Das Museum in Eslohe zeigt die Geschichte des Fliegens im Sauerland. Begonnen hat alles mit einem jungen Mann aus Stockhausen bei Meschede.
Eslohe/Schüren. 1891 lief Otto Lilienthal mit seinem Fluggerät einen Hügel nördlich von Berlin hinab und glitt mit seinem Fluggerät 25 Meter durch die Luft. Es war die Geburtsstunde der Fliegerei. In den 1920er Jahren wird die Fliegerei auch im Sauerland begründet. Der „Historische Flugsportverein Sauerland“ zeigt bis zum Frühjahr eine Dokumentation der Segelfliegerei im DampfLandLeute-Museum Eslohe.
Winterberg als Keimzelle
Die Fliegerei entwickelte sich in den Folgejahren immer weiter und erreichte im Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Nach dem verlorenen Krieg war es den Deutschen untersagt, Flugzeuge zu bauen oder zu nutzen. Erlaubt blieb die Segelfliegerei, die rasch weiterentwickelt wurde und auch bald ins Sauerland Einzug hielt.
Der berühmte Flugzeugkonstrukteur Alexander Lippisch entwarf für eine Firma aus Hagen Segelflugzeuge. Für die Flugexperimente zog er durchs Sauerland und man baute 1923 in Winterberg eine Halle mit Konstruktionsbüro zur Planung und zum Bau von Segelflugzeugen. In der Krisenzeit ging der Hagener Firma 1925 „die Puste aus“ und Lippisch ging zur Wasserkuppe.
Gründer aus Stockhausen
1928 befiel das Flugfieber auch einen jungen Sportstudenten aus Stockhausen bei Meschede. Arnold Flues studierte in Berlin und erlernte in Ostpreußen das Segelfliegen.
Bei seiner Rückkehr in die Heimat steckte er hier viele Menschen mit seiner Flugbegeisterung an. Mithilfe der Zeitung sammelte er damals junge Leute um sich und baute dann in einer ehemaligen Kirche in Wennemen mit Genehmigung des Pastors einen Schulgleiter. Als Folge der Weltwirtschaftskrise waren unzählige Menschen arbeitslos und das Material für dieses erste Fluggerät musste quasi „vom Munde abgespart“ werden.
Schüren wird zum Mittelpunkt
Bei den Flugversuchen in Stockhausen, Wennemen und Meschede schauten viele Hunderte Menschen zu. Flieger aus Nah und Fern kamen ins Sauerland. Der Gutsbesitzer Josef Grewe aus Schüren bot den Fliegern Scheune, Hof und Ländereien als Unterkunft und Fluggelände an. Schon bald kamen die Flieger aus Hagen, Menden, Schwerte, Mülheim an der Ruhr und aus Rheinberg in das beschauliche Dörfchen.
In Meschede gründete sich 1932 der „Luftfahrtverein Sauerland“. Die Flugbegeisterung im Land war riesig. Das erkennt man daran, dass die Wochenzeitung „Grüne Post“ einen detaillierten Bauplan von Alexander Lippisch für ein Segelflugzeug abdruckte und Segelflugwettbewerbe ausrichtete.
Im November 1932 gründeten die Flieger aus Arnsberg, Hagen, Menden. Schwerte, Iserlohn, Letmathe und Meschede in Arnsberg die Segelfluggesellschaft Meschede-Schüren. Zweck war die Errichtung einer Segelflugschule und eine Werkstattausbildung. Weitere Vereine traten bei.
Die Nazis forcieren die Fliegerei
Die Nationalsozialisten machten sich nach 1933 diese Flugbegeisterung zunutze und beeinflussten die Fliegerei mehr und mehr ideologisch.
„Das ganze deutsche Volk muss ein Volk von Fliegern werden“, sagte Hermann Göring, selbst Pilot im Ersten Weltkrieg, ab 1933 Reichsminister der Luftfahrt und ab 1935 Oberbefehlshaber der neugegründete Luftwaffe. Fortan förderte man den Ausbau massiv und organisierte die Flugausbildung militärisch. Nach Schüren kamen auch Gruppen der Hitlerjugend.
Zunächst wurden dort Baracken gebaut, dann die Halle und das Gebäude der Flugschule. 1935 war der Bau fertig. Das Gebäude ist übrigens aus Recycling-Material errichtet. Alte Lokschuppen in Schwerte und Westig (Hemer) wurden abgerissen und das Material nach Schüren geschafft.
Bis zum Jahr 1937 haben 1200 Flugschüler und 350 Werkstattleiter in Schüren eine Ausbildung erhalten. Schüren wurde eine von vier „Reichswerkstattleiterschulen“. Etliche Werkstattleiter legten ihre Meisterprüfung als Segelflugzeugbauer Holz und Metall vor der Handwerkskammer in Arnsberg ab.
Schüren muss zudem ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor für die Region gewesen sein. Ständig mussten hunderte Lehrgangsteilnehmer versorgt werden.
Vorbereitung für die Luftwaffe
Ab 1937 wurde der Deutsche Luftfahrtverband (DLV) in das „Nationalsozialistische Fliegerkorps“ überführt. Die Segelfliegerausbildung wurde nun offiziell eine Vorbereitung für die Piloten der Luftwaffe. In den Folgejahren, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, haben viele junge Männer und auch Frauen, in Schüren eine Segelflugausbildung bekommen.
Die Nachkriegszeit
Am Kriegsende zerstörten die Amerikaner fast alle Flugzeuge. Die Gebäude wurden bis 1954 als Kinderheim der Caritas genutzt. In den damals noch existierenden Baracken wurden zeitweise die Bauarbeiter für den Neubau der Hennetalsperre untergebracht.
Die Mescheder Flieger flogen ab 1951 auf dem Rennefeld bei Schmallenberg und konnten erst 1954 auf ihr Gelände zurückkehren. Das imposante Gebäude der Flugschule steht unter Denkmalschutz und wurde im August 2006 vom Landschaftsverband zum Denkmal des Monats gekürt.
Die Ausstellung
Nun also die Geschichte des Segelflugs im Esloher Museum. Der Aufbau gestaltete sich zunächst etwas problematisch, denn der Original Schulgleiter sollte in den Eberhard-Koenig-Saal, wo die Sonderausstellung stattfindet.
„Wenn Sie glauben, einen SG38 unter eine Sparkassendecke zu hängen wäre eine Leistung, dann sollten Sie mal sehen, wie man einen SG38 durchs Treppenhaus in den ersten Stock eines Museums transportiert“, witzelte Bodo Kirtz vom Vorstand des Vereins – der Schulgleiter war auch schon in der Sparkasse in Meschede ausgestellt. Zu sehen sind außer dem Schulgleiter, historische Dokumente und Fotos. Eine Powerpoint-Präsentation zeigt die Geschichte der Flugschule Schüren.
>>>HINTERGRUND<<<
Zu sehen ist die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Museum: Mittwochs bis samstags 14 bis 17 Uhr und sonntags 10 bis 13 Uhr.
Der „Historische Flugsportverein Sauerland e.V.“ will die Geschichte der Fliegerei, speziell des Segelflugs, im Sauerland dokumentieren und bewahren.
Das denkmalgeschützte Gebäude will der Verein in der Substanz erhalten und seine Nutzung dokumentieren.
Historisches Fluggerät soll rekonstruiert und wenn möglich flugfähig gemacht, alte Startarten und sonstiges Gerät für die Nachwelt bewahrt werden.
Geplant ist langfristig, ein Museum einzurichten, um die Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.