Meschede/Bestwig/Eslohe/Schmallenberg. Es sind neue Zahlen zur Kindeswohlgefährdung im Hochsauerlandkreis vorgelegt worden. Anfangs gab es darum Irritationen.
Weniger Meldungen zur Kindeswohlgefährdung im HSK. Den Zahlen des Landesamts für Statistik zufolge wäre diese Entwicklung für den Kreis - entgegen den Trend - außerordentlich positiv. Die Meldungen, die ein Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls einleiten, wären demnach von 410 im Jahr 2013 auf 182 im Jahr 2018 gesunken. Diesen Rückgang - um mehr als die Hälfte - können sich die heimischen Jugendämter jedoch nicht erklären.
81 Inobhutnahmen
Allein für das Jahr von 2017 auf 2018 verzeichnet IT-NRW einen Rückgang von 273 auf 182 Meldungen. Dazu sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises: „Im HSK-Jugendamt sind die Kindeswohlgefährdungen in 2018 gegenüber 2017 nicht gesunken, sie sind in etwa gleich geblieben. Konkrete und damit vergleichbare Zahlen für die Jahre 2017 und davor können wir leider nicht liefern, da die Erfassung mit einer neuen Software erst 2018 gestartet ist.“ Allein 81 Inobhutnahmen habe es 2018 gegeben.
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In Arnsberg sind die Zahlen laut Jugendamt sogar gestiegen: Von 109 Meldungen (2017) auf 142 (2018). Erklärt wird das mit einer ständig steigenden Aufmerksamkeit in Bezug auf Kindeswohlfragen.
In Schmallenberg beim eigenständigen Jugendamt ist ebenfalls ein leichter Anstieg von 34 (2017) auf 36 (2018) Meldungen zu verzeichnen.
Brigitte Scheffer, Leiterin des Jugendamts in Sundern, kann für die Jahre 2017 auf 2018 tatsächlich einen Rückgang beobachten, wenn auch auf niedrigem Niveau. „Die Gefährdungseinschätzungen sind in diesem Zeitraum von 11 auf 7 Meldungen zurückgegangen. Die Inobhutnahmen von 10 auf 2.“ Bei den 10 Inobhutnahmen seien aber zum Beispiel auch zwei minderjährige Flüchtlinge mitinbegriffen, die bei ihrer Ankunft in Deutschland über das Jugendamt vermittelt werden mussten.
21 Gefährdungseinschätzungen gemeldet
„Generell ist aber auch bei uns die Tendenz zu beobachten, dass die Menschen sensibler für das Thema geworden sind und mehr Meldungen beim Jugendamt eingehen“, sagt Brigitte Scheffer. So seien in diesem Jahr bis jetzt bereits 21 Gefährdungseinschätzungen gemeldet worden. Aktuelle Ereignisse, wie der Missbrauchsskandal in Lügde, spielten dabei eine große Rolle, weiß die Jugendamtsleiterin. Die Menschen seien nach solchen Nachrichten noch aufmerksamer. Nach dem Motto: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. „Und wir gehen natürlich jeder Meldung nach“, betont Brigitte Scheffer.
Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen (IT-NRW): „Die Kollegen des zuständigen Fachreferats haben die Lieferdaten der Jugendämter des Hochsauerlandkreises zur Statistik der Gefährdungseinschätzungen nochmals überprüft.“ Bei den Daten des Märkischen Kreises und des Hochsauerlandkreises habe es „Fehlbuchungen und Übermittlungsfehler“ gegeben. Gemeinsam mit den betreffenden Jugendämtern seien die Daten jetzt noch einmal überarbeitet worden. Für das Jahr 2018 liegen demnach nicht 182 sondern 356 Meldungen zur Kindeswohlgefährdung vor.
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Das Kreisjugendamt ist zuständig für die Kommunen: Bestwig, Brilon, Eslohe, Hallenberg, Marsberg, Medebach, Meschede, Olsberg und Winterberg.
Selbstständige Jugendämter innerhalb des HSK haben die Kommunen Arnsberg, Schmallenberg und Sundern.