Freienohl. 2023 wird die Bahn in Freienohl die Tunnel der Obereren Ruhrtalbahn sanieren. Schon jetzt gibt es Auswirkungen. Sie betreffen die meisten im Ort.

Auf dem Freienohler Berg gilt ab sofort eine Veränderungssperre: Das betrifft alle Grundstücke, die über dem Freienohler Tunnel liegen. Wer als Eigentümer in den nächsten Jahren umbauen will, muss sich das von der Bahn erst genehmigen lassen. Betroffen davon ist auch das Umfeld des Glösinger Tunnels am Ortsrand mit Brumlingsen, wo aber deutlich weniger Gebäude liegen.

Veränderungssperre gilt

Wie berichtet, will die Bahn ab 2023 beide Tunnel sanieren. Für Arbeiten der Bahn gilt ein besonderes Gesetz des Bundes: das Allgemeine Eisenbahngesetz. Dieses Gesetz regelt auch alles rund um die Infrastruktur an Gleisen. Die Bahn ist hier privilegiert: Sonst gebe es Probleme, solche für die Allgemeinheit wichtigen Großprojekte überhaupt durchzuführen.

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Das Gesetz schreibt vor, dass alle Flächen an Bahn-Baustellen einer Veränderungssperre unterliegen: Bis zum Beginn der Bauarbeiten 2023 dürfen keine „wesentlich wertsteigernden oder die geplanten Baumaßnahmen erheblich erschwerenden Veränderungen vorgenommen werden“, so das Gesetz. Selbst eine Dach-Sanierung kann wertsteigernd sein: Nach dem Buchstaben des Gesetzes wäre auch sie unzulässig der Bauzeit.

Erfahrungen fehlen

Wer in Freienohl trotzdem ein Umbauprojekt plant, der muss dies – wie üblich – bei der Mescheder Stadtverwaltung beantragen. Neu ist allerdings, dass dazu dann auch die Deutsche Bahn Netz, die als Tochterunternehmen der Bahn für die Infrastruktur zuständig ist, und das Eisenbahn-Bundesamt anzuhören sind. Wie lange das dann praktisch dauern wird, ist völlig offen. Der Stadt fehlen dazu die Erfahrungen: „Wir haben das noch nie gemacht“, sagte Fachbereichsleiter Klaus Wahle im Stadtrat auf Anfrage der MbZ. Aus Erfahrungen mit Planungen, die die Bahn betreffen, weiß er aber: „Die Bahn ist nicht die schnellste.“

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Vermutlich würden Monate bis zu Entscheidungen vergehen. Erst wenn eine Veränderungssperre über vier Jahre dauert, könnten die Eigentümer laut Gesetz für die dadurch entstandenen Vermögensnachteile Entschädigung verlangen.

Auch die praktischen Auswirkungen sind vollkommen unbekannt: Denn eigentlich muss die Bahn ja bei der Tunnel-Sanierung nur an die Flächen, die unter den Grundstücken liegen. In Freienohl herrscht Ratlosigkeit, weiß Bezirksausschuss-Vorsitzender Jürgen Lipke (SPD): „Das Thema brennt den Leuten unter den Nägeln.“ Auch Klaus Wahle kann das bestätigen: „Ich habe jeden Tag Leute bei mir, die etwas erläutert haben möchten.“ In der Zwischenzeit hat der Fachbereichsleiter vom Projektleiter der Bahn erfahren, dass Eigentümern bei Vorhaben über dem Tunnel keine Steine in den Weg gelegt werden sollen.

Sogar Einbau spezieller Fenster

Mit einer ganzen Wunschliste wendet sich die Stadt Meschede jetzt an die Bahn, um die Folgen der Bauarbeiten für die Menschen in Freienohl erträglicher zu machen. Gefordert wird eine Minimierung des Baulärms, von Schall, Staub, Abgasen und Erschütterungen. Nachts solle es eine Kernruhezeit geben. An den am stärksten betroffenen Häusern sollten spezielle Fenster zum Lärmschutz eingebaut werden. Der Bauverkehr sollte vor allem in die Straße Im Langel verlegt werden. Regelmäßig müssten Straßenreinigungen durchgeführt werden. Um Erschütterungsschäden zu erfassen, soll die Bahn ein Beweissicherungsverfahren durchführen. Gewünscht wird ein direkter Ansprechpartner in der Bauzeit.

>>>HINTERGRUND<<<

Mit konkreten Fragen können sich Bürger direkt an die Bahn wenden: Per Mail an tunnel-sauerland@deutschebahn.com

Einwendungen gegen das Projekt sind noch bis Freitag, 10. Januar, möglich: Entweder bei der Stadtverwaltung in Meschede oder bei der Bezirksregierung in Arnsberg.