Kückelheim. Die Firma Ketten Wulf hat ihren Hauptsitz in Kückelheim - und auch ein Werk in China. Das Coronavirus hat wirtschaftliche Auswirkungen.
Die Firma Ketten Wulf mir ihrem Hauptsitz in Kückelheim spürt die Folgen des Coronavirus sehr deutlich - nicht nur, weil sie ein großes Werk mit mehr als 500 Mitarbeitern in China hat. Wir haben mit Geschäftsführer Ansgar Wulf gesprochen. Er spricht von einer „extremen Situation“ in Hangzhou in der Nähe von Shanghai.
Gibt es verstärke Hygieneanforderungen bei Ketten Wulff in Eslohe? Welche?
Ansgar Wulf: Bei uns gelten grundsätzlich angemessene Hygieneanforderungen, die wir anlässlich der rasanten Ausbreitung des Coronavirus ausgeweitet haben. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nochmals informiert worden, wie sie sich verhalten sollen um Ansteckungen zu vermeiden. Räumlichkeiten wie z.B. Toiletten und Besprechungsräume sind mit Desinfektionsmitteln und Informationsschreiben ausgestattet worden. Zu diesen Maßnahmen stimmen wir uns laufend und intensiv mit dem Werksarztzentrum und dem Auswärtigem Amt ab.
Wie haben Sie den Umgang speziell in China erlebt? War ihr Werk stillgelegt?
Seit Ausbruch des Coronavirus und den ersten Meldungen hierzu stehen wir mit unserem Werk in China sowie mit den übrigen Standorten weltweit diesbezüglich laufend im Kontakt. Die Situation an unserem chinesischen Standort in Hangzhou war tatsächlich sehr extrem. Unser Werk war auf Beschluss der chinesischen Regierung nach Chinesisch Neujahr für weitere zwei Wochen geschlossen. Seit Mitte Februar ist es offiziell wieder erlaubt die Arbeit aufzunehmen. Bis heute sind wieder über 90 Prozent der Belegschaft tätig. Der gleichzeitig eingeschränkte Lkw- und Containertransport sowie die unterbrochenen Materialzulieferungen laufen wieder normal. Auch wenn sich der Geschäftsbetrieb wieder normalisiert, so herrschen doch noch deutliche Restriktionen und Auflagen im Rahmen des Virus.
Merken Sie Absatzrückgänge oder Rohstoff-Engpässe?
Wie bereits erläutert hatten wir Lieferengpässe in unserem chinesischen Werk, die sich mittlerweile normalisiert haben. Absatzrückgänge hatten wir aufgrund der zweiwöchigen Schließung. Die weitere Absatzentwicklung muss kritisch beobachtet werden.
Schränken Sie Auslandsreisen oder Reisen allgemein für sich und Ihre Mitarbeiter ein?
Aufgrund des Anlasses und auf Empfehlung des Auswärtigen Amtes verbieten wir unseren Mitarbeitern grundsätzlich die Reisetätigkeit in die Gebiete Volksrepublik China, Südkorea, Iran und Italien. Weitere Reisen stimmen wir bei Bedarf individuell ab. Derzeit wichtige unternehmensinterne sowie externe Kommunikationen führen wir via Telefon oder Skype.
Sind Sie davon betroffen, dass Messen abgesagt wurden?
Im Mai findet eine wichtige internationale Fahrtreppen-Messe in Shanghai statt. Die Messe ist noch nicht abgesagt. Hier müssen wir abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Da wir turnusgemäß dieses Jahr nicht auf der Hannover Messe ausstellen, sondern erst im nächsten Jahr ein Teilnahme in Planung ist, haben wir dort keine Probleme. Zu weiteren Messen und Tagungen beobachten wir die aktuelle Entwicklung.
Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Konsequenzen durch das Virus für Ihr Unternehmen und für die Wirtschaft allgemein ein?
Aus unserer Sicht zeigen sich die wirtschaftlichen Konsequenzen bereits jetzt direkt bzw. indirekt in individuellen Bereichen und Industriezweigen. Vor dem Hintergrund der aktuellen konjunkturellen Weltwirtschaft werden wir die Entwicklung weiter sehr eng beobachten und bewerten. Aufgrund unserer internationalen Aufstellung können wir aktuell mit den derzeitigen Folgen des Coronavirus noch gut umgehen und können die Bedarfe am Markt derzeit ohne große Probleme decken. Für unsere Kunden am Standort in China gilt die Maßgabe, dass das Geschäftsvolumen, das ansonsten in zwölf Monaten erreicht wird nun in den verbleibenden zehn Monaten erzielt werden muss. Allgemein schätzen wir die Lage kritisch ein, versuchen jedoch die Entwicklung eng zu verfolgen und realistisch einzuschätzen und zu bewerten, um daraus keine unangemessenen, sondern angebrachte und notwendige Maßnahmen zu treffen. Es bleibt zu hoffen, dass wir im Sinne der Mitarbeitenden und des Unternehmens von einem konkreten Fall verschont bleiben und dass die Ausbreitung des Coronavirus zeitnah eingedämmt werden kann.
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Nahe der Metropole Shanghai befindet sich in Hangzhou das chinesische Tochterunternehmen der Ketten-Wulf Gruppe. Dort wurde im November 2004 ein neuer Produktions- und Vertriebsstandort eröffnet. Mit mehr als 500 Mitarbeitern und einer Produktionsfläche von 15.000 Quadratmetern ist Hangzhou Wulf Chain Co., Ltd. der zweitgrößte Standort der Ketten-Wulf-Gruppe.
Mit aktuell 10 Produktions- und Vertriebsstandorten weltweit liefert Ketten Wulf individuelle Lösungen im Bereich Förder- und Antriebstechnik an Kunden auf der ganzen Welt. Neben China und Deutschland gibt es Standorte in Österreich, Belgien, USA, Polen, Indien, Türkei, Australen und Kanada.
Weltweit hat Ketten Wulf 1400 Beschäftigte. Mit einer Produktionsfläche von 25.000 Quadratmetern und über 550 Mitarbeitern ist Kückelheim der größte Produktionsstandort der Gruppe.