Meschede. Eine erste Bilanz des H1 am Hennesee bei Meschede: Betreiber Andre Wiese über seine Erfahrungen - auch mit der Gerüchteküche.

Natürlich darf bei einem Seegespräch Andre Wiese nicht fehlen. Seit letztem Jahr betreibt er das H1 am Hennesee. Zeit, um eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

Hat Sie das H1 zu einem reichen Mann gemacht?

(lacht) Das noch nicht! Dafür waren die Investitionen zu enorm. Sonst würde es ja auch jeder machen, wenn das nach 16 Monaten schon so wäre (lacht wieder). Es erfüllt mich in meiner täglichen Arbeit, das ja. Aber ein schneller Reichtum durch die Gastronomie ist leider nicht möglich.

Gutes Essen dauert seine Zeit

Wie hat sich das H1 denn entwickelt?

Ich bin sehr zufrieden! Nach dem Start und dem anschließenden Jahrhundertsommer 2018 wurden wir ein wenig überrannt. Dieses Jahr sind wir personell besser aufgestellt, wir sind um vieles, vieles schlauer. Wir haben viele Prozesse optimiert. Es ist immer noch nicht alles perfekt. Aber das ist in der Kürze der Zeit auch nicht anders möglich. Wenn man sich mit gestandenen Gastronomen unterhält, die 15 oder 20 Jahre am Werk sind, dann sagen die auch: Man muss sich jeden Tag neu erfinden. An so sonnigen Tagen wie jetzt kann man noch so gut im Service vorbereitet sein: Dann kommen plötzlich Leute hier busweise an und auf einmal wollen 50, 60, 70 Menschen bewirtet werden. Dann kann eben nur jeder nach und nach abgearbeitet werden. Sonst müsste ich hier immer 13, 14 Servicekräfte vorhalten. Wir sind kein Fastfood-Restaurant, hier wird alles frisch produziert. Wenn gutes Essen gekocht werden muss, dann dauert es eben seine 30 oder 45 Minuten. Das muss man als Kunde auch akzeptieren.

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Wie viele Menschen waren denn hier in den letzten Monaten?

An den Wochenenden haben wir hier 1200 bis 1500 Kunden. Seit der Eröffnung werden es schon 100.000 gewesen sein. Mit unserem Frühstücks-Angebot haben wir uns stark etabliert. Das hatten wir uns schon vorher gedacht. Was ich in meiner Planung nicht so stark eingeschätzt hätte, das ist das Tagesgeschäft mit Kaffee und Kuchen. Ich bin bei der Planung schon davon ausgegangen, dass wir Ausstrahlungskraft für die Region hier haben würden. Aber inzwischen sehe ich an den Zahlungen mit der EC-Karte, wo die Menschen überall herkommen: Wir decken mittlerweile das ganze Ruhrgebiet mit ab. Da sieht man, wie sehr das Sauerland zum Ausflugsziel für Tagestouristen geworden ist. Wir haben auch schon wiederkehrende Kunden, fast Stammkunden aus diesen Regionen.

Was alles gemunkelt wird...

Über Sie wird in Meschede viel gesprochen. Es gibt auch viele Gerüchte. Nehmen Sie die wahr?

Es wird zum Beispiel gemunkelt, es gebe einen anderen Eigentümer oder das H1 sei verkauft – klar erreichen mich diese Gerüchte über Umwege. Ich stehe in der Öffentlichkeit. Dass über einen geredet wird, bringt das wohl mit sich. Für mich kann ich das einschätzen, wie sehr ich das an mich heranlasse oder nicht. Übrigens stimmen die Gerüchte nicht: Jeder kann Einblick ins Handelsregister nehmen, Andre Wiese ist immer noch alleiniger Eigentümer und der alleinige vertretungsberechtigte Geschäftsführer der Betreiber-GmbH. Meine Oma hat immer gesagt: Mitleid bekommst du geschenkt, Neid musst du dir erarbeiten! Es bestätigt einen ja auch gewissermaßen: Neid kommt von Erfolg. Ich mache das, was ich mache, tagtäglich gerne. Und da versuche ich, 100 Prozent zu geben. Da schauen andere mit neidischer Brille drauf, die gewillt oder gewollt solche Gerüchte streuen. Leid tut mir das für meine Familie, weil die das nicht so kalt lässt. Das tut mir im Herzen weh. Und es tut mir weh für meine Angestellten, die darauf angesprochen werden: Die haben das nicht verdient. Hier gibt jeder jeden Tag Vollgas. Die Gerüchte sind nur Gerüchte.

