Bad Fredeburg. Beim Bergwerktauchen in Bad Fredeburg erkunden Gäste aus aller Welt alte Schächte. Über die Besonderheiten und Gefahren der Grube Felicitas.
Wolfgang Röhr führte 2018 das Bergwerktauchen in Bad Fredeburg ein. Weit über 100 Jahre wurde in der Grube Felicitas unter schwersten Bedingungen Schiefer abgebaut. Heutzutage trifft man Menschen am Stollen an, die ihrem Hobby nachgehen. Seit 2018 kann man dort beim Bergwerktauchen alte Schächte erkunden und in längst vergangene Zeiten abtauchen.
Möglich gemacht hat das unter anderem Wolfgang Röhr. Der 53-Jährige betreut die Tauchgänge von Besuchern aus aller Welt, er selbst ist nie durch die Gänge der Grube getaucht. Über die Besonderheiten des Bergwerktauchens berichtet er im Interview.
Woher stammt die Idee, in der Felicitas-Grube Tauchgänge anzubieten?
Röhr: Ich wurde Anfang 2016 zufälligerweise von Astrid Völlmecke, ehemalige Vorsitzende des Gewerbe- und Touristikvereins, angesprochen, ob ich jemanden kennen würde, der eventuell Bergwerktauchen in Bad Fredeburg oder Heiminghausen anbieten würde.
Was musste bis zur Eröffnung im Juli 2018 alles getan werden?
Zuerst habe ich mich mit der Stadt zusammengesetzt, um darüber zu reden, was überhaupt in der Grube möglich ist. Danach habe ich mit Herrn Guntermann von der Firma Magog aus Fredeburg gesprochen, dem auch gleichzeitig die Miene gehört. Kurz danach war der Mietvertrag fertig und es wurden weitere Genehmigungen eingeholt, um das Tauchen im Bergwerk zu ermöglichen. In der Grubenhalle wurde außerdem ein Kompressorraum geschaffen und das Büro umgebaut. Auch die Toilette musste Instand gesetzt werden und die Halle wurde aufgeräumt. Um den Tauchern einen sicheren Einstieg ins Wasser zu ermöglichen, wurde eine Treppe gebaut. Zur Orientierung wurden zudem die Gänge unter Wasser mit Leinen versehen.
Wie wird das Angebot bisher angenommen?
Extrem gut! Ich habe im ersten Jahr nicht mit einem derartigen Zulauf gerechnet. Wir haben die kalkulierten Zahlen für den Zeitpunkt, zu dem wir richtig bekannt sind, in diesem Jahr schon erreicht. Viele kommen auch von auswärts, nicht unbedingt hier aus der Umgebung. Gerade haben wir Gäste aus Polen, hatten aber beispielsweise auch schon Taucher aus den Niederlanden,Russland, Schweden, Finnland, Belgien oder der Schweiz. Auch aus den USA hat sich Besuch angekündigt. Die meisten kommen nur, um hier zu tauchen. Viele Sauerländer, die hier tauchen, gibt es nicht.
Was wird den Tauchern geboten?
Der Vorteil bei unserem Bergwerk ist, dass man noch die großen, alten Maschinen sehen kann. Wir haben einen großen Radlader, einen Gabelstapler oder auch eine riesige Säge, mit der das Gestein gesägt wurde. Unter Wasser findet man auf der linken Seite gesägten Bergbau und auf der rechten Seite findet man Gestein, das noch gesprengt wurde. Das ist also, als ob man in zwei Zeitzonen tauchen würde. Außerdem hat das Bergwerkeine Halle, in der sich die Taucher umziehen können, sowie Sanitäranlagen. Im Gegensatz zu manchen anderen Bergwerken haben wir noch dazu das ganze Jahr geöffnet.
Wo liegen die Unterschiede zum Tauchen in anderen Gewässern?
Hier hat man keine Chance einfach schnell wieder aufzutauchen, der genaue Begriff dafür lautet Overhead Environment. Schon kurz nach dem Einstieg in das Wasser gibt es für etwa einen Kilometer Gangausdehnung keine Möglichkeit mehr, den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Für viele Menschen, die hier tauchen, ist genau das auch der Reiz.
Welche Gefahren gibt es?
Wenn man 500 Meter vom Eingang entfernt ist, in einer Tiefe von 30 Metern, dann benötigt man mindestens 30 Minuten, um wieder zum Ausgang zu gelangen. Passiert es dann, dass das Atemgerät ausfällt, kann es gefährlich werden. Mittlerweile sind aber alle so gut ausgebildet, dass niemand alleine tauchen geht. Zudem hat jeder Taucher Ersatzausrüstung wie Lampen aber auch Atemgas dabei, die theoretisch für zwei Tauchgänge reichen würden. Wenn also bei einem die Luft ausgehen würde, könnte er auf das Atemsystem des Tauchpartners zugreifen.
>>>ZUR PERSON<<<
Wolfgang Röhr ist 53 Jahre alt.
Ursprünglich kommt er aus Ahlen im Kreis Warendorf.
Aktuell arbeitet er als Vorarbeiter im Werkzeugbau bei der Firma Schrichten GmbH.
Das Tauchbergwerk ist sein Nebengewerbe.
Im Jahr 1999 fing er selbst an zu tauchen, 2001 wurde er Tauchlehrer und bildete bis 2016 in seiner Tauchschule in Hamm aus.