Meschede. Wie die Straße An Klocken Kapelle zu ihrem Namen kam, obwohl es dort heute keine Kapelle gibt, und welche Rolle die 14 Nothelfer dabei spielen.

Wie die Straße An Klocken Kapelle zu ihrem Namen kam, obwohl es dort keine Kapelle mehr gibt und welche Rolle die 14 Nothelfer dabei spielen, berichtet die Stadtgeschichte.

 Eine Mescheder Stadtansicht. Im Vordergrund Klocken Kapelle. Neben dem Turm der alten Stiftskirche der Turm der früheren Kirchspielskirche:      
 Eine Mescheder Stadtansicht. Im Vordergrund Klocken Kapelle. Neben dem Turm der alten Stiftskirche der Turm der früheren Kirchspielskirche:       © H.J. Grumpe

1670 erwarb der damalige Bürgermeister von Meschede, Heinrich Hengesbach, das Haus Klocke. Bürgermeister Hengesbach behielt den Namen seines Hauses Klocke bei und wurde, wie es damals durchaus üblich war, daraufhin auch „Klocke“ genannt.

Kampf in Wien gegen die Osmanen

Ein Sohn dieses Bürgermeisters kämpfte 1683 in Wien, der Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers, gegen die Osmanen. Die Kriegstaktik des Großwesirs Kara Mustafa Pascha bestand darin, unterirdische Tunnel mit Pulver zu füllen, um so die Mauern der Stadt zu zerstören. Des Bürgermeisters Sohn fiel in einen solchen unterirdischen Gang und sah sein letztes Stündlein gekommen. Jetzt konnte ihm nur noch der Herrgott helfen, den man mit Hilfe der Fürbitten von 14 auserwählten Nothelfern um Rettung bitten konnte.

Hilfe in höchster Not

Diese 14 Nothelfer waren für mehr als 90 Notlagen zuständig, von Krankheiten über Naturkatastrophen bis zum besonderen Schutz verschiedener Berufs- und Menschengruppen, deckten sie alle lebensbedrohlichen Risiken der Gläubigen ab. Es gab auch Risikogruppen, für die zwei oder mehr Heilige zuständig waren: Frauen in Not konnten sowohl die heilige Barbara als auch die heilige Katharina anrufen. Sankt Georg, der eigentlich als oberster Helfer bei Kriegsgefahren galt, war ebenfalls Beschützer der Haustiere, quasi in Teamarbeit mit dem heiligen Erasmus.

Alle 14 Nothelfer angerufen

Was lag also näher, als dass der eingebrochene Soldat sich an alle 14 bekannten und bewährten Nothelfer wandte? Wir wissen nicht, wie lange das gedauert haben mag und ob er alle einzeln oder insgesamt angesprochen hat. Klar ist nur, dass er Erfolg hatte: Er konnte sich nicht nur aus dem unterirdischen Loch befreien, sondern dem Stadtkommanden Ernst Rüdiger von Starhemberg die genaue Position des Pulvertunnels melden. Als „Retter von Wien“ erhielt er eine Belobigung nebst Bonuszahlung.

Neue Heimat für die Figuren

Zurück in seiner Heimatstadt Meschede errichtete der tapfere Soldat aus Dankbarkeit unter dem Krähenberg eine „Kapelle zu den 14 Nothelfern, die im Volksmund „Klocken Kapelle“ genannt wurde. Die Straßenbezeichnung finden wir heute noch in Meschede, während die Kapelle selbst 1906 abgerissen werden musste, um der neuen Lagerstraße Platz zu machen. Die 14 Nothelfer-Figuren befinden sich heute in der Schatzkammer der Pfarrkirche St. Walburga.

14-Nothelfer-Kapelle in Remblinghausen

Wer ein anschauliches Beispiel für eine 14-Nothelfer-Kapelle sucht, hat es nicht weit: 5 km vom Stadtkern Meschedes entfernt, findet man in Remblinghausen am Ortsausgang Richtung Bödefeld, die „14-Nothelfer-Kapelle“.

Die Kapelle zu den 14 Nothelfern in Remblinghausen.
Die Kapelle zu den 14 Nothelfern in Remblinghausen. © WP | Karl Josef Schulte

Aufgrund holzkundlicher Untersuchungen steht deren Baujahr eindeutig fest: 1713. Der Künstler der wunderschönen Schnitzfiguren ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Johann Bernhard Hense, der um diese Zeit in Meschede lebte.

Der Renaissancebau mit achteckigem Grundriss und barocker Haube steht unter Denkmalschutz und wird liebevoll vom Sägemühlenverein Remblinghausen e.V. betreut.