Sie sind schon ein großer Arbeitgeber geworden...

Ja, das stimmt. Hier am H1 sind wir 14 Festangestellte. Mit meiner Agentur, dem Postkeller und dem H1 beschäftigen wir außerdem etwa 90 450-Euro-Kräfte. Damit fangen wir das Saison- und das Wochenendgeschäft auf. Wir sind schon kein kleiner Arbeitgeber mehr. Wir tun auch viel für die Region. Ich engagiere mich im Sport durch Sponsoring, ehrenamtlich für die Werbegemeinschaft Meschede, durch die Veranstaltungen, mit denen wir die Region attraktiv halten wollen. Da ist oft kein kleines Risiko hinter. Ich bezeichne mich oft als „Stadtaffen“. Kennen Sie das Lied von Peter Fox? „Der Stadtaffe muss die Stadt im Blut haben“, heißt es da. Ich habe nun einmal Meschede im Blut. Meine Heimatstadt liegt mir am Herzen. Deshalb finde ich es schade, dass versucht wird, durch Gerüchte so etwas kaputt zu machen. Umgekehrt gibt es die andere Seite: Beim Innenstadt-Dinner kamen gerade viele Leute auf mich zu, die sagten, „wenn wir dich nicht hätten, wäre hier gar nichts mehr los“. Das lässt einen dann weitermachen.

Hobbys? Keine Zeit

Bleibt eigentlich noch Zeit für Hobbys?

Nein, die fallen hinten rüber. Da war ich mir aber auch im Klaren drüber, dass Freizeit und Privatleben mit all der Planung und Umsetzung des H1 zurückstehen müssen.

Was würden Sie denn gerne wieder machen?

Ich gehe gerne mit Freunden raus, esse gerne gut und fühle mich wohl in geselliger Runde. Das ist zuletzt zu kurz gekommen. Ich war gestern das erste Mal wieder auf Xavers Ranch, und habe mir ein Rumpsteak gegönnt.

>>>ZUR PERSON<<<

Andre Wiese (37) lebt in Wennemen. Er ist ledig. Nach dem Besuch der Städtischen Realschule in Meschede absolvierte er von 1999 bis zum Jahr 2001 eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadtverwaltung Meschede. In den Jahren 2001 bis 2005 arbeitete er im Ordnungsamt und im Bürgerbüro.

Für eine zunächst geplante Laufbahn im gehobenen Dienst fuhr er drei Jahre lang zur Abendschule nach Dortmund und h olte sein Abitur nach. Mit dem geplanten Ausbau des Mescheder Stadtmarketings schlug Wiese den Weg dorthin ein und machte von 2005 bis 2007 eine weitere Ausbildung als Veranstaltungskaufmann und Event-Manager. Bei der IHK machte er ein Studium der Betriebswirtschaft. 2009 wurde er City-Manager in Meschede. 2011 bis 2014 wechselte er zur Veltins-Brauerei.

Wiese ist mit seiner Agentur „Wiesevent“ (mit der er auch Feste organisiert) Pächter der Gaststätte „Postkeller“. Der Vertrag wurde gerade verlängert für fünf Jahre. An diesem Wochenende wird samstags zuletzt geöffnet: Dann wird für drei Wochen umgebaut. Am dritten September-Wochenende soll wieder eröffnet werden.

Er ist Eigentümer des H1 und auch Geschäftsführer der Betreiber-GmbH