Meschede. Die Forderung steht steht seit Jahren im Raum. Jetzt wird sie umgesetzt: Die beiden Mescheder Gymnasien kooperieren. Wie und warum erklären wir.

Über die Jahre ist es von Eltern und Schülern - und sogar von der Wirtschaft - immer wieder gefordert worden. Jetzt endlich bewegt sich etwas: Die Oberstufen der Mescheder Gymnasien kooperieren - zum Vorteil der Schüler. Der erste Jahrgang, der profitieren soll, ist die Stufe Zehn oder die EF (Einführungsphase) beider Gymnasien. Das Profil der Schulen soll dadurch nicht verloren gehen.

Forderung seit Jahren

Das Gymnasium der Stadt Meschede und das Gymnasium der Benediktiner haben zurzeit zwischen 90 und 100 Schülern in der EF. Anfang 2020 wählen die zukünftigen Abiturienten ihre Leistungs- und Grundkurse fürs Abitur. Einige Fächerkombinationen schlossen sich in der Vergangenheit immer aus, weil nicht genügend Anmeldungen für die Kurse vorhanden waren. Ein Leistungskurs Sozialwissenschaften kam traditionell eher auf dem Klosterberg zustande, der LK Chemie nur am Städtischen Gymnasium. Wer beispielsweise Mathe und Physik als Leistungskurse wählen wollte, konnte das über Jahre an keinem der beiden Gymnasien.

„Vor allem am Fach Physik schieden sich über die Jahre immer wieder die Geister“, weiß Heinz Plugge, Schulleiter am Gymnasium der Benediktiner. „Da haben sich schon Eltern bei der Bezirksregierung beschwert und die Wirtschaft über den Bürgermeister bei uns.“ Beide Schulen verloren auch einzelne Schüler ans Franz- Stock-Gymnasium in Neheim, wo diese Kombination möglich war. Das soll sich jetzt ändern, denn mit einem Pool an rund 200 Schülern und entsprechend vielen Fachlehrern sind deutlich mehr Kombinationen möglich. „Andere Leistungskurse gewinnen durch die Zusammenarbeit an Sicherheit“, erläutert Claudia Bertels, Schulleiterin am Städtischen Gymnasium: „Geschichte zum Beispiel.“ Die Voraussetzung: Die Schüler spielen mit.

Denn die werden am Anfang des kommenden Schuljahres noch einmal offiziell informiert und treffen im Frühjahr ihre Wahl. Und dann müssen sie aber auch bereit sein, den zusätzlichen Weg in Kauf zu nehmen, weil ihr Lieblingsleistungskurs nur auf dem anderen Berg angeboten wird. „Letztlich hängt es an den Schülern“, betonen beide Schulleiter.

Alles in die Wege geleitet

An den Schulen ist alles in die Wege geleitet. Ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Die Oberstufenkoordinatoren und die Beauftragten für den Stundenplan haben gepuzzelt, um die betroffene LK-Schiene an beiden Schulen zeitlich parallel zu legen. „Die wichtigen Stunden werden dann voraussichtlich an beiden Schulen in den ersten beiden Stunden liegen“, erläutert Bertels. Im Anschluss soll ein Busverkehr die Schüler zurück auf den jeweils anderen Berg fahren. Für diese Kosten musste die Stadt als Träger des Städtischen Gymnasiums noch abschließend ihr Ok geben. Beide Schulgremien und die Abtei als Träger hatten schon vor den Ferien ihre Zustimmung signalisiert.

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Die Schulleiter sind froh, dass das reibungslos lief. „Die Eltern waren sofort begeistert“, berichtet Claudia Bertels, vorsichtige Vorbehalte habe es anfangs vor allem bei Kollegen gegeben. „Vor allem für unsere Oberstufenkoordinatoren bedeutet das viel mehr Arbeit“, so Plugge - am Benediktinergymnasium ist das Beate Peters, am Städtischen Gymnasium Markus Wierzchula. „Sie müssen nun noch intensiver beraten“, ergänzt Claudia Bertels. Denn zwischen zwei Schulen muss jetzt abgestimmt werden, wenn Kurse im ersten Anlauf nicht zustande kommen und man dafür noch mal Werbung machen will.

Daneben muss auch im Schulleben vieles koordiniert werden, von den Kursfahrten, über Motto- und Projektwochen bis zum Hitzefrei. Und dann müsse im Schulalltag auch darauf geachtet werden, wie man den Gästen der anderen Schule begegnet. Denn das ist klar: Ein Wechsel an die andere Schule ist nicht beabsichtigt. „Jeder bleibt Schüler seiner Schule und besucht einzelne Kurse am anderen Gymnasium“, betont Plugge. Das sei auch wichtig, weil das Benediktiner-Gymnasium mit den Eltern einen Schulvertrag abgeschlossen habe, den man erfüllen müsse. „Aber auch das wird funktionieren“, ist Bertels zuversichtlich, da mache sie sich keine Sorgen. „Immerhin gibt es andere Schulen – auch in unterschiedlicher Trägerschaft - wo es schon klappt“, weiß Plugge und nennt die Städte Werl und Lennestadt.