Grafschaft. Die Ordensschwester stammt aus Rumänien. Mit 22 Jahren trat sie dem Orden bei. Wie ihre Familie darüber dachte und warum sie nach Grafschaft zog.
Edith Bejan ist Mitglied des Ordens der Boromäerinnen und lebt seit 19 Jahren im Kloster Grafschaft. Dabei kommt die Schwester des Ordens der Borromäerinnen ursprünglich nicht aus dem Sauerland. In Rumänien aufgewachsen, entschied sie sich bereits mit 22 Jahren, dem Orden beizutreten. Wie ihre Familie über diesen Schritt dachte und warum es sie ausgerechnet nach Grafschaft zog, berichtet sie im Interview.
Wann haben Sie sich dazu entschieden, Ordensschwester zu werden?
Schwester Edith: Mit 22 Jahren habe ich mich dazu entschieden, weil ich dachte, ich könnte dadurch näher an den Menschen und an Gott sein, als wenn ich eine Familie gründen würde.
Wie haben Familie und Freunde auf diesen Schritt reagiert?
Am Anfang war das alles unglaublich für sie, im ersten Moment herrschte Funkstille. Keiner hätte mir das zugetraut. Mein Vater sagte zu mir: ,Geh ruhig, in einer Woche kommst du wieder’. Auch mein Freundeskreis hat nicht gedacht, dass ich diesen Schritt wirklich gehe. Meine Mutter, vielleicht kennt sie mich besser, hat das etwas anders gesehen. Sie wusste, dass ich es ernst meine, und dachte, sie sieht mich nicht mehr wieder. Für sie war das herzzerreißend.
Was hat Sie dann ins Kloster Grafschaft geführt?
Vor 30 Jahren gab es in Rumänien die politische Wende, die bewirkte, dass die katholische Kirche dort seine Tore öffnete. Vorher gab es nur zwei aktive Klöster im Land, danach kamen viele Orden aus ganz Europa nach Rumänien. Ich habe zu dieser Zeit einige Schwestern des Kloster Grafschaft kennengelernt, die auch nach Rumänien gekommen waren. Nachdem ich Bekanntschaft geschlossen hatte, war die Entscheidung schnell gefallen.
Warum kam es für Sie nicht in Frage, die neuen Orden in Rumänien aufzubauen?
Um eine Ordensschwester zu werden, braucht es eine Ausbildung, auch Noviziat genannt. In Rumänien gab es dafür aber keine Einrichtungen, so dass die Ausbildung zwangsläufig im Ausland absolviert werden musste. Mit der Zeit wurde das Kloster aufgebaut und gleichzeitig das Klosterleben begonnen für die Schwestern, die da waren. Nach dem Noviziat und nach meiner Ausbildung als Erzieherin in Deutschland bin ich zurück in meine Heimat gegangen. Allerdings wurde meine berufliche Ausbildung dort nicht anerkannt, weshalb ich nach Deutschland zurückkehrte.
Wie kann man sich so eine Ausbildung vorstellen?
Die Ausbildung entstammt der Tradition des Ordens. Dazu gehört zum Beispiel Bibelstudium und Kirchen- oder Ordensgeschichte, die erlernt werden muss. Der theoretische Teil ist die eine Seite, die andere ist das Leben in der Gemeinschaft. Dieses Leben kann man nicht aus Büchern oder der Geschichte erlernen, sondern muss gelebt werden.
Was sind aktuell ihre Aufgaben im Kloster?
Ich bin seit fast 20 Jahren als Erzieherin im Kindergarten tätig. Ein Beruf, der mir täglich viel Freude bereitet. Seit einem Jahr bin ich zudem die Oberin des Hauses. Ich habe die Fürsorge für alles, was mit meinen Mitschwestern zu tun hat. Ich kümmere mich um den Tagesablauf und die Organisation verschiedener Feste und Termine. Wenn alles gut funktionieren soll, muss man auch managen!
Was unterscheidet das Kloster in Grafschaft von anderen Orden?
Ich denke, dass jeder Orden sein eigenes Charisma hat und seine eigenen Schwerpunkte setzt. Eine Besonderheit hier in Grafschaft ist selbstverständlich das Krankenhaus. Früher gab es noch mehr Schwestern und ganz andere Aufgaben. Natürlich definieren wir uns aber nicht durch die Arbeit als Gemeinschaft. Wichtig ist, dass wir da sind für die Menschen, in allen Lebenslagen.
Käme es für Sie in Frage, den Orden in den kommenden Jahren zu wechseln?
Das Einzige, was ich wechseln könnte, wäre der Ort innerhalb unseres Ordens. Mein Herz schlägt immer noch für Rumänien und ich würde lieber heute als morgen zurückkehren. Leider ist das nicht so möglich, wie ich es mir wünschen würde.