Bestwig. Weiter keine Lösung für die Lärm-Probleme mit den Pesa-Zügen in Bestwig. Bahn und Eisenbahn-Bundesamt geben überraschende Antworten.

Die Lärm-Probleme für die Anwohner an der Bahn in Bestwig mit den neuen Pesa-Züge halten an. Thomas Liedtke, der im Westfeld lebt, hat inzwischen erste Reaktionen auf seine Beschwerde-Briefe erhalten, die er an die zuständigen Stellen geschickt hat: Eine wirkliche Hilfe wird darin nicht versprochen.

Wie berichtet, werden die Pesa-Züge nachts und an Wochenenden im Bestwiger Bahnhof abgestellt - hinter Lidl und hinter Häger. Anders als ihre Vorgänger-Modelle vom Typ Bombardier produzieren sie dabei allerdings ständig Geräusche, die weithin zu hören sind - im Fall der Familie Liedtke rund 100 Meter Luftlinie weit: Und zwar ganze Nächte und ganze Wochenenden hindurch, auch schon einmal, sechs Tage lang ununterbrochen. Schuld scheinen die Heizungs- und Lüftungsaggregate zu sein, die in Betrieb bleiben. Anfragen unserer Redaktion dazu an die Deutsche Bahn sind nicht beantwortet worden.

Laute Aggregate...

„Ich fühle mich weiter beeinträchtigt“, sagt Thomas Liedtke. Mit einer Einschränkung: An manchen Zügen würden die Aggregate inzwischen offenbar doch abgestellt - „warum ist das nicht an allen möglich?“ Er habe auch aus dem ganzen Ort Zuspruch erfahren und ihm sei „viel Erfolg“ gewünscht worden: Die Lärm-Probleme teilten offenbar viele Menschen. Liedtke spricht auch von einem völlig überflüssigen CO2-Ausstoß und einer dadurch bedingten Umweltbeeinträchtigung, wenn die Aggregate ständig liefen.

Gemeldet hat sich bei Liedtke inzwischen das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn, an das er sich gewendet hatte: Es wolle den Sachverhalt aufklären, sicherte es schriftlich zu. Mündlich wurde Liedtke allerdings mitgeteilt, dass die Pesa-Züge die erforderlichen Genehmigungen für die Zulassung in Deutschland hätten – die wiederum das Bundesamt erteilt hatte. Ihm wurde angedeutet, vor Gericht klagen zu müssen. Liedtke bezweifelt, dass nachts Tests mit den Zügen unternommen worden seien und dabei die Aggregate gelaufen hätten. Auch Landrat Dr. Karl Schneider fordert vom Eisenbahn-Bundesamt einen „wirksamen Lärmschutz für die Anwohner in unserem Kreis“ ein.

Hoffnung richtet Liedtke jetzt auf den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, der den entsprechenden Verkehrsvertrag mit der Bahn abgeschlossen hat. Dort werden Beschwerden gesammelt. Liedtke, ehemaliger Fraktionschef der SPD im Bestwiger Gemeinderat, plant außerdem, das Bundesverkehrsministerium in Berlin einzuschalten.

...und auch laute Bremsen

Enttäuscht ist er von einem Schreiben der Deutschen Bahn Regio: „Wir erzeugen keine vermeidbaren Emissionen und halten die Unvermeidbaren so gering wie möglich. Unsere Fahrzeuge sind selbstverständlich zugelassen, werden ordnungsgemäß gewartet und bestimmungsgemäß betrieben, so dass es in der Regel nicht zu erhöhten Emissionen kommen kann.“

Der Aggregate-Betrieb finde bundesweit einheitlich am Bedarf orientiert statt: „Es gibt dazu also in der Regel keine lokale Einflussmöglichkeit.“ Grundsätzlich würden Züge auf Gleisen abgestellt, die möglichst weit von Anwohnern entfernt lägen. Dies sei aber wegen der vorhandenen Gleiskapazitäten und der jeweiligen Betriebssituation nicht durchgängig zu gewährleisten - deshalb müssten auch nähere Gleise „in gewissem Umfang“ genutzt werden. Die Bahn könne künftig auch „nicht jedes entsprechende Betriebserfordernis im Einzelnen erläutern“.

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In der Zweckverbandsversammlung des Nahverkehr Westfalen-Lippe will sich Bernd Lingemann für die Bestwiger Belange einsetzen. Der Nuttlarer Bahnexperte gehört der SPD-Fraktion im Rat an. Die Geräusch-Problematik der neuen Züge nennt er „eine Sauerei“ und „in höchstem Maße unbefriedigend“. Lingemann hat aus Bahn-Kreisen erfahren, dass die Pesa-Züge inzwischen auch nicht ihre verschleißfreien, so genannten Retarder-Bremsen nutzen dürfen – weil auch diese zu laut seien. Gebremst wird mit den normalen Bremsklötzen. Dies wiederum führe aber zu einem höheren Verschleiß des Materials.

>>>HINTERGRUND<<<

Alle neuen Pesa-Züge müssen bis zum Herbst eine so genannte „Rollkur“ durchlaufen. Dabei muss jedes Fahrzeug der Baureihe „Pesa-Link“ zurück in das polnischer Herstellerwerk.

In Polen soll jedes Fahrzeug auf den Stand der Technik nachgerüstet werden. Darauf hatten sich Bahn, Zweckverband und Pesa verständigt.