehmen, als normal. „Wir wohnen in Wallen“, erklärt sie. „Da komme ich immer nur einmal pro Woche zum Einkaufen her.“ Aber sie sagt auch: „Wir bleiben gelassen und zu Hause.“
Lieferkette
Die nächste Lieferung erwartet Aldi am Dienstag, Kühlware schon im Laufe des Montags, Frisches ist normal aufgefüllt. „Der stärkste Tag war der Freitag“, erzählt eine Mitarbeiterin. Direkt nachdem klar war, dass die Schulen schließen. hätten die Mescheder die Geschäfte gestürmt. Neben Toilettenpapier sind auch Einmalhandschuhe ausverkauft. Aldi steuert gegen und gibt die Devise aus, dass von bestimmten Produkten nur noch maximal zwei Pakete ausgegeben werden. Mehl ist trotzdem aus.
Vielleicht liegt es an den Lücken in den Regalen, dass der Aldi Montag früh nicht so voll ist, wie der gegenüberliegende Hit-Markt. Dort wuseln die Mitarbeiter mit Wagen durch die Gänge und zwischen den Einkäufern, um die sich ständig leerenden Regale wieder aufzufüllen. Das Lager arbeitet schon seit Wochen an den Belastungsgrenzen. Wo sonst eine Palette Toilettenpapier geordert wurde, waren es zuletzt zwölf.
Hamsterkäufe
Halb Meschede scheint dort auf den Beinen. „Ja ist denn schon wieder Weihnachten“, witzelt eine Frau, angesichts der wenigen freien Parkplätze. Mit Blick auf einen Mann mit vier Pakten Toilettenpapier fragt sie laut: „Ich dachte das Coronavirus geht auf die Lunge.“ Auch eine junge Frau scheint einen Hamsterkauf getätigt zu haben, Paletten mit Toilettenpapier, Küchenrollen, Kaffee. Sie erhält unverständliche und sogar böse Blicke. „Ich kaufe fürs Büro ein“, erklärt sie auf Nachfrage - fast schon entschuldigend.
Eine Mutter hat ihren Einkaufswagen gut gefüllt. „Alles im Rahmen“, sagt sie und lacht. Die Kinder kommen aus dem Studium nach Hause. „Alle Prüfungen sind ja abgesagt, und bevor sie in Bochum und Aachen auf ihren 12-Quadratmeter- Zimmern sitzen, kommen sie lieber nach Hause.“ An den gut gefüllten Kühlschrank.
Schutz
Man sieht Einkäufer, die vor Gebrauch den Griff des Einkaufswagens desinfizieren, einige tragen normale Finger-Handschuhe, manche Einmal-Handschuhen, ein alter Herr einen Mundschutz. Er nennt seinen Grund: „Ich bin an einem Lungentumor operiert“, erzählt er „und trage ihn, um mich zu schützen. Von den Einkaufshilfen, die jetzt überall angeboten werden hat er noch nicht gehört. „Aber ich muss ja noch mal raus, wer weiß, wie lange das noch möglich ist.“
Auch die Frau mit den Einmalhandschuhen hat einen kranken Mann zu Hause. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Sie wohnt in Wallen und ist froh, dass sie sich noch zum Großteil selbst versorgen kann. „Wir wollen auch noch mal schlachten“, berichtet sie. Sie ist verunsichert und verärgert. „Man weiß ja gar nicht mehr, was man noch glauben darf“, sagt sie und stellt gleich die Systemfrage. „Ich gehe auch nicht mehr wählen.“
Der Niederländer
An sein Auto gelehnt, wartet Henk Stürme auf seine Frau. Der Niederländer ist mit einer Sauerländerin verheiratet. „Wir verbringen möglichst eine Woche im Monat hier und wohnen sonst in der Nähe von Venlo.“ Da er selbstständig ist, überlegt er aber schon den Urlaub abzukürzen. „Ich denke die Firma braucht mich jetzt.“ Er ist noch zuversichtlich, dass Holland und Deutschland ihre Grenzen offen halten, aber was, wenn nicht? „Mich werden sie ja auf jeden Fall reinlassen, aber was ist mit meiner Frau?“
Trotzdem ist er sicher, dass die Vorsichtsmaßnahmen richtig ist. Das unterstreicht auch Katja Petrasch, die selbst bis zur Rente im Gesundheitswesen gearbeitet hat. „Man muss versuchen, die Infektionszahl niedrig zu halten und vor allem an die Mitarbeiter in den Krankenhäusern und Praxen denken.“