Meschede/Wennemen. Im Mescheder Stadtgebiet soll ein weiterer Solarpark entstehen. Kritik ernten die Grünen für ihre Idee zum Häuserbau. Die SPD hat andere Ideen.
Der Klimanotstand wird in Meschede nicht ausgerufen. Das klinge viel zu negativ, sagte SPD-Sprecher Kornelius Kuhlmann im Stadtrat. Stattdessen werden in Meschede Fakten geschaffen. Die erneuerbaren Energien sollen im Stadtgebiet weiter ausgebaut werden. Dafür soll in Wennemen ein vierter Solarpark entstehen - diesmal an der Bahnstrecke. Außerdem will die Stadt Meschede Photovoltaik-Anlagen auf ihren Gebäuden zulassen.
Der Solarpark in Wennemen ist nur klein im Vergleich zu denen an der A 46 in Stockhausen, Enste sowie auf der Deponie Frielinghausen.
In Wennemen sind 1350 Photovoltaik-Module geplant, die auf Ständern stehen. Zum Vergleich: In Enste stehen 22.000 Module. Immerhin sollen die Wennemer Module 420.000 Kilowattstunden an Strom im Jahr produzieren. Das reicht aus für 130 Haushalte. 174 Tonnen CO2 könnten eingespart werden. In Meschede machen die Solaranlagen auf freien Flächen schon einen Anteil von 25 Prozent an der gesamten Stromproduktion aus.
Viele Anfragen schon im Rathaus
Entstehen soll der Solarpark im Ruhrtal: Westlich des Sauerland-Radrings und südlich der Gleise der Oberen Ruhrtalbahn. Die Bahnlinie ist entscheidend wichtig für den Investor: Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sind die Netzbetreiber nur an wenigen Stellen verpflichtet, Strom aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu vergüten - eben entlang von Autobahnen und Bahnstrecken. Der Mescheder Ausschuss für Stadtentwicklung stimmte einstimmig dafür. Eine optische Beeinträchtigung auf die Häuser in Wennemen wird nicht befürchtet: Die Wohnbebauung sei durch die Bahn und den Bolzplatz getrennt.
Solaranlagen sollen auch auf den Dächern von städtischen Gebäuden entstehen. Eine Meldung in unserer Zeitung über diesen Plan hatte im Rathaus schon zahlreiche Anfragen ausgelöst. Die Stadt erarbeitet jetzt ein Konzept: Dabei wird geprüft, welche Dächer überhaupt für eine Photovoltaik-Anlage geeignet sind und wie viele Quadratmeter zur Verfügung stehen. Zum Jahresende startet dann ein Bewerbungsverfahren: Mögliche Betreiber müssen dann mitteilen, welchen klimapolitischen Nutzen ihr Verfahren hätte, was an CO2 eingespart würde - aber auch, welchen finanziellen Nutzen die Stadt davon hätte.
Keine zusätzlichen Anforderungen für Bauwillige
Antonius Vollmer (Grüne) regte an, dass auch die Stadt selbst in Solaranlagen investieren solle: „Wir sollten uns nicht zu schade sein, dieses Geld einzunehmen.“ Bürgermeister Christoph Weber lehnte das ab. Die Stadt habe dafür kein Geld, „sonst würden andere Investitionen zurückstehen“: „Wir haben als Stadt keinen Anlagedruck. Wir suchen nicht zwangsläufig nach den gewinnträchtigsten Anlagen.“
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Kämmerer Jürgen Bartholme sagte: „Die Investitionskosten müssen ja irgendwo herkommen.“ Kritisiert wurde die Anregung der Grünen, bei der Erstellung von Bebauungsplänen oder der Planung von Neubaugebieten eine Umsetzung als Solar- oder Energiesparsiedlung zu prüfen. Weber sprach sich gegen eine Erhöhung der Anforderungen für Bauwillige aus: „Es ist in Meschede nicht gewünscht, noch weitere Vorschriften zu machen.“ Dieter Berger (CDU) schloss sich an: „Dieser ewigen Gängelei“ sollte man nicht noch etwas draufsetzen.
SPD will Klimaschutzkonzept
Die SPD im Stadtrat hat jetzt die Aufstellung eines Klimaschutzkonzeptes beantragt. Ziel soll es sei, mehr regenerative Energien zu erzeugen und den CO2-Verbrauch zu verringern. Kornelius Kuhlmann nannte Beispiele, wie man das im Kleinen erreichen könne: So senke das Entsiegeln von Anwohnerstraßen die Oberflächentemperatur, bei Ausschreibungen sollten klimafreundliche Verfahren und Materialien eingefordert werden, die Alte Henne in Meschede sollte für den Autoverkehr gesperrt und als Radweg freigegeben werden. Windräder im Wald sollten verhindert, weniger Weihnachtsbaumplantagen angelegt werden.
>>>HINTERGRUND<<<
Im Mescheder Stadtgebiet werden 40.000 Kilowatt im Jahr an Leistung durch erneuerbare Energien erzeugt.
12.995 Kilowatt produzieren die insgesamt 716 Photovoltaik-Anlagen auf Dächern.
Jeweils 10.000 Kilowatt entfallen auf die sechs Windräder sowie die drei Solarparks.
5058 Kilowattentstehen in den 18 Wasserkraftanlagen.
Zehn Biomasse-Anlagen produzieren 1889 Kilowatt.
80 Kilowatt erzeugt die Deponiegas-Anlage.