Fleckenberg. Von Old School bis Fotorealismus: Rainer Kasper (58) betreibt seit 1994 sein Tattoo-Studio „Living Colour“ mit Verantwortung und Leidenschaft.

Von Old School bis Fotorealismus. Rainer Kasper (58) bringt seit 40 Jahren Farbe unter die Haut. In Fleckenberg betreibt er seit 1994 sein eigenes Tattoo Studio „Living Colour“ – und das mit Verantwortung und Leidenschaft.

Wie kam es zum Tattoo Studio in dem kleinen Ort Fleckenberg?

Rainer Kasper: Gebürtig komme ich zwar aus Olpe und habe mehrere Jahre im Ruhrgebiet und in Amsterdam gearbeitet, doch hier habe ich 1994 mein Zuhause gefunden, was ich auch meiner Frau zu verdanken habe. So lag auch die Entscheidung nahe, ein Studio im Ort zu eröffnen.

Wie hat es mit dem Tätowieren angefangen?

Mit 16 Jahren habe ich mein erster eigenes Tattoo gestochen. Die Anfänge waren auf der eigenen Haut, ganz klassisch mit der Hand, Nadel und Faden, bis ich meine erste eigene Maschine gebaut habe. Dann habe ich Familie und Freunde tätowiert und arbeitete fortan in privaten Studios, erst im Ruhrgebiet und dann in Amsterdam.

Was macht Ihnen am Tätowieren Spaß?

Mein Hobby ausüben zu dürfen. Ich habe schon immer gerne gezeichnet und war kreativ. Ich mag tätowierte Haut sehr. Das Interessante: Meine Kunst bleibt ein ganzes Menschenleben. Das bringt auch viel Verantwortung mit sich.

Gibt es auch Stellen am Körper, von denen Sie abraten?

Aus Prinzip tätowieren wir keine sichtbaren Stellen. Das heißt: Der Hals, die Hände oder das Gesicht sind für uns tabu.

Aus welchem Grund?

Viele bereuen solche Tattoos nach einiger Zeit, entweder aus beruflichen oder ästhetischen Gründen. Ein Tattoo am Hals sieht an einer jungen Frau noch gut aus, aber die Haut erschlafft im Alter. Dann lässt sich das Motiv überhaupt nicht mehr erkennen. Davon raten wir stark ab.

Welche Motive sind aktuell am beliebtesten?

Im Moment lassen sich viele „La Catrinas“ (mexikanisches Symbol für den Tag der Toten) stechen. Aber auch Mandalas, Rosen und Blumen jeglicher Art sind beliebt. Es geht viel in den fotorealistischen Bereich hinein.

War das früher anders?

Ja, man merkt den Trend der Zeit. Früher waren es oft Tribal-Motive. Die Tattoos sind heute deutlich vielseitiger.

Bringt der Kunde dann seine eigenen Wünsche und Motive mit?

Genau. Tattoo-Bücher werden gar nicht mehr genutzt von uns. Wir stellen uns individuell auf den Kunden ein. Wir gestalten dann das Tattoo nach den Wünschen oder den mitgebrachten Skizzen. Wenn es dem Kunden gefällt, kommt das Motiv unter die Haut.

Momentan hört man, dass wichtige Pigmente für blau und grün verboten werden sollen. Was halten Sie davon?

Wir unterliegen mit der Tätowiermittel-Verordnung der Kosmetikverordnung, was solche Gesetze problematisch und teilweise sinnfrei macht. In Haarfärbemitteln ist bereits die Farbe Blau15 verboten, weil sie die Haut für längere Zeiträume blau färbt. Die, die solche Gesetze machen, gehen einfach pauschal davon aus, dass Verfärbungen auf der Haut, auch unter der Haut schädlich sein müssen. Das ist aber nicht wissenschaftlich belegt. Kosmetik und Tattoos sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Solche Verordnungen ärgern uns und hindern uns bei der Arbeit. Wir brauchen die Farben.

Was wünschen Sie sich zukünftig?

Allgemein mehr Toleranz und Offenheit in unserer Gesellschaft. Menschen sind vielseitig und sehen unterschiedlich aus. Das sollte jeder akzeptieren.