Meschede. Wie sauber ist Meschede? Fachleute, die täglich damit zu tun haben, schildern ihre Beobachtungen. Sie beklagen eine zunehmende Gleichgültigkeit.
Immer wieder sorgt das Erscheinungsbild der Mescheder Innenstadt für negative Schlagzeilen: Mal sind es zu viele Hinterlassenschaften von Hunden, zuletzt waren es die ausgespuckten Sonnenblumenkerne. Die Sauberkeit fällt bei der Stadtverwaltung in die Zuständigkeit von Heinz Hiegemann als Fachbereichsleiter für den Bereich Infrastruktur und von Marc Böhm als Leiter des Integrierten Baubetriebshofes (IBB).
Meschede könnte viel sauberer sein, sagt Heinz Hiegemann. Sein Appell: „Das wirksamste Mittel ist: Kopf einschalten und mitdenken.“ Er beklagt „eine Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit“. So sehen die Probleme aus - die alle zu lösen wären.
Mülleimer
Gibt es zu wenige Mülleimer? Nein, sagt Marc Böhm: „Die Dichte in der Innenstadt mit Mülleimern ist hoch.“ Die Stadt hatte modernisiert. Statt 30 Liter, wie in der Vergangenheit, fassen die Mülleimer jetzt 100 Liter. Sie haben inzwischen einen Innenbehälter, in dem der Sack steckt: Der Innenbehälter verhindert, dass zum Beispiel Essensreste am Mülleimer kleben bleiben und anfangen zu stinken. Jeder Mülleimer verfügt außerdem mittlerweile über einen Aschenbecher für Zigarettenkippen. Dennoch fliegen Kippen weiterhin auf die Bürgersteige und setzen sich in Fugen fest. „Kippen sind ein großes Problem“, bestätigt Böhm: Sie sind von der Kehrmaschine nicht zu erfassen, der Besen reinigt darüber hinweg.
Glascontainer
Das Umfeld der Glascontainer ist ein klassischer Beschwerdepunkt: Verunreinigungen werden von Bürgern rasch telefonisch gemeldet. 60 Container gibt es im Stadtgebiet: Zehn davon werden engmaschig vom Bauhof kontrolliert, 50 jeweils einmal die Woche. Die Probleme bleiben: An den Containern wird Sperrmüll abgelegt, auch Teppiche und Kloschüsseln wurden schon entdeckt. Und der Klassiker: Die Tüten, in denen das Glas zum Container gebracht werden, werden nicht wieder mitgenommen, sondern am Container weggeworfen. Heinz Hiegemann staunt: „Das Angebot, Glas zu entsorgen, wird angenommen. Aber der Müll schafft es dann nicht wieder bis ins Auto.“ Am Hit-Markt wurde der Bereich der Glascontainer sogar als Toilette missbraucht: Der Bauhof wird dort im Winter die Büsche wegnehmen, um dort freie Sicht zu schaffen.
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Kosten
Die Entsorgung von Abfällen ist nicht umsonst. Finanziert wird das über die Gebührenhaushalte. Die müssen kostendeckend sein. Mehrausgaben zahlt also jeder mit. Beispiel Sperrmüll: 40 Euro kostet die Abfuhr - eine Fläche von 2,5 Quadratmetern kann damit belegt werden. Dennoch gilt: „Es ist unfassbar, wieviel wir an Wildmüll aus Straßen und Wäldern holen“, sagt Marc Böhm. In diesem Jahr sei das wieder mehr als im letzten. Mehr Personal und mehr Geräte helfen da nicht: Auch diese Kosten müssten refinanziert werden.
Natur
Der Bauhof macht sich gerade Gedanken, mehr Flächen extensiv zu bewirtschaften. Gras soll höher wachsen dürfen, zum Beispiel entlang der Ruhrwiesen: Das spart dem Bauhof Arbeit, hilft aber auch Insekten. Die Frage ist aber noch nicht entschieden. Wenn dann gemäht würde, wird auch Abfall zerfetzt. Denn in höheres Gras wird eher Müll geworfen: Diese Beobachtung haben die Mitarbeiter des Bauhofes gemacht. „Hochstehende Beete sind quasi bewachsene Mülleimer“, sagt Marc Böhm: Im Vorbeigehen wird dort schnell der Abfall hineingeworfen. Er staunt angesichts von Klima-Demonstrationen: „Über globale Dinge machen sich die Leute Gedanken. Aber es fehlt die Verknüpfung vor Ort. Da wird dann das Plastik oder der Coffee-to-go-Becher in die Ruhrwiesen geworfen.“
Problembereiche
Der unübersichtliche Parkplatz am „Campus“ ist ein Beispiel dafür, dass Abfälle eher weggeworfen werden, wenn man dabei nicht gesehen wird. Gegenbeispiel: Der neue Park-and-Ride-Parkplatz an der Lagerstraße. Er ist so offen und überschaubar, dass dort bislang noch keinerlei Müll aufgetaucht ist. Am „Sinnespfad“ am Hennesee fuhren abends sogar Autofahrer bis zur Aussichtsplattform, dem Schiff: Der Müll blieb danach liegen. Jetzt versperrt ein Poller die Zufahrt. Der Müll ist seitdem weg: „Niemand läuft mit einer McDonald’s -Tüte zu Fuß bis zu dem Schiff“, sagt Marc Böhm. Schmuddelig ist es im Bahnhofsbereich: Die Zuständigkeit der Stadt allerdings endet hier an der Bahnsteigkante - genau dort, wo der Betrachter von auswärts erstmals Meschede sieht.
Schnellimbisse
McDonald’s an der Le-Puy-Straße ist an sich gar kein Problem, aus Sicht der Stadt: Im Umfeld des Geschäftes sorge das Unternehmen selbst für die Reinigung. Das Problem verlagert sich hingegen: „Der Müll von dort findet sich an Parkplätzen, am Stimmstamm, an der Henne“, meint Böhm. Mit dem neuen Burger King künftig in Enste werde sich das vermutlich noch verschärfen.
>>>HINTERGRUND<<<
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