Schmallenberg. Nach dem Motto: Finden, freuen, auf Reise schicken, bemalt Jenny Müller Steine für die #sauerlandstones.
„Meine Steine müssen nicht weit reisen. Es reicht, wenn sie Menschen eine Freude bereiten“, sagt Jenny Müller, als sie sich an den Esstisch im Wohnzimmer setzt. Auf dem Tisch ist eine alte Zeitung ausgebreitet, Farbe, Farbstifte und Klarlack stehen schon bereit. Mit einem dicken Pinsel bemalt sie einen Stein auf der Vorderseite komplett schwarz.
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Das Motiv, das am Ende entstehen soll, hat sie bereits vor Augen: Ein Wolf vor einem Mond. „Die Rückseite muss frei bleiben für das Facebook-Zeichen, den Hashtag und den Hinweis auf die Gruppe“, sagt die Schmallenbergerin. Damit meint sie #sauerlandstones. Seit gut einem halben Jahr ist Jenny Mitglied der Gruppe, die bunte Steine auf Reisen schickt. Ganz nach dem Motto: Finden, freuen, auf Reise schicken.
Die Idee
„Mittlerweile sind wir auf mehr als 4000 Mitglieder gewachsen“, sagt Gründerin Anisha Karthaus (33) aus Menden. Die Idee kam ihr auf einer Reise in Dänemark, in mehreren Gruppen hatte sie die bunt bemalten Steine gesehen. In der Umgebung fand sie nur die „Elbstones“, „aber nichts für das Sauerland“. Also fing sie an, Steine zu sammeln, um die Idee auch im Sauerland bekannt zu machen. Das Ziel: „Die Welt ein bisschen bunter machen und die Menschen wieder raus in die Natur bringen. Auch für Kinder ist das toll. Quasi eine moderne Schnitzeljagd.“ Die Erfahrung hat auch die Schmallenbergerin gemacht: Ihre beiden Söhne (12 und 2) finden das Suchen, Bemalen und Verstecken toll.
Die Resonanz überrascht auch die Gründerin: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut ankommt. Das ist ja gigantisch.“ Sie selbst hat bereits Steine im zweistelligen Bereich bemalt und ausgesetzt. „Die weitesten sind bis Island oder sogar in die USA gereist“, sagt sie und lacht.
Die Umsetzung
Die Umsetzung ist denkbar einfach: „Man braucht einen Stein mit möglichst glatter Oberfläche“, erklärt Jenny beim Bemalen. Ist er zu dreckig, sollte man ihn vorher einmal gründlich abwaschen. Mit Acrylfarbe werden sie dann bemalt. „Manchmal sehe ich einen Stein und weiß sofort, welches Motiv passt. Beispielsweise ein Pottwal oder ein Oktopus“, sagt Jenny und lacht. Bei anderen braucht es etwas mehr Fantasie. „Manchmal hole ich mir auch Inspirationen im Internet.“ Gezeichnet hat die Schmallenbergerin schon immer gern. Man sieht es.
Gekonnt malt sie mit dem Pinsel den weißen Hintergrund für den Mond. Mit einem kleinen Zahnstocher malt sie feine schwarze Linien, die am Ende einen Wolf ergeben. Zuletzt fehlen nur noch kleine Fledermäuse auf dem Stein. Auf dem Tisch liegen weitere, die sie bereits bemalt hat. Darunter ein Rentier, eine Winterlandschaft und eine Erdbeere.
Die Suche
Am liebsten setzt Jenny ihre kleinen Kunstwerke an Wahrzeichen in Schmallenberg aus, wo auch viele Touristen vorbeikommen: Am Rathaus, am Schützenplatz, am Breybalg, und manchmal, so wie heute, auch in der Natur. „Ich sprühe jetzt noch Klarlack drauf, um die Steine wetterfest zu machen, dann können wir ihn aussetzen“, sagt sie und lacht. Sie selbst findet auch immer wieder Steine unterwegs: „Meine Söhne und ich freuen uns dann jedes Mal.“
Wo sie ihre Steine nun versteckt, das verrät sie allerdings nicht: „Es geht schließlich auch um das Suchen. Vielleicht findet sie ja jetzt jemand, der sie dann anderswo aussetzen kann und in die Gruppe postet. Wer Freude daran hat, sie zu behalten, kann das natürlich auch tun.“ Wer am Wormbacher Berg nun Ausschau hält, könnte einen der kleinen, bunten Steine vielleicht entdecken.
>>>HINTERGRUND
Es gibt nur drei Regeln in der Gruppe: Es sollte nichts auf die Steine geklebt werden, „das könnte Tieren und der Umwelt schaden.“ Außerdem sollten keine Steine auf Fahrzeuge oder in Lebensmittel- oder Kühlregale gelegt werden.
Wichtig ist der Gruppe ein entsprechender, g ut lesbarer Hinweis auf der Stein-Rückseite auf die „Sauerlandstones“.
Jeder Finder sollte seinen Fundstein fotografieren und in der Facebook-Gruppe hochladen - „bitte mit Ortsnennung!“