Bödefeld. Pädagogin sieht in der Ausstellung eine Störung der Totenruhe und fordert eine Bestattung. Religion werde missbraucht, um Kindern Angst zu machen
Die „Schwarze Hand“ war ihr in schauriger, sogar angstbesetzter Erinnerung geblieben. Aus persönlichen Gründen und zum Schutz ihrer Person möchte die 51-Jährige namentlich nicht genannt werden. Vor wenigen Monaten besuchte die gebürtige Westfälin die Orte ihrer Kindheit und stattete dabei auch der Pfarrkirche von Bödefeld einen Besuch ab. Seitdem hat sie eine Forderung an das Erzbistum und die Bödefelder Kirchengemeinde: dass die „Schwarze Hand“ wieder bestattet oder verlegt wird.
„Meine Kritik an der Zur-Schau-Stellung bezieht sich vor allem darauf, dass durch die Veröffentlichungen der überlieferten Geschichten durch die Pfarrei das Bild eines grausamen, strafenden Gottes vermittelt und dadurch auch Religion missbraucht wird, um Kinder einzuschüchtern“. Sie selbst habe das in ihrer Kindheit erfahren müssen - und bis heute nicht vergessen, so die 51-Jährige. „Warum wird die abgetrennte und
mumifizierte Hand eines Mädchens in einer Kirche ausgestellt, zumal es sich ja offensichtlich nicht um eine Reliquie handelt?“, fragt die ehemalige Sauerländerin.
Damit werde, in Verbindung mit den Überlieferungen, ein Gottesbild vermittelt, das nicht dem christlichen Glauben entspreche.
Darüber hinaus hat die 51-Jährige eine weitere Kritik: „Das Ausstellen der Hand in der Kirche beruht eigentlich auf einem Unrecht, der Störung der Totenruhe“, sagt sie.
„Denn die Hand wurde ja - nach historischen Unterlagen, auf die sich die Pfarrei beruft - 1722 in einem Sarg gefunden und auch noch zur Zeit des Geschichtsforschers Seibertz (1864) hinter dem Hochaltar aufbewahrt“. Anscheinend kam es erst danach zur Ausstellung der Hand - „ohne Erlaubnis des Opfers.“
An Erzbistum geschrieben
Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Frau wegen ihrer Kritik den Erzbischof von Paderborn und den Kirchenvorstand angeschrieben. Nach mehreren Briefwechseln wurden die Erläuterungen zur Hand überarbeitet.
„Man hat sich dabei auf den historischen Hintergrund beschränkt und begründet die weitere Aufbewahrung in der Kirche damit, dass es sich um Tradition handelt, man aber auch auf ein ungesühntes
Verbrechen hinweisen möchte.“ Lange Zeit habe man sich in Bödefeld darauf berufen, dass es sich bei der Hand um eine echte Mädchenhand handelt, die 1722 bei Bauarbeiten der Kirche in einem Sarg gefunden wurde.
Ortswechsel oder Bestattung gefordert
„Im neuen Text hat man den Sarg weggelassen und behauptet nun, es lägen keine genaue Angaben oder nachweisbaren Mitteilungen über Alter, Herkunft und Geschlecht der Hand vor. Das ist doch merkwürdig“, wundert sich die Frau.
Auf der neuen Tafel steht nun unter anderem: „Warum wird die Hand auch heute in der Kirche aufbewahrt, obwohl es sich nicht um eine Reliquie handelt? Für uns ist sie Tradition, Erinnerung und Hinweis zugleich.“
Aus Sicht der 51-Jährigen käme - falls für die Bödefelder und das Erzbistum keine Bestattung in Frage komme - beispielsweise auch ein Ortswechsel in Frage: „Würde sie in einem Heimatmuseum als Relikt früheren Rechtswesens ausgestellt, könnte ich den Hintergrund ja verstehen“, sagt sie dazu.
„Das Mindeste wäre es aber, den ,alten Zustand’ wiederherzustellen. Man könnte die Hand im Altar oder in einem Behältnis an anderer Stelle in der Kirche aufbewahren und mit Bild und entsprechender Erklärung auf das Wahrzeichen hinweisen. Die Totenruhe wäre somit wieder hergestellt und dem ermordeten Mädchen Respekt entgegengebracht!“
Und: „Wäre dies die Hand eines nahe stehenden Menschen, würde man dann diese Zur-Schau-Stellung noch wollen?“
Erzbistum und Kirchenvorstand
Das Erzbistum sieht die Situation anders: „Nach reiflicher Überlegung und zahlreichen Gesprächen kamen der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat zum Entschluss, die sogenannte ,Schwarze Hand von Bödefeld’ an der bekannten Stelle im Eingangsbereich der Pfarrkirche zu lassen“, schreibt die Pressestelle des Erzbistums in Absprache mit dem Kirchenvorstand aus Bödefeld dazu in einer Stellungnahme.
Grundlage für diese Entscheidung sei somit ein von mehreren Personen als Vertreter der Kirchengemeinde gefasster und getragener Beschluss. „Das ausliegende Informationsmaterial wurde überarbeitet und aktualisiert. Zentral ist, dass von Seiten der Kirchengemeinde keine Legendenbildung um die Schwarze Hand unterstützt oder gar eine touristische Vermarktung betrieben werden soll.“
Auf der neuen Infotafel steht dazu dieser Satz: „Der Fund gab schon in der damaligen Zeit Rätsel auf und so ist es nicht verwunderlich, dass sich bereits früh verschiedene Legenden darum rankten. Es sind volkstümliche Erklärungsversuche, die jedoch nicht von der Kirche gefördert wurden.“