Remblinghausen. Das Umfeld gestalten, dieses Ziel begleitet den Mescheder Bernd Schulte, seit er Stufensprecher war. Heute arbeitet er in der NRW-Staatskanzlei.
Von der Jungen Union, über den CDU-Stadtverband Meschede und den Kreisvorstand, zum Vorstand der CDU Südwestfalen und in den CDU-Landesvorstand - der Weg von Dr. Bernd Schulte scheint geradlinig in die Politik gerichtet. Aber ganz so würde er das nicht unterschreiben: „Politik ist für mich erstmal Ehrenamt. Ich will vor allem mein Umfeld mitgestalten.“ Und das findet der 34-Jährige besonders spannend an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung. Ob in Düsseldorf, Hemer oder Meschede - und dabei fest geerdet in Remblinghausen.
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Ihr Werdegang wirkt politisch, beruflich und privat unglaublich zielstrebig. Hatten Sie nie einen Durchhänger?
Bernd Schulte (lacht): Wirkt das so? Im Fußball-WM-Sommer 2006 habe ich auch mal ein Semester gar keine Klausuren geschrieben, und meine Doktorarbeit hätte sicher auch ein halbes Jahr früher fertig sein können. Beruflich hat sich vieles einfach so ergeben. Ich wollte zwar tatsächlich gern Beigeordneter werden. Dass das dann in Hemer schon mit gerade 30 klappt, damit hätte ich nicht gerechnet.
Damals starb der Amtsinhaber plötzlich, der amtierende Bürgermeister bewarb sich weg auf einen Posten in seiner Heimatstadt. Da sind Sie schon ins kalte Wasser gesprungen. Fünf Monate mussten sie die Verwaltung quasi allein leiten. Was haben Sie da gelernt?
Eine ganze Menge. Unter anderem, große Einheiten zu leiten, die Stadt Hemer hat mehr als 450 Mitarbeiter. Die Übersetzung vom Fachlichen ins Politische. Und natürlich das Handwerk des Kämmerers: Der Haushalt umfasst rund 100 Millionen Euro. Das war schon eine große Verantwortung, aber eben auch enorm spannend an der Entwicklung einer Stadt mitzuwirken. Immerhin haben wir es geschafft, Hemer aus der Haushaltssicherung zu führen.
Von außen wirkt Verwaltungsarbeit ja oft extrem langatmig. Da müssen dicke Bretter gebohrt werden, man braucht Verwaltungsvorlagen, alle müssen informiert werden. Bis man da einen Konsens findet, das dauert....
Ich find’s spannend. In der Demokratie haben wir nun mal viele Beteiligte, da menschelt es auch schon mal, gibt es Befindlichkeiten, auf die man Rücksicht nehmen muss. Alle an einen Tisch zu bringen, fachliche Probleme so zu erklären, dass man sie versteht, das mache ich gerne. Und es gibt auch schnelle Entscheidungen: Wenn etwas kurzfristig wichtig ist, bekommt man das in der Regel auch hin.
Jetzt arbeiten Sie als Leiter des Referats Regierungsplanung in der Staatskanzlei. Was ist da Ihre Aufgabe?
Letztlich ist es wieder eine Schnittstelle, zum einen zwischen Regierung und Landtag, zum anderen zwischen Staatskanzlei und allen anderen Ministerien. Wir monitoren sozusagen die Umsetzung der politischen Vorhaben der Landesregierung. Von wem werden sie umgesetzt, bis wann, wie und was steht noch aus. Allerdings mit einem viel kleineren Team als in Hemer, wir sind fünf Leute. Es ist spannend zu sehen, wie politische Prozesse sozusagen in der heißen Küche der Landespolitik ganz konkret ablaufen.
Und was ist Ihr nächstes Ziel? Können Sie sich vorstellen, auch im Sauerland tätig zu werden als Landrat oder als Kreisdirektor?
Ich bin glücklich in der Staatskanzlei, und die Frage stellt sich aktuell auch nicht – schließlich haben wir mit Dr. Karl Schneider einen sehr guten und erfahrenen Landrat. Aber grundsätzlich – egal in welchem Amt – ist es schon ein Privileg, Heimat an vorderster Front als Politiker gestalten zu können.
Stimmt es eigentlich, dass ihr politische Engagement mit der Neu-Organisation des Häschenballs in Remblinghausen begann?
(lacht) Ja tatsächlich. Ich war damals Stufensprecher in unserem Jahrgang. Und da wir ganz erfolgreich die Abifeten organisiert hatten, sind Michael Kotthoff und ich gefragt worden, ob wir nicht eine Idee hätten, wie man neuen Schwung in den Häschenball bringen kann. Darüber bin ich dann in den JU-Vorstand gekommen. Wir haben dann dort einiges bewegt, uns auch für schnelleres Internet im Dorf eingesetzt. Der Verband ist dadurch enorm gewachsen. Ich glaube, Remblinghausen hat heute die höchste JU-Mitgliederdichte weltweit (lacht): Bei rund 1500 Einwohnern sind es weit über 200.
Klassische politische Vorbilder, sagen Sie, haben Sie nicht. Hätte es da nicht auch eine andere Partei werden können?
Die CDU stellt den Menschen in den Mittelpunkt, nicht irgendeine Ideologie. Ich finde, dass sie es am besten schafft, politische Ziele lebensnah und mit Pragmatismus umzusetzen.
Jetzt leben Sie mit Ihrer Familie in Remblinghausen und haben eine kleine Wohnung in Düsseldorf. Das ist fürs Familienleben aber nicht einfach.
Es geht. Ich bin meist nur zwei Nächte pro Woche in Düsseldorf und kann etwas von zu Hause arbeiten. Wir mögen auch die Großstadt, aber für meine Frau und mich ist Remblinghausen einfach die beste Homebase. Sie ist auch berufstätig, und es ist natürlich toll, dass Omas, Opas und Freunde nah sind. Wir genießen es in einem sehr lebendigen Dorf mit großem Zusammenhalt und mitten in der Natur zu leben. Das Sauerland hat eine intakte Struktur, super Wirtschaftsdaten, eine geringe Kriminalität – schon echte Lebensqualität.
Man findet online einiges über Bernd Schulte, aber was sind eigentlich Ihre Hobbys?
Vor allem Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Gemeinsam zu kochen, zu wandern, auch zu feiern. Und Reisen. Zuletzt sind wir mit dem Wohnmobil durch Norwegen gefahren – das war traumhaft.
>>> HINTERGRUND
Bernd Schulte ist 34 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern, die 5 und 2 Jahre und fünf Monate alt sind. Er lebt mit seiner Familie in Remblinghausen.
Nach dem Abitur am Gymnasium der Benediktiner 2004 studierte er Jura in Münster und promovierte 2013 in Köln.
2012 bis 2014 war er Rechtsreferendar, u.a. im Bundeskanzleramt (Berlin) sowie in der Brauerei Veltins.
Seit 2014 ist Schulte Rechtsanwalt, bis 2015 in der Sozietät Wolter Hoppenberg in Hamm.
2015 bis Anfang 2019 war er Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Hemer.
Seit Februar 2019 leitet er das Referat Regierungsplanung in der Staatskanzlei in Düsseldorf.
Er ist Mitglied im Kreistag des Hochsauerlandkreises.