Meschede. Denkmalschützer sind dagegen, das Ministerium entscheidet aber anders: Eines der ältesten Gebäude in Meschede darf abgerissen werden.

Eines der ältesten Gebäude in Meschede darf abgerissen werden. Damit endet eine jahrelange Streitfrage. Für das historische Haus am Stiftsplatz, gegenüber der St.-Walburga-Kirche, ist inzwischen die so genannte „denkmalrechtliche Erlaubnis zum Abriss“ erteilt worden – obwohl sich Denkmalschützer dagegen ausgesprochen hatten. Über die Zukunft des Hauses aus dem 19. Jahrhundert an prominenter Stelle mitten in der Innenstadt musste letztlich sogar ein Ministerium in Düsseldorf abschließend entscheiden.

Zu viel Geld für denkmalgerechte Sanierung

Und das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung als oberste Denkmalbehörde des Landes hat sich in seiner Abwägung nicht auf die Seite der Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes in Münster gestellt, sondern die Mescheder Stadtverwaltung unterstützt. Seit dem Jahr 2015 liegt im Rathaus der Abbruchantrag des Eigentümers vor. Die Denkmalpfleger aus Münster hatten einem Abriss widersprochen. Weil kein Einvernehmen möglich war, wurde das Ministerium eingeschaltet.

Im Mescheder Rathaus wurde letztlich für den Eigentümer entschieden, der abreißen möchte. In eine denkmalgerechte Sanierung müsste zu viel Geld gesteckt werden. Wirtschaftlich nachvollziehbar sei keine Sanierung dieses Hauses möglich, sagt Bürgermeister Christoph Weber: „Ich bin ein großer Freund von Denkmälern. Aber in diesem Fall muss man sagen: Da geht einem die Fantasie aus.“ Die Substanz sei schlecht, die Hälfte der Zimmer zum Beispiel sei ohne Licht: Zwei Seiten des Hauses sind komplett dunkel, sagt der Bürgermeister: „Eine Folgenutzung ist ganz, ganz schwierig.“ Auch moderne Brandschutzauflagen seien kaum zu erfüllen.

Wird das Haus abgerissen, kann die Stadt keine neue Bebauung durchsetzen – die ist zwar wünschenswert an dieser Stelle, kann aber nicht erzwungen werden. Allerdings sei eine neue Bebauung nach einem Abriss angekündigt, sagt Fachbereichsleiter Klaus Wahle.

Nur eine Dokumentation bleibt

Eigentümer Hans-Werner Kleffner wollte sich auf Anfrage zu dem Thema nicht äußern – auch nicht, wann der Abriss erfolgen wird. Vor einem Abriss muss Kleffner eine Dokumentation mit Fotos und Daten der vermessenen Räume liefern -- zumindest diese Erinnerungen müssen für die Nachwelt erhalten bleiben. Die Dokumentation wiederum wird aus Denkmalgeldern des Landes gefördert. In der Kommunalpolitik sind die Abrisspläne umstritten, weil dadurch wieder ein Stück der ohnehin geringen historischen Substanz in der Innenstadt verloren gehen würde.

Über einen weiteren Abbruchantrag für ein historisches Gebäude soll nach Auskunft der Stadtverwaltung in den nächsten Monaten entschieden werden:

Auch für das ehemalige Bierhaus Koch gibt es einen Abbruchantrag. Die Rückseite des Gebäudes besteht nur noch aus einer Plane.
Auch für das ehemalige Bierhaus Koch gibt es einen Abbruchantrag. Die Rückseite des Gebäudes besteht nur noch aus einer Plane. © Jürgen Kortmann

Der betrifft das Fachwerkgebäude des ehemaligen Gasthofes Koch an der Steinstraße. Hier hat die Caritas als Eigentümer den Antrag gestellt. Auch bei diesem Gebäude ist umstritten, ob eine denkmalgerechte Sanierung möglich ist: Das Haus hat kein Treppenhaus mehr, die komplette Rückwand ist nur noch durch eine Baufolie verkleidet – denn in der Vergangenheit war hier (was sich dann zerschlug) ein Anbau geplant.

Nichts Neues gibt es im Fall des dritten alten Gebäudes, das eigentlich auch beseitigt werden sollte – ein Fachwerkhaus an der Gutenbergstraße.

An dem alten, ebenfalls leerstehenden Haus an der Gutenbergstraße tut sich gar nichts. Der Eigentümer hat keine weiteren Unterlagen eingereicht.
An dem alten, ebenfalls leerstehenden Haus an der Gutenbergstraße tut sich gar nichts. Der Eigentümer hat keine weiteren Unterlagen eingereicht. © Jürgen Kortmann

Hier hatte es zwar in der Vergangenheit einen so genannten Antrag auf Entlassung aus der Denkmalliste gegeben, danach sind aber keine weiteren Unterlagen mehr im Rathaus eingegangen.

>>>HINTERGRUND<<<

Das leer stehende Haus am Stiftsplatz soll um 1860 entstanden sein. Denkmalschützer sagen, es sei „in hohem Maße zeugniskräftig für die vorindustrielle Stadtstruktur und die Lebensweise der Mescheder Bevölkerung“. Das Gebäude ist 2015 in einer Zwangsversteigerung verkauft worden.

Das Kerngebäude des ehemaligen Gasthofes Koch an der Steinstraße ist Ende des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Damit ist es eines der ältesten noch existierenden Fachwerkgebäude in der Altstadt. Es steht seit über 25 Jahren leer.

Das zweigeschossige Fachwerkhaus an der Gutenbergstraße ist um 1827 gebaut worden. Das Haus steht seit über 20 Jahren leer. Durch seine Ecklage präge es die Straße, so Denkmalschützer.