Meschede. Lidl will in Meschede erweitern oder umziehen: Gegen den ersten Plan gibt es eine Klage, für den zweiten findet sich überraschend eine neue Idee.

Der Discounter Lidl will in Meschede wachsen – und bringt dafür selbst zwei Standorte ins Spiel. Stattdessen möchten Meschedes Politiker Lidl aber überraschend für eine Ansiedlung an einem dritten denkbaren Standort begeistern. Der wäre dann mitten in der Stadt gelegen.

Umzug oder Erweiterung in Meschede

Lidl ist bislang im Gewerbegebiet Im Schwarzen Bruch vertreten: Nach eigenen Angaben mit dem ältesten Lidl-Markt in Westfalen und einer Verkaufsfläche von 750 Quadratmeter -- zu klein nach heutigen Maßstäben. Zum Vergleich: Der neue Lidl in Freienohl kann 1400 vorweisen. Eine Erweiterung des Marktes im Schwarzen Bruch will die Stadt nicht: Die würde zu Lasten der Sortimenter in der Mescheder Innenstadt gehen. Lidl klagt deshalb inzwischen gegen die Stadt vor dem Oberverwaltungsgericht (den ersten Prozess vor dem Verwaltungsgericht verlor der Discounter).

In der Zwischenzeit hat Lidl, wie berichtet, einen Alternativstandort gefunden:

Werden Netto und Lidl Nachbarn an der Briloner Straße in Meschede? Dieses Grundstück kommt dafür in Frage.
Werden Netto und Lidl Nachbarn an der Briloner Straße in Meschede? Dieses Grundstück kommt dafür in Frage. © Jürgen Kortmann

An der Briloner Straße, am Ortsausgang in Richtung Heinrichsthal und Wehrstapel – dort dann als östlicher Nachbar des Netto-Marktes. 1200 Quadratmeter an Verkaufsfläche könnten hier verwirklicht werden. „Die Flächen sind auf dem Markt“, bestätigte Fachbereichsleiter Klaus Wahle im Ausschuss für Stadtentwicklung: Ein Immobilienentwickler aus dem Ruhrgebiet hat die jetzige Brachfläche gekauft.

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Auch die westlich an Netto angrenzende Fläche zu Schützenstraße hin soll zum Verkauf anstehen, wurde im Ausschuss bekannt.

Um die Böschung eines Lidl-Neubaus hinunter nach Martinrea-Honsel zu sichern, wäre eine vier bis fünf Meter hohe Stützmauer erforderlich. Würde Lidl dort bauen können, dann werde das Unternehmen auch die Klage vor dem Oberverwaltungsgericht zurückziehen, hieß es im Ausschuss. Lidl will dann außerdem der Stadt ein Vorkaufsrecht für das Grundstück Im Schwarzen Bruch einräumen, damit in dem Bereich insgesamt eine neue Nutzung möglich wäre – denn in der Nachbarschaft von Lidl steht bereits der ehemalige Aldi leer.

Innenstadt soll profitieren

Den erforderlichen Grundsatzbeschluss für die Weiterentwicklung dieser Flächen an der Briloner Straße hat der Ausschuss allerdings einstimmig erst einmal zurückgestellt. Denn die Politiker verweisen stattdessen auf ihre Konzepte aus den letzten Jahren: Und die sehen vor, dass ein neuer Lebensmittelmarkt eigentlich in der Innenstadt entstehen sollte.

Hier an der Le-Puy-Straße in Meschede soll sich Lidl nach dem Willen der Kommunalpolitik eher ansiedeln.
Hier an der Le-Puy-Straße in Meschede soll sich Lidl nach dem Willen der Kommunalpolitik eher ansiedeln. © Jürgen Kortmann

Auf Initiative von Marcel Spork (CDU) wird deshalb jetzt versucht, Lidl von einem Bereich an der Le-Puy-Straße zu überzeugen: Gegenüber von Aldi gelegen – die gesamte Fläche westlich vom Hotel von Korff bis zur Antoniusbrücke (derzeit unter anderem mit dem griechischen Restaurant). „Wir haben so eine schöne Innenstadt. Aber an dieser Stelle ist Luft nach oben“, sagte Spork. Lidl wird jetzt aufgefordert, sich mit dieser Fläche auseinander zu setzen.

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Gegenseitig profitieren

Die Hoffnung der Politiker: Wer einmal zum Einkaufen an die Le-Puy-Straße fahre, der kaufe womöglich auch weiter in der Innenstadt ein. Daran hatte Ingrid Völcker (FDP) Zweifel: „Wer zum Discounter will, der fährt gezielt dorthin und geht nicht zum Einkaufen in die Stadt.“ In den Märkten würden die Großeinkäufe erledigt.

Die großen Märkte suchen die Nähe, um gegenseitig zu profitieren. An der Briloner Straße würde Lidl von Netto profitieren und umgekehrt, Im Schwarzen Bruch funktioniert das zwischen Hit und Aldi, an der Le-Puy-Straße zwischen Aldi und Rewe. „Die Tandem-Bildung trifft einen Nerv“, sagt Bürgermeister Christoph Weber. Einen Trend zu kleinen Geschäften könne er nicht feststellen: „Je größer, umso besser -- und am besten zwei Märkte auf einem Haufen.“ Hans-Werner Rötzmeier (UWG) ist Kritiker dieser immer größer werdenden Märkte – demnächst, fürchtet er, werde man dann über 1600 und mehr Quadratmeter an Verkaufsfläche sprechen.

>>>HINTERGRUND<<<

An der Briloner Straße hätten Netto und Lidl zusammen eine Verkaufsfläche von maximal 2400 Quadratmeter. Von dieser gelten 240 Quadratmeter als „zentrenrelevante Randsortimente“ – diese Angebote würden also Geschäften in der Innenstadt Konkurrenz machen.

Interesse für inhabergeführte Märkte gibt es laut Stadtverwaltung für den Bereich westlich des Netto-Marktes (zur Schützenstraße hin, derzeit teilweise mit einem Haus bebaut). Hier schätzt die Verwaltung die Größe auf denkbare 2500 Quadratmeter.

An dieser Stelle wären Märkte vorstellbar, die keinen Geschäften in der Innenstadt Konkurrenz machen – etwa, wie es heißt, durch großformatige Warengruppen: Reifen, Kfz-Reparaturbedarf, Landhandel, Bodenbeläge.