Joker ist ein gedemütigter Mann, bevor er zum größten Widersacher Batmans wird. Ob sich der Besuch im Kino lohnt, verrät unser Druckreif-Autor.
Das Gotham der 1980er-Jahre ist gespalten. Auf der einen Seiten ist dort die gut verdienende Oberschicht der Stadt, auf der anderen Seite stehen die armen und perspektivlosen Bewohner. Zu denen zählt sich auch der Partyclown Arthur Fleck, alias Joker, gespielt von Joaquin Phoenix. Seine Geschichte zeigt, wie aus dem verstoßenen Psychopathen einer der größten Feinde Batmans wurde. Wer in der Darstellung dieser Story allerdings auf größtmögliche Action hofft, ist bei Joker falsch. Denn der Film kein typischer Superheldenstreifen.
Figur aus den 20er-Jahren
Etliche Inszenierungen des Jokers hat es in den vergangenen Jahrzehnten bereits gegeben. Seinen Ursprung hat die Figur in den 20er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Seitdem taucht sie immer wieder in Film- sowie Comicwelt auf. Das neueste Material liefert nun Regisseur Todd Phillips mit seiner Interpretation des grünhaarigen Schurken. Seit dem 10. Oktober ist der Film auch in den deutschen Kinos zu sehen, jetzt auch im Mescheder Lindentheater.
Am Rande der Gesellschaft
Nichts scheint wirklich positiv in der Welt von Arthur Fleck. Seit langem quält ihn eine Krankheit, die ihn zum Lachen in den unpassendsten Situationen zwingt. Am Rande der Gesellschaft lebt er so zusammen mit seiner Mutter in einer heruntergekommenen Wohnung in Batmans Heimatstadt Gotham. Auch auf beruflicher Ebene bleibt der Erfolg bislang aus. Als Partyclown schleppt er sich von Auftritt zu Auftritt, die Anerkennung fehlt.
Als er diesen Job schließlich auch verliert, beschließt er, sein Ziel zu verwirklichen: Seit einer Ewigkeit träumt Fleck von einer Karriere als Stand-Up-Comedian. Auf seinem Weg dorthin sieht er sich jedoch immer mehr mit der Grausamkeit der Menschen konfrontiert. Sie lachen meist über ihn statt über seine Witze. Dieser Umstand zieht auch an dem angehenden Comedian nicht spurlos vorbei. Statt sich zurückzuziehen, findet er einen anderen Weg mit Demütigung und Enttäuschung umzugehen: die Gewalt. Von der Zeit an entwickelt sich die Figur des Jokers, bis sie irgendwann zum größten Widersacher Batmans wird.
Entwicklung zum Gewalttäter
Zahlreiche positive Bewertungen gab es für den Film mit einer Gesamtlänge von 122 Minuten bereits. Das liegt unter anderem daran, dass der Regisseur den Kinozuschauer die Leidensgeschichte Jokers mitfühlen lässt. Die ständigen Demütigungen und Rückschläge erzeugen Empathie mit der Rolle von Joaquin Phoenix. Nachdem sich der Charakter allerdings immer mehr zu einem Gewalttäter entwickelt, muss sich der Zuschauer fragen, ob er überhaupt mitfühlen darf. Die Antwortet lautet ja, denn wo sonst, wenn nicht vor der Kinoleinwand?
Die persönliche Entwicklung
Das Drama zeigt auf, welche persönlichen Entwicklungen möglich sind, wenn sich Menschen in der Gesellschaft alleingelassen fühlen. Dass diese dann auch durch Gewaltakte in Erscheinung treten können, zeigt nicht nur der Film, sondern auch die Amokläufe unserer Zeit. Dabei ist Joker in keinem Fall als Anstiftung oder Verherrlichung solcher Taten zu sehen, sondern bietet einen möglichen Erklärungsansatz. Die Einsicht in den geistigen Zustand Arthur Flecks, gepaart mit dessen Alltagsumständen machen seine folgenden Gewaltakte greifbarer und nachvollziehbarer für den Zuschauer.
Ein brillanter Hauptdarsteller
Der Grund, warum der Film funktioniert ist jedoch nicht zuletzt die brillante schauspielerische Leistung von Joaquin Phoenix. Der 45-Jährige war in der Vergangenheit bereits dreimal für den Oscar nominiert, gewonnen hat er ihn nie. Nun soll es endlich funktionieren: Für die Rolle des Jokers nahm er innerhalb kurzer Zeit ganze 20 Kilo ab und trainierte wochenlang das bizarre Lachen des Comicbösewichts.
Er vermittelt glaubhaft die aussichtslose Situation, in der sich Gothams zukünftiger Schurke befindet. Was allerdings noch viel wichtiger ist: Er verdeutlicht die Entwicklung der Figur. Auch Mimik und Gestik sitzen. Hinzu kommt, dass er durch perfekte Kameraeinstellungen und ein gutes Bild jederzeit perfekt in Szene gesetzt wird.
Fazit: Auch ein Film für Fans der Superhelden-Filme
Joker ist auch ein Film für Fans klassischer Superheldenstreifen. Er liefert die nachvollziehbare Charakterisierung einer Comiclegende, macht dessen Geschichte greifbar. Wer jedoch große Action erwartet, wird enttäuscht. Es ist kein Feelgood-Movie, wer sich darauf einlässt, wird nach Filmende allerdings trotzdem ein Lächeln auf den Lippen haben.
>>>HINTERGRUND
Im Mescheder Lindentheater ist der Film am heutigen Mittwoch um 17.15 und um 20 Uhr zu sehen.
Die folgenden Termine standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest.