Meschede. In unserer Serie Mescheder Traditionen blicken wir heute auf den Wochenmarkt. Dass er deutlich älter als 1000 Jahre ist, wissen die wenigsten.
Bevor wir durch Tageszeitungen über regionale und überregionale Ereignisse informiert wurden und in Supermärkten unzählige verschiedene Produkte kaufen konnten, war der Markt die einzige Gelegenheit, aus einer Vielzahl von angebotenen Waren zu wählen und zu kaufen. Darüber hinaus war der Markt der „Hotspot“ der Vergangenheit: Dort erfuhr man die aktuellen Neuigkeiten, teilweise auch skurrile Gerüchte.
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Der Markt hat und hatte demzufolge auch eine „soziale Funktion“, die wir heute noch ein wenig nachempfinden können, wenn wir auf unserem wunderschönen Wochenmarkt neben regionalen und überregionalen Köstlichkeiten die eine oder andere lokale Sensation erfahren.
Die Geschichte
Der Mescheder Markt ist wahrscheinlich einer der ältesten im westfälischen Raum. Seine Geschichte beginnt im Jahr 959. Am 21. Januar 959 gewährte König Otto I. dem hiesigen Stift alles an Zoll „was aus dem Fleischmarkt im Orte Meschede“ anfiel. Otto I. unterschrieb eigenhändig. Die Original-Urkunde befindet sich im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen in Münster. Sie kann im Stadtarchiv Meschede digital eingesehen werden.
1650 erhielt die Freiheit Meschede vom Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern zusätzlich einen Vieh- und Jahrmarkt. Ursprünglich fanden nur wenige Märkte zu festgelegten Tagen in einem Jahr statt. Einen regelmäßigen Wochenmarkt gibt es in Meschede „erst“ seit rund 200 Jahren.
Bis 1809 fand der Markt auf dem heutigen Kaiser-Otto-Platz statt. Danach wurde er auf den heutigen Stiftsplatz und den Kaiser-Otto-Platz verlegt. Der Platz des Marktes ist also über Jahrhunderte geblieben und wurde stetig vergrößert, die Funktion oder die Bedeutung des Marktes hat sich indessen geändert.
Die Marktmeisterin
Die Organisation des Mescheder Wochenmarktes liegt heute in den Händen der Stadtverwaltung. Verena Kappen hat neben vielfältiger Aufgabenbereiche auch die Verantwortung für die Marktstände vor Ort übernommen. Als „Marktmeisterin“, ein noch heute gängiger Begriff, weiß sie stets etwas Spannendes über den Mescheder Wochenmarkt zu berichten.
Schon als Kind bekam sie von ihrer Großmutter auf dem Mescheder Wochenmarkt immer ein Fischbrötchen - vom selben Marktbeschicker, der dort heute noch seinen Fischstand hat. Überhaupt gebe es viele Händler, die schon seit Jahrzehnten und über mehrere Generationen ihre Waren in Meschede anbieten. „Daneben gibt es die Gruppe der sogenannten ,fliegenden Händler’, die nur zu selbst gewählten Terminen ihre Waren anbieten.“ Die Standplätze der einzelnen Marktbeschicker werden gern beibehalten, da die Marktbesucher die entsprechenden Plätze kennen. Für neue Marktstände finde sich aber immer noch ein Plätzchen“, betont Kappen. Die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Marktteilnehmern sie „herzlich, kooperativ und von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet.“
Die Regeln
Selbstverständlich ist der Mescheder Wochenmarkt auch durch entsprechende Rechtsvorschriften geregelt: Zur Erhebung von Marktgeldern und über Teilnahmebestimmungen findet sich eine entsprechende Satzung. Dazu gibt es noch eine Rechtsverordnung über die Gegenstände des Wochenmarktes. Diese Rechtsgrundlagen beherrscht die „Marktmeisterin“ von A bis Z, führt gleichwohl jedoch an: „Ich muss eigentlich nie auf die Einhaltung pochen. Hier läuft alles friedlich und harmonisch ab. Stadt und Marktbeschicker ziehen an einem Strang, gemeinsames Ziel ist, den Wochenmarkt zu erhalten.“
Die Besucher
Zu den Besuchern zählen natürlich viele Senioren, die oft schon ebenfalls seit Jahrzehnten und über Generationen das vielfältige Angebot nutzen. Daneben zieht es aber auch eine große Anzahl von Eltern mit kleinen Kindern auf den Markt. „Das freut uns besonders, zeigt es doch, dass regionale Produkte gefragt sind. Ebenso wird der Klimaschutz ernst genommen wird, weil es kaum Plastiktüten gibt“, sagt Verena Kappen.
Eine persönliche und individuelle Ansprache ist selbstverständlich. „Wo sonst bekommt man einen halben Blumenkohl oder abgezählte Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und anderes Gemüse?“ Verena Kappen wünscht sich, dass sich die Mescheder ihren Wochenmarkt erhalten und ihn weiterhin in der gewohnt harmonischen Atmosphäre genießen.