Meschede. Die Polizei ermittelt nach einer türkischen Hochzeit. In Meschede sind Schüsse gefallen. Ein Video wird ausgewertet.

Im Rahmen einer türkischen Hochzeit sind Schüsse in der Innenstadt von Meschede gefallen. Die Polizei wurde alarmiert. Sie war mit mehreren Streifenwagen im Einsatz.

Es ist Samstag, gegen 17 Uhr: Ein Hupkonzert dröhnt durch die Innenstadt. Große, teurere Fahrzeuge fahren mit Warnblinklicht in einem Korso hintereinander her. An der Ecke Zeughausstraße/Schützenstraße sind plötzlich mehrere Schüsse zu hören - eine Szene, die sich immer wieder bei türkischen Hochzeiten abspielt und für Irritationen sorgt.

In einer Kolonne mit Warnblinklicht sind die Wagen zu sehen.  
In einer Kolonne mit Warnblinklicht sind die Wagen zu sehen.   © Privat

Der Autokorso ist in einem Video festgehalten. Es liegt der Polizei vor. „Wir werden die Aufnahmen auswerten und überprüfen, ob Straftaten und Ordnungswidrigkeiten vorliegen“, sagte Pressesprecher Holger Glaremin. „Die Ermittlungen dauern an.“ Er warnte zugleich: „Wir möchten niemandem das Feiern verbieten, aber bei Schüssen hört der Spaß auf. Das haben wir null Toleranz.“

Besonders problematisch am Einsatz von Waffen bei türkischen Hochzeiten: Auch Schreckschusspistolen sehen täuschend echt aus. Es lässt sich von Außenstehenden meist nicht unterscheiden, ob mit scharfer Munition gefeuert wird. Entsprechend gingen am Samstag auch Anrufe von empörten und besorgten Augenzeugen bei der Polizei ein.

Mercedes und Porsche bestellt

Die Alarmierung führte dazu, dass die Polizei bereits mehrere Beteiligte ermitteln konnte. Zeugen hatten sich einige Kennzeichen merken können und den Beamten die Daten mitgeteilt. Wie sich herausstellte, waren zahlreiche Mietwagen dabei: Für die Feierlichkeiten waren mehrere Luxusautos vom Typ Mercedes oder Porsche bestellt worden.

Nach einer Fahndung stoppte die Polizei einen Teil der Kolonne am Galiläaer Weg in Meschede. Sie war auf dem Weg nach Olsberg, wo die türkische Hochzeit mit mehr als 1000 Gästen in der Konzerthalle fortgesetzt wurde. In einem Wagen stellten die Polizisten leere Patronenhülsen sicher - als Beweis dafür, dass tatsächlich zuvor geschossen worden war.

Patronen sichergestellt

Anhand der Patronen konnten die Beamten feststellen, dass keine scharfe Waffe, sondern eine Schreckschusspistole eingesetzt worden. Doch auch hier gilt: Zum Besitz ist ein kleiner Waffenschein erforderlich und das Abfeuern von Schüssen in der Öffentlichkeit ist verboten. Gegen den Fahrer des Wagens laufen jetzt Ermittlungen.

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Die Polizei sucht noch weitere Zeugen, die insbesondere die Schüsse in der Innenstadt von Meschede beobachtet oder wahrgenommen haben. Sie werden gebeten sich unter 90200 zu melden. Auch weitere Bild- und Videoaufnahmen würden den Ermittlern bei ihren Auswertungen helfen. „Wir werden dagegen vorgehen“, kündigte Glaremin an. „Es ist auch nicht zu tolerieren, dass Verkehrsregeln nicht eingehalten werden.“

Hochzeitskorsos beschäftigen Polizei und Politik in NRW

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Bei einer Expertenanhörung im Landtag hat der Kriminologe Daniel Zerbin ausgeführt, warum er eskalierende Hochzeitskorsos für ein Alarmsignal hält - und ausgeführt, was der Staat jetzt tun müsse. Hier weiterlesen.

Immer wieder kommt es zu Polizeieinsätzen bei türkischen Hochzeiten. Allein an diesem Wochenende war es in Höxter, Bochum und Herne zu Störungen durch Schüsse gekommen, im heimischen Raum zuletzt im Oktober 2016 in Wehrstapel oder auch wegen Pyrotechnik im Juni 2019 in Meschede. Die Polizei in NRW hat angekündigt, konsequent dagegen vorzugehen. Zuletzt waren auch Straßen, darunter Autobahnen, von feiernden Gesellschaften blockiert worden. Noch im Juni hatte es einen entsprechenden Einsatz auf der A46 zwischen Meschede und Arnsberg gegeben.