Voßwinkel/Schüren. Nach dem Leichenfund in einem Maisfeld in Schüren bei Meschede gibt es einen weiteren dringend Tatverdächtigen. Hier sind die Hintergründe.

Im Fall des getöteten Mannes aus der Ukraine hat sich eine überraschende Wendung ergeben. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen inzwischen von zwei Tätern aus, die den 45 Jahre alten Mann Anfang September gemeinsam in Voßwinkel umgebracht haben sollen. Mittlerweile sitzt deshalb auch ein zweiter Mann in Untersuchungshaft. Er wird ebenfalls für dringend tatverdächtig gehalten.

Die Staatsanwaltschaft Arnsberg bestätigte die Festnahme auf Anfrage. Bei diesem Mann handelt es sich um einen 37-Jährigen aus Polen. „Wir hatten den Mann von Anfang an als Mittäter im Fokus“, so Staatsanwalt Klaus Neulken. Inzwischen hätte die Auswertung von DNA-Spuren das so weit untermauert, dass es für den Haftbefehl reichte.

Blutspuren im Haus

Die Leiche des 45 Jahre alten Mannes aus der Ukraine war am 1. September, einem Sonntag, zufällig entdeckt worden – in einem Maisfeld bei Schüren. Nur wenige Tage danach, Donnerstag, 5. September, war bereits ein 28 Jahre alter Mann, ebenfalls aus Polen, festgenommen worden. Beide gehörten zu einer Gruppe von osteuropäischen Bauarbeitern, die deutschlandweit eingesetzt wurden – und zwischen diesen Arbeitseinsätzen in einem Haus an der Caller Straße in Voßwinkel lebten. Den beiden Polen wirft die Staatsanwaltschaft jetzt gemeinschaftlichen Totschlag vor. Der Ukrainer soll erschlagen worden sein.

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Als Tatort hat sich inzwischen das Haus in Voßwinkel herauskristallisiert. Dort waren Blutspuren gefunden worden. Ein Motiv gibt es noch nicht. Der 28-Jährige streitet eine Beteiligung ab, der 37-Jährige wiederum hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, so die Ermittler. Es kommt also weiter auf die kriminalistische Feinarbeit der Mordkommission Dortmund an. Denn Zeugen für eine mögliche Auseinandersetzung gibt es nicht: Zwar lebten auch noch andere Männer in dem Haus, „die haben aber nur Gepolter gehört“, so Staatsanwalt Neulken.

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Festnahme in Wuppertal

Ob Alkohol eine Rolle spielte, ist offen. In dem Haus soll reichlich getrunken worden sein, es fanden sich Dutzende leerer Flaschen, meist Wodka. Offen ist auch noch, wie die Leiche des Ukrainers aus Voßwinkel zu dem sieben Kilometer entfernten Maisfeld geschafft wurde. Ein Nebenschauplatz führt weiter nach Wuppertal: Der 37 Jahre alte Mann wurde dort festgenommen, schon vorher auch der 28-Jährige. Nach Informationen dieser Zeitung lebt in Wuppertal auch der Chef der osteuropäischen Bauarbeiter. Nachdem in Voßwinkel das Haus wegen der polizeilichen Ermittlungen beschlagnahmt worden war, waren die Bewohner von ihm nach Wuppertal geholt worden.

>>>HINTERGRUND<<<

Juristisch ist es Mord, wenn ein Mensch vorsätzlich getötet wird und zusätzlich ein Mordmerkmal vorliegt: Laut Strafgesetzbuch liegt das vor, wenn ein Täter aus Mordlust, Habgier, heimtückisch, grausam, mit gemeingefährlichen Mitteln oder aus niedrigen Beweggründen handelt, um seinen Geschlechtstrieb zu befriedigen oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken.

Liegt keines dieser Mordmerkmale vor, handelt es sich um einen Totschlag: Diese Unterscheidung ist vor allem für die Strafhöhe wichtig. „Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft“, steht in Paragraf 211. Mord verjährt nicht.

Der Totschlag wird mit einer Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren bestraft. Nur im Fall eines besonders schweren Totschlags kann eine lebenslängliche Haftstrafe verhängt werden. Totschlag verjährt nach 20 Jahren.