Meschede. Er lobt das besonderes Verhältnis in diesem Handwerk - und gibt neue Tipps zum Anfeuern: Schornsteinfeger Hans-Jörg Kramer aus Meschede.

In der Regel kommt der Schornsteinfeger unangemeldet vorbei, klettert dann auf den Dachboden und verabschiedet sich wieder. Was er da genau macht und ob er wirklich Glück bringt, das haben wir Hans-Jörg Kramer gefragt. Er ist bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger in Meschede.

Wie oft im Jahr kommt der Schornsteinfeger ins Haus?

Hans-Jörg Kramer: Das ist ganz unterschiedlich und hängt davon ab, wie die Leute heizen. Es gibt tatsächlich noch Leute, die mit Holz befeuerten Küchenherden kochen. Da gehe ich dann vier- bis fünfmal im Jahr hin und kehre den Schornstein. Wer ausschließlich mit Gas oder Öl heizt, wird einmal im Jahr besucht, dann überprüfe ich die Heizung und die Abgasleitung. Diese Sicherheitschecks sind wichtig, da unter anderem überprüft wird, ob Abgase austreten.

Hoheitliche Aufgaben

Kann man sich denn einen Schornsteinfeger aussuchen?

Die bisher genannten Aufgaben sind freie Tätigkeiten - der Hauseigentümer muss sie zwar machen lassen, kann sich den Schornsteinfeger aber selbst aussuchen.

Hans-Jörg Kramer, Bezirksschornsteinfegermeister in Meschede.
Hans-Jörg Kramer, Bezirksschornsteinfegermeister in Meschede. © Laura Nowicki

Daneben gibt es die so genannten hoheitlichen Aufgaben, die allein der Bezirksschornsteinfeger in seinem Bezirk erledigen darf. Er wird durch die Bezirksregierung bestellt. Dazu gehört unter anderem die Feuerstättenschau, die zweimal in sieben Jahren stattfinden muss.

Was genau ist das?

Dabei werden alle Öfen, die Heizung, Schornsteine, die Verbrennungsluftversorgung, Brandschutzabstände und auch Dunstabzugshauben überprüft. Anschließend wird der Feuerstättenbescheid erlassen, der regelt, wie oft Schornsteine gekehrt und Heizungen gemessen werden müssen. Bei Mängeln gibt es eine schriftliche Mängelmeldung mit einer Fristsetzung zur Behebung. Auch das zu überprüfen, gehört zu meiner Arbeit. Weiterhin gehört die Bauabnahme bei neuen Schornsteinen und Öfen zu den hoheitlichen Aufgaben, außerdem die anlassbezogene Überprüfung, zum Beispiel bei Schornsteinbränden, und eben auch die Unterstützung der Feuerwehr bei der Brandbekämpfung.

Haben Sie Tipps, wie man einen Kaminbrand vermeiden kann?

Ja, richtig heizen. Der Schornsteinfeger muss jedem Kunden einmal erklären, wie er mit seinem Ofen richtig heizt. Und in der Regel gibt es ja auch eine Betriebsanleitung, die sollte man lesen. Ofen und auch das Ofenrohr müssen regelmäßig gereinigt werden. Das kann auf Wunsch auch der Schornsteinfeger übernehmen, der natürlich auch den Kamin regelmäßig fegt. Wenn das alles befolgt wird, ist die Wahrscheinlichkeit eines Kaminbrands relativ gering.

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Neues zum Anfeuern

Haben Sie auch einen guten Tipp für die Ofennutzung?

Es gibt eine neue Art, den Ofen anzufeuern. Vier größere Holzscheite werden zum Hashtag/Doppelkreuz angeordnet. Darauf wird ausreichend Anmachholz gelegt. Zündet man dieses an, brennt es von oben nach unten. Nicht wie früher von unten nach oben. Dieses Verfahren ist umweltfreundlicher und schadstoffärmer - und funktioniert auch besser.

Kommt es denn eigentlich häufig vor, dass Hauseigentümer aus Ihrem Bezirk einen anderen Schornsteinfeger beauftragen?

Nein, das ist eher selten. Eigentlich kehrt jeder in seinem Bezirk. Bei den Preisen tut sich auch nicht viel. Das Verhältnis untereinander ist in unserem Handwerk auch wirklich gut, sehr kollegial. Da werden auch schon mal Mitarbeiter verliehen, wenn ein Kollege am Jahresende noch viel zu tun hat. Ich selbst habe einen Gesellen und einen Auszubildenden im Betrieb.

„Manche drehen noch an den goldenen Knöpfen“

Spüren Sie in Ihrem Handwerk denn einen Fachkräftemangel?

Nein, bisher sind die Auszubildendenzahlen zum Glück relativ konstant.

Werden Sie von Ihren Kunden tatsächlich als Glücksbote gesehen?

Ja, manche drehen noch an den goldenen Knöpfen meiner Jacke, andere spucken mir über die Schulter. Erst kürzlich, da war ich sogar in Zivil in der Stadt unterwegs, hat mich ein Kunde umarmt, weil er meinte, er bräuchte erstmal Glück fürs neue Jahr.


>>>HINTERGRUND<<<


Weitere hoheitliche Aufgaben des Schornsteinfegers: Über die Kehrbuchführung werden Daten für alle Haushalte in einem Bezirk gesammelt, außerdem muss Kramer eine Statistik über Mängel, Schadstoffausstoß und Alter der Heizungen führen. Diese fließt ins Emissionskataster ein.

Zu den neuen Aufgaben des Schornsteinfegers zählen unter anderem die Energieberatung, die Ausstellung des Energieausweises, die Bauberatung bei Sanierungsmaßnahmen, die Planungen von Anlagen (Schornstein und Feuerstätten), das Installieren von Rauch- und Kohlenmonoxidwarnmeldern etc.

Insgesamt 320 Schornsteinfegerbetriebe gehören ihrer Innung im Regierungsbezirk Arnsberg an.

Interessant ist, dass der Mescheder Hans-Jörg Kramer in seiner Familie lückenlos bereits in der zwölften Generation als Schornsteinfegermeister tätig ist. Das ist nach seiner Aussage weltweit die längste Familientradition in diesem Handwerk